Nachmittags im Hof des Hotels Stern im Tiroler Obsteig. Normalerweise findet hier jeder zwischen der großen Wiese mit Fußballtoren, Sonnenliegen und Sitzgarnituren, dem Spielplatz und den Wegen, auf denen meist nur mit Bobbycars und Laufrädern umhergeflitzt wird, ein feines Plätzchen. Kurz vor 17 Uhr wird es aber gedrängt. Der beliebteste Programmpunkt des Tages steht an: die Fütterung der Tiere im Streichelzoo. Opa Toni – kein Verwandter, sondern ein langjähriger Freund der Familie – ist neben den Vierbeinern der Publikumsliebling. Er ermutigt zum Mithelfen, teilt Informationen und achtet auf die Sicherheit der kleinen und großen Besucher. Die Ponys, die hier an ihrem Abendessen zupfen, sind am nächsten Tag wieder im Einsatz. Fachkundig gesattelt können sie von den Gästen ausgeliehen werden. Während die Erwachsenen wandern, wird der Nachwuchs mittelhoch zu Ross geführt.
Der Stern liegt im Landschaftsschutzgebiet Mieminger Plateau, 45 Minuten westlich von Innsbruck. Die Kulturlandschaft aus Wiesen mit hohen Lärchen wird von den Einwohnern mit Liebe gepflegt. Würde der Mensch nicht eingreifen, würde der Mischwald die offene Landschaft inmitten hoher Bergkämme schnell dominieren. Auch der Stern trägt zum Erhalt bei: Im Oktober kann man bei einem Aufenthalt sogar bei der Aufforstung mithelfen.
Motivieren statt missionieren
Das Traditionshaus selbst existiert seit 1509 und hat in seiner bewegten Geschichte viele Wandlungen vollzogen. Seit René Föger den Betrieb übernommen hat, setzt er auf nachhaltigen Alpintourismus gepaart mit Familienfreundlichkeit. Ein Rezept, das aufgeht. Während andernorts immer noch Berghänge für Skilifte gerodet werden, wirbt Föger mit seinen „Larchwiesen“. „Wir müssen an die Zukunft denken. Das Schutzgebiet ist der neue Skilift“, wird er nicht müde zu betonen. Föger, vierfacher Vater, will animieren, nicht missionieren. „Nachhaltigkeit kann Spaß machen“, ist er überzeugt.
Schon beim Einchecken bekommen die Kinder eine Liste für eine Art Schnitzeljagd überreicht. Mit umweltschonendem Verhalten sammelt die ganze Familie Punkte: Ob für die Anreise mit der Bahn (für die es übrigens auch ermäßigte Zimmerpreise gibt), die Wahl der vegetarischen Alternative beim Abendessen oder das Duschen vor dem Sprung ins Hallenbad.
Waldbaden und Baumhäuser bauen
Erlebnisse im Landschaftsschutzgebiet sind das Markenzeichen des Hauses. Neben Klassikern wie Wandern und Mountainbiken kann man hier auch Waldbaden (angeleitete Achtsamkeitsübungen), Mundräubern (Essbares in Wald und Wiese finden), Baumhäuser bauen oder den wilden Abenteuerspielplatz im Wald erkunden. Ausgeruht wird in modernen, großzügigen Zimmern, deren Möbel aus der Tischlerei des Dorfs kommen und natürlich aus Lärchenholz sind.
Dem elterlichen Blick, der geübt darin ist, potenzielle Gefahrenquellen zu erkennen, fällt dabei positiv auf, dass nichts Unnötiges in Reichweite kleiner Hände umhersteht. Dagegen werden Gitterbetten, Hochstühle, Buggys und andere nützliche Dinge für Familien bereitgestellt. Der Stern in Obsteig schafft so den Spagat zwischen designstarkem Komforthotel mit ursprünglicher Bauernhofanmutung. Ein nachhaltiger Geheimtipp für Familien, die das Draußensein lieben.