Glorreiche Vergangenheit: Portoro(z) war zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben Grado und Opatija Treffpunkt der feinen Gesellschaft aus Österreich.
Glorreiche Vergangenheit: Portoro(z) war zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben Grado und Opatija Treffpunkt der feinen Gesellschaft aus Österreich. © KK
Im Kristallsaal, wo einst Prinzen tanzten, wird heute gefrühstückt.
Im Kristallsaal, wo einst Prinzen tanzten, wird heute gefrühstückt. © KK
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Der Look von anno dazumal als Erinnerung an die Historie.
Der Look von anno dazumal als Erinnerung an die Historie. © KK

Es war zum Weinen: In den 90er-Jahren glitt der Blick des Portorož-Reisenden vom kubusartigen kommunistischen Zweckbau mit dem beschönigenden Namen „Grand Hotel“ auf eine dem Verfall preisgegebene Bruchbude imperialen Maßstabes. Das Original schien dem Untergang preisgegeben. Etliche Jahre später, 2008, folgte die Wiederauferstehung des ersten Hauses am Platz unter der Flagge des Luxusresortbetreibers Kempinski. Dieser Tage feiert das Hotel mit höchst wechselvoller Geschichte sein 110-jähriges Jubiläum.
Rückblende: Ende August 1910 wurde das für damalige Zeit riesige Palasthotel – nach dem Excelsior in Venedig war es das zweitgrößte der Adria – in Portorose eröffnet. Das spiegelglatte Meer in der von einer Landzunge eingerahmten Bucht lockte die feine österreichische Gesellschaft an. Ein Netz von Eisenbahnlinien rückte Wien und Graz der Adria ganz nahe. Das royale, aristokratische und anderwärtig privilegierte Publikum zog es in Scharen an die Meeresgestade und, oft aus therapeutischen Gründen, ins solehaltige Meerwasser des Rosenhafens.
Johann Eustacchio – im friulanischen Buja geborener Architekt, ausgebildet an der Technischen Hochschule Graz – erhielt den Auftrag, das kolossale Gebäude, das Stilelemente des Historismus, der Neorenaissance und der Wiener Secession aufgriff und zur Zeit der Eröffnung als das prachtvollste der ganzen Oberen Adria galt, zu bauen. Seine Architektur macht das Haus zu einem Unikat, das auch heute noch, obwohl zwischenzeitlich komplett entkernt und bis auf die denkmalgeschützte Fassade von Grund auf neu errichtet, viel Geschichte atmet.
Hier tanzte Franz Ferdinand von Österreich, in Sarajevo ermordeter Thronprinz, durch den Kristallsaal, wo heute die Gäste ihr Frühstück einnehmen. Schon vier Jahre nach der Eröffnung ging mit dem Ersten Weltkrieg nicht nur die Donaumonarchie unter, sondern endete auch die glanzvolle Historie der österreichischen Riviera jäh.
Danach kam der Tourismus zum Stillstand, das Hotel wurde geplündert. Während des Zweiten Weltkriegs zweckentfremdeten deutsche und später jugoslawische Soldaten das einst imperiale Haus. 1951 nach zweijähriger Sanierung wiedereröffnet, wurde es in den 1960er-Jahren zum Anziehungspunkt für Staatsmänner und Filmstars wie Sophia Loren, Namenspatin für eines der Hotel-Restaurants.
Später residierte hier das erste Spielcasino des kommunistisch regierten Slowenien. Das Haus diente als Kulisse für Filme und als bevorzugte Unterkunft des Diktators Josip Broz Tito. In den 1970er-Jahren wurde der offene Zugang zum Meer von Zweckbauten verstellt, bis heute ein wunder Punkt. In den 1980er-Jahren verschlechterte sich der Standard des Hotels weiter. Jeder Schließung folgte eine Wiedereröffnung und erneute Sperre. Australische Glücksritter scheiterten beim Versuch der Wiederbelebung des historischen Gemäuers.
Vor 18 Jahren suchte dann die Gemeinde Piran international nach einem Partner für Renovierung und Vermarktung des Hauses. Schlussendlich pachtete die slowenische Istrabenz Holding das alte Palace Hotel für 99 Jahre, 2005 begann die Renovierung. Drei Jahre und 70 Millionen Euro später der Neustart – ein Happy End für die Bruchbude von einst.