Ich schippere auf einem Katamaran vor der Küste von Alicante, lausche dem Meer, genieße ein Glas Cava und denke mir: „Soll ich einfach hierbleiben?“ Denn wenn die gebürtige Französin und Bootsbesitzerin Fanny enthusiastisch von ihrem neuen Leben an der Costa Blanca erzählt, gerät man wirklich in Versuchung, es ihr einfach nachzumachen.
Die „weiße Küste“ mit ihren unzählbaren Stränden und Buchten erstreckt sich über gut 220 Kilometer von Dénia im Norden bis Pilar de la Horadada im Süden. Die Hauptstadt Alicante liegt sozusagen als Zentrum fast in der Mitte. Zum Bummeln unter Palmen lädt die Explanada de España ein. Die rund einen Kilometer lange Promenade ist mit 6,6 Millionen Mosaiksteinchen in weißem, rotem und schwarzem Marmor wellenförmig gepflastert. Zugegebenermaßen nicht nachgezählt.
Selbst wenn man kein Frühaufsteher ist – der wunderschöne Sonnenaufgang ist es wert, auch nach einer kurzen Nacht an den Strand „Playa del Postiguet“ zu gehen. Unglaublich, wie schnell die Sonne den Horizont erklimmt und mit den Möwen um die Wette eifert.
Hoch oben thront auch das Wahrzeichen der Stadt: das Castell de Santa Bárbara, das bereits im 9. Jahrhundert von den Mauren errichtet und von den Spaniern bis ins 16. Jahrhundert stetig erweitert wurde. Der Aufstieg zur Burg (es gibt auch einen Lift) hat es in sich, aber der Ausblick macht die Anstrengungen wieder wett.
Wer von Strand und Meer eine Pause machen will, setzt sich einfach in die Tram, die die Fahrgäste in kurzer Zeit nach Benidorm bringt. „Beni York heißt die Stadt unter den Heimischen“, erklärt Reiseführer Antonio. Der Grund ist offensichtlich. Wolkenkratzer konkurrieren um die beste Aussicht auf das Meer.
Ab Benidorm wird es sportlich: Mit dem E-Bike geht es – teilweise am Strand entlang – über Albir in das Örtchen Altea. Kleine Kunsthandwerksgeschäfte in engen Gässchen laden zum Souvenir-Shoppen ein. Und ein Wunder ist geschehen: Als passionierte Nicht-Radfahrerin habe ich den E-Bike-Ausflug unfallfrei überstanden.
Irmgard Hrast