Mit einem Lächeln im Gesicht empfängt Garmada am Flughafen von Denpasar, der Hauptstadt von Bali, eine der bekanntesten Inseln Indonesiens. Gekleidet in der Landestracht mit einem langen Sarong, dem traditionellen Wickelrock, mit den gefalteten Händen vor dem Körper und den Worten „Om Swastiastu!“ begrüßt der Guide. Er wird mit uns tief in das Leben und die Kultur der Balinesen eintauchen. Die Urlaubsinsel geizt nicht mit traumhaften Sandstränden, atemberaubenden Landschaften mit zwei aktiven Vulkanen und immergrünen Dschungel. Dennoch fällt sofort die Freundlichkeit der Menschen der Insel auf. Bali ist hinduistisch geprägt und das Leben der Bevölkerung voller Traditionen und Rituale.
Unterwegs in den Osten der Insel durch den immer dichten Hauptstadtverkehr bemerkt man viele Haustempel, die meist größer als die eigentlichen Wohnhäuser sind. Bali wird zurecht als „Insel der Tausend Tempel“ bezeichnet. Einige der täglichen Rituale sind auf ganz Bali sichtbar, kleine Bambuskörbchen als Gabe für die Götter etwa.
Andere finden ihren Ausdruck in tagelangen Zeremonien in den vielen Tempelanlagen des Landes. Beim Besuch des bedeutendsten hinduistischen Heiligtums, dem Pura Besakih am Fuße des nach wie vor aktiven Agung-Vulkans, drängen sich die Gläubigen in einer Anlage von 52 einzelnen Tempeln. Berge und Vulkane nötigen Respekt ab, verschiedene Gottheiten sitzen auf den Feuerbergen und bewachen die Insel. Die Menschen bringen Opfergaben, weil sie die Götter gnädig stimmen wollen. Um sich auf die geheimnisvolle Geisterwelt der Vulkaninsel einzulassen, sollte man die typisch westliche Denkweise ablegen: Hier bekämpfen sich Gut und Böse nicht nur, sondern ergänzen einander und halten so die Welt im Gleichgewicht.
Hollywood hat Bali als perfekte Filmkulisse für die Trauminsel schlechthin schon vor Jahren entdeckt. 2010 verliebte sich Julia Roberts in „Eat, Pray, Love“ und mit George Clooney als Roberts filmischen Ex-Ehemann zeigt sich die Insel von ihren schönsten Seiten in der 2022 erschienenen romantischen Komödie „Ticket to Paradise“. Dort spielt eine der vielen Szenen beim Tempel Tanah Lot an der Südküste.
Der Rest wurde eigentlich in Australien gedreht – aufgrund der strengen Coronaauflagen zur Zeit der Dreharbeiten. All diese Filme und die vielen Bilder auf Instagram haben zu der wachsenden Beliebtheit Balis als Ferieninsel beigetragen. Da kann es vorkommen, dass sich Besucher für ein Foto mit den ikonischen Tempeltoren im Hintergrund oder einer Strandschaukel stundenlang anstellen, nur um eines der berühmten Bilder nachzustellen. Die Regierung Balis will nun sogar ein Handbuch für Besucher mit Benimmregeln auflegen. Den Bewohnern gelten Tempel, die Banyan-Bäume, Tiere wie zum Beispiel die Affen, bestimmte Berge und die Vulkane als heilig – ihr Glaube ist einzigartig und soll so geschützt werden. Beim Besuch von religiösen Anlagen sind etwa ein Sarong und das Bedecken der Beine und Schultern vorgeschrieben. Eine Bitte, der wir gerne nachkommen.
Guide Garmada erzählt in perfektem Deutsch, dass er als siebtes Kind in seiner Familie eigentlich mit einem anderen Namen geboren wurde: „Dagel“. Doch im Alter von fünf Jahren erkrankte er, die Eltern beteten für seine Genesung und Priester rieten der Familie, dem kleinen Buben einen neuen Namen zu geben: „Garmada“. Schamanen und Priester spielen im Leben der Menschen eine wichtige Rolle, „der Körper ist ein Kosmos im Kleinen und die Natur wird mit Festen gnädig gestimmt“, erklärt der Guide. Der Dankbarkeit wird im täglichen Leben Ausdruck verliehen – eine schöne Geste, die wir gerne mit nach Hause nehmen.
Bis es so weit ist, geht die Rundtour von Tempel zu Tempel und die Fahrt in das Innere des Landes weiter. Im Künstlerstädtchen Ubud, dem spirituellen und touristischen Zentrum der Insel, gibt es zahlreiche Cafés, Galerien und Shops. Außerdem ist Ubud ein wahres Mekka für Yoga-Fans, Vegetarier und Veganer. Für Familien bieten sich der Affenwald und Raftingtouren am Fluss durch den Dschungel an. Entspannung, Kulinarik und Wellness bieten die vielfältigen Hotels mit luxuriösen Villen und gefühlt endlosen Pools mit Aussicht.
Für Ausflüge in die ruhigeren Gegenden gehört eine Tour im VW Kübelwagen einfach dazu. Eine der Routen verläuft entlang der kunstvoll angelegten Reisterrassen von Jatiluwih, das bedeutet „wunderschön“ auf Balinesisch. Im Jahr 2012 wurden die Reisterrassen auf Bali sogar in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.
Die Balinesen selbst bezeichnen sie auch gerne als die Himmelstreppen der Götter. Und diese Götter sind gnädig gestimmt und man versteht, warum für viele Menschen aus einem Urlaub auf Bali eine lebenslange Verbundenheit wird. „Om shanti shanti om“ – den Gruß für Frieden und Harmonie gibt uns Garmada zum Abschied mit auf den Weg.