„Langer Anstieg und schwierig (...) einige Stellen 55 bis 60 Grad steil, Lawinen (...) sehr viel Schnee und Eis (...) sehr schlechte Schneeverhältnisse (...)“ So liest sich ein Tourenbericht aus der Himalayan Database, wenn Marko Prezelj in den Bergen war.

Mit einer neuen Route in der Nordwand des 8188 Meter hohen Berges Cho Oyu in Nepal hat er 1988 eine Erstbegehung in einer der großen Himalaya-Wände geschafft. 1992 gelang ihm am Kangchendzönga (8476 Meter) gemeinsam mit Andre (S)tremfelj die Erstbegehung einer Route im Alpinstil am Südpfeiler. Dafür wurde dem slowenischen Weltklasse-Alpinisten der „Alpin-Oscar“ Piolet d’Or verliehen – als einer von nur zwei Bergsteigern weltweit hat er diesen Preis vier Mal erhalten. Jetzt wurde er für seine kühnen Unternehmungen mit dem Paul-Preuss-Preis ausgezeichnet – die Weltklasse, angeführt von Reinhold Messner und Alpinist Joe Bachler, zollte dem bescheidenen Slowenen dafür im Messner-Mountain-Museum bei Bozen Respekt.

Meilensteine

Außerhalb der Szene und seines Landes ist der 58-jährige Alpinist, Bergführer und Familienvater aus Kamnik aber kaum bekannt – dabei hat er alpinistisch Meilensteine gesetzt. Dass er so geworden ist, ist seinem Land geschuldet: „Das ist geografisch beeinflusst“, sagt er und fügt hinzu: „Alpinismus ist in Slowenien eine Kultur, es ist Teil unserer Identität.“ Und wer in Slowenien in den Bergen ist, weiß wovon Prezelj spricht: Zwischen Kamniker/ Steiner und Julischen Alpen strömen die Sloweninnen und Slowenen in die Berge und kehren dabei gerne in ihren vielen Hütten ein – dort trinkt man Kava (Kaffee) und isst gerne Štruklji (eine Süßspeise). Prezelj sieht die slowenische Bergkultur in der ausklingenden Habsburgermonarchie des 19. Jahrhunderts begründet: „Unsere Identität lag damals in den Bergen“, sagt Prezelj, der seine erste richtige Bergerfahrung im Alter von sechs Jahren am Kamniški Vrh (1259 m) machte: „Von unserem Haus konnten wir diesen Berg sehen. Das ist die erste Tour, an die ich mich stark erinnere und die mein Leben veränderte.“ Die Neugierde und die Lust auf Abenteuer trieb ihn immer an: „Es muss etwas Unbekanntes sein.“ Der Reiz mache für ihn aus, wenn man nicht wisse, ob es klappe.

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„Es ist eine Frage, wie man etwas macht“

Überfüllte Gegenden wie das Gebiet rund um den höchsten Berg Sloweniens, den Triglav (2864 m), liegen ihm weniger. Der Tourismus investiert viel in Wege und Klettersteige – das ist nicht sein Ding, aber der Prozess ist unumkehrbar. Er wolle nicht elitär wirken, aber für ihn ist weniger mehr: „Es ist eine Frage, wie man etwas macht.“ Er hat er immer hohe Ansprüche an seine Touren gestellt: Vor allem das Mixed-Climbing, eine Kombination von Eis und Fels, ist sein Element.

Unterwegs in den Julischen Alpen
Unterwegs in den Julischen Alpen © Marko Prezelj

Prezelj sieht sich auch als Lehrer: Luka Lindič und Luka Stražar sind zwei der sehr starken Slowenen, die Prezelj unterstützte. Mentor zu sein, sei für ihn heute eine der wichtigsten Aufgaben. Beide Alpinisten haben bereits einen Piolet d’Or gewonnen, Stražar sogar zweimal. Dass er auch Ehemann und Vater von zwei Söhnen ist, veränderte auch sein Hochrisiko-Bergsteigen: „Dadurch habe ich meinen Anspruch nicht geändert. Es ist eher so, dass man sein Leben anders organisieren muss. Ich habe mich auch nie schuldig gefühlt, in die Berge zu gehen. Aber es hatte mehr Bedeutung, nach Hause zu kommen.“

Marko Prezelj wurde im September auf Schloss Sigmundskron bei Bozen der diesjährige Paul-Preuss-Preis verliehen. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger sind Alexander Huber, Catherine Destivelle oder Hanspeter Eisendle
Marko Prezelj wurde im September auf Schloss Sigmundskron bei Bozen der diesjährige Paul-Preuss-Preis verliehen. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger sind Alexander Huber, Catherine Destivelle oder Hanspeter Eisendle © Andreas Kanatschnig