Real Madrid? FC Barcelona? FC Valencia? Alles falsch. Der älteste Fußballklub Spaniens ist der Real Club Recreativo de Huelva aus Andalusien. Der aktuell drittklassige Verein wurde 1889 von einem britischen Minenarbeiter gegründet. Auch in der Mannschaft waren bis auf zwei Spanier alle britischer Herkunft. Diese Dichte an „Legionären“ hatte direkt mit der Bergbautradition zu tun, denn die britische Rio Tinto Company Limited erwarb 1873 die Konzession für den Gold-, Silber- und Kupferabbau in der Region.
Der neue Eigentümer sanierte mit dem Kaufpreis die damals kurz vor dem Staatsbankrott stehende spanische Republik, bescherte dem Hinterland Huelvas eine Eisenbahnverbindung bis an den Atlantik und zog jede Menge Arbeiter aus Großbritannien an, die in ihrer kargen Freizeit die Fußballtradition in Spanien begründeten.
Wo die Erde blutet
Neben sportlichen hinterließ man aber auch landschaftsbildprägende Spuren. Fährt man von der schmucken Küstenstadt Huelva oder der imposanten Kulturmetropole Sevilla nach Aracena im Norden, kommt man durch das Bergbaugebiet von Minas de Riotinto. Richtigen Ort gibt es keinen, dafür tiefe, von meterhohen Abbaustufen eingerahmte Krater, mächtige Hügel und Halden aus Aushubmaterial und Fließbänder, die sich über Straßen und Geländekanten spannen.
Die einstigen Arbeitersiedlungen aber sind längst verschwunden, die Mine, läuft nur noch im Schmalspurbetrieb. Statt Bergbaukumpel tummeln sich heute Besucher im Revier. Auf sie warten ein kleines Museum, ein kurzer Stollen und eine Fahrt mit dem alten Minenzug.
Andere Welt hinter der Holztüre
Auf Holzbänken sitzend ruckelt man in quietschenden Waggons vorbei an aufgelassenen Rampen, zerfallenen Häusern und rostigen Zugrelikten entlang des Rio Tinto („Roter Fluss“). Der heißt nicht zufällig so. Sein Wasser changiert zwischen Rostrot, Blutrot und Violett. Dieses Farbenspiel ist Folge der hohen Konzentration an Eisensalzen, Sulfaten und giftigen Schwermetallen aus dem Bergbau. Aufgrund des hohen Säuregehalts überleben darin nur Mikroorganismen. Ein Spezialbiotop, das heute Naturschutzgebiet ist und Astronauten als Testgelände dient, da die Bodenzusammensetzung jener auf dem Mars ähnelt.
Auf einen anderen Planeten „gebeamt“ fühlt man sich auch in Aracena. Die Dislokation startet hinter einer Holztüre gleich neben der Kirche. Im Hinterzimmer eines Stadthauses liegt der Eingang in das Tropfsteinhöhlensystem der Gruta de las Maravillas. Die erste Höhle in Spanien, die im Jahr 1914 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Der knapp 1,5 Kilometer lange Rundweg führt über drei Etagen, kleine Brücken und Treppen in bis zu 40 Meter hohe Hallen.
Weiter nach Portugal
Ebenfalls Fels, ebenfalls von der Natur geformt, aber direkt am Meer: Knapp hinter der spanisch-portugiesischen Grenze wartet ein von Wind und Wellen zerfressener Küstenabschnitt mit kilometerlangen, staubzuckerfeinen Sandstränden und spektakulären schroffen Felsformationen auf. Nicht umsonst zählt die von 3000 Sonnenstunden pro Jahr „beheizte“ Algarve zu den beliebtesten Urlaubsregionen der Iberischen Halbinsel.
Den besten Überblick verschaffen kann man sich im freien Fall aus 4000 Meter Höhe: Fallschirmspringer finden hier ausgezeichnete Flugbedingungen und Aussichten auf Serra und Strände. Oder man paddelt auf Augenhöhe mit dem erfrischend kühlen Atlantik entlang der von kleinen Buchten und Höhlen durchlöcherten Sandsteinsteilküste. Besonders eindrucksvoll beispielsweise zwischen Carvoeiro und Benagil. In den Bars der Ferienorte laufen die Fernseher im Dauerbetrieb. Gezeigt wird Fußball. Aus England.
Klaus Höfler