Es ist ein Ort, der unerwartet daherkommt. Um zwei große Teiche gruppieren sich akkurat gestutzte Rasenflächen, gut gefüllte Restaurantterrassen, zwei spektakuläre Kirchen und mehrere Hotels. Menschen flanieren über Brücken, stecken ihre Köpfe in kleine Holzhäuser und treiben in Ruderbooten übers Wasser. Das "Etno Selo Stanišić" ist das größte der in den vergangenen Jahren auf dem Balkan populär gewordenen Ethnodörfer. In diesen künstlich errichteten Ortschaften werden ursprüngliche Architektur, Handwerk und Tradition für die Besucher hautnah erlebbar dargestellt.
Rund drei Kilometer außerhalb der 100.000 -Einwohner-Stadt Bijeljina weit im Nordosten Bosniens bildet das Lebenswerk des lokalen Unternehmers Boris Stanišic einen Anziehungspunkt über die Landesgrenzen hinaus. Nicht nur die Größe und das Angebot – von Konferenzsälen über ein Wellness-Zentrum bis zum Streichelzoo – unterscheiden diese Anlage von Vergleichbaren. Auch, dass sie weder landschaftlich noch architektonisch in die Umgebung passt, ist außergewöhnlich. Der geschichtsinteressierte und gläubige Stanišić sammelte den Großteil der historischen Exponate und die Pläne für die Nachbauten auf seinen Reisen durch Zentralbosnien. Mit dem Dorf, dessen Errichtung 2003 begann, wollte er unter anderem zeigen, dass die serbisch-orthodoxe Religion vor dem Kommunismus in Bosnien und Herzegowina ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen und bürgerlichen Lebens war.