Gerade zurück vom Meer. Tagsüber noch in der Adria gebadet, abends die Pullover ausgepackt. Der herbstliche Ausflug auf die kroatische Insel Krk geht bereits als "Wintercamping" durch, denn fast alle Plätze sperren bereits Mitte, Ende September zu. Italien und Slowenien sind für Camper an der Adria jetzt geschlossen, aber in Kroatien bleiben viele Plätze inzwischen das ganze Jahr über geöffnet. Was verleitet einen dazu, auch bei kühlen Temperaturen nicht im Hotel, sondern im Wohnmobil zu nächtigen?
Zum Ersten die Natur: Nichts geht über den Blick aufs weite Meer, ohne Einschränkung des Sichtfelds, eingehüllt in warme Jacken und Decken, einen Becher mit heißem Tee zwischen den Fingern.
Zum Zweiten die Landschaft: Wandern und Radfahren sind im Süden auch im Herbst und Winter möglich. Den Drahtesel und die Wanderkluft hat der geübte Camper stets dabei.
Zum Dritten der Luxus des modernen Reisemobils: Heizung, Warmwasserboiler, Klimaanlage. Der Chausson ist geräumig, großes "Wohnzimmer" dank hochfahrbarem Bett, viel Stauraum, auch für dicke, fallweise feuchte Kleidung.
Zum Vierten der Service eines guten Wintercampingplatzes: geheizte Waschhäuser, kurze Wege, warme Speisen und heiße Getränke auch zur kalten Jahreszeit.
Zum Fünften: Das Zuhause ist immer mit dabei. Heimat in der Fremde sozusagen.
Der größte Vorteil aber: Man hat Strände und Orte (fast) für sich allein. Kein Vergleich mit dem Strom der Abertausenden, die sich im Sommer um jeden Zentimeter "Freiheit" auf überfüllten Plätzen raufen.
Per Rad oder per pedes
Zurück also nach Krk. Das "Ježevac Premium Camping Resort" liegt nur zehn Minuten zu Fuß entfernt von der Stadt. Am Hafen warten der übliche gegrillte Tintenfisch und die Pizza, im Ortsinneren, nahe der Kirche, das Lokal "Frankopan". Innerhalb nur einer Woche werden wir zu Stammgästen. Wir lassen uns nicht lumpen und verspeisen die 3,6 Kilogramm schwere Zahnbrasse, die der Freund des Kellners gefangen hat, das Tartar-Dreierlei von Meeresfrüchten, rohe und gegrillte Garnelen, Venus- und Miesmuscheln sowieso. Der dalmatinisch zubereitete Mangold zum Fisch ist ein Gedicht.
Tagsüber Bewegung, zu Fuß und per Rad. Nach Baška im Süden der Insel, mit traumhaften Ausblicken vom Berg in die Bucht. Nach Vrbnik im Osten, mit der Sonnenterrasse des "Nada", auf der die lokale Spezialität, der trockene Žlahtina-Wein, feilgeboten wird. Und nach Malinska im Nordwesten, im Winter beschaulicher Startpunkt für eine Tour entlang der Strandpromenade, die sich kilometerlang in Richtung Njivice zieht.
Die Abende klingen im "Volsonis" mit Longdrinks aus. Tags, wenn die Sonne noch wärmt, lassen sie sich auch gut im "Secret Garden" der Bar schlürfen. Dort, aber auch im Keller überraschen die römischen Mauern, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit.
Auch hier werden wir zu Stammgästen, auch hier macht uns der Kellner zu seinem persönlichen Anliegen. "Wir kommen wieder", versprechen wir zum Abschied. "Ich freue mich", tönt es zurück. Schon suchen wir nach dem nächsten Zeitloch im Kalender. Bevor die Massen wieder kommen.
Claudia Gigler