Konversation zu betreiben, ist leicht, auf dieser königlichen „Insel“ aus Stahl, in den Farben schwarz, weiß und rot gehalten, die seit dem Jahr 2010 durch die Weltmeere schippert. Persönlich getauft von ihrer Namensgeberin: Queen Elizabeth II. Wobei schippern wohl ein wenig zu flapsig klingt für das majestätische Kreuzfahrtschiff, auf dem britische Traditionen gelebt, nein zelebriert werden.
„From where do you come from?“ Gordon, das Gegenüber in einem der 16 Aufzüge, welche die Decks miteinander verbinden, ist begeistert, als er „Austria – Österreich“ vernimmt. Er komme aus Liverpool, lässt er wissen. Ahhh! Dort gibt es ja einen berühmten Fußballklub, den FC Liverpool, weiß man sich in die Konversation einzubringen und hängt noch an „Premier League – Erste Liga“. Die Antwort ist kurz und bestimmt: „No, we have two.“ Auch den FC Everton. Zwei also. Lebenslanges Lernen ist auch auf den Weltmeeren angesagt – in diesem Fall im Mittelmeer, wo es in acht Tagen von Barcelona nach Villefranche in Frankreich über Rom, Neapel und Palma de Mallorca wieder zurück in die katalanische Hauptstadt geht.
Eintauchen in eine andere Welt des Reisens
Dass ein Kreuzfahrtschiff der Luxusklasse ein Eintauchen in eine andere Welt des Reisens ist, wird schon beim Einschiffen deutlich. An der Pier wird gekühltes Zitronenwasser gereicht. Eine Wohltat bei den schwülen Temperaturen im Hafen von Barcelona. Gefühlt alle zwei Meter steht ein Crewmitglied des Luxusliners der Cunard-Reederei. Freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend, zurückhaltend. Der Gast auf der QE, wie das Schiff kurz genannt wird, soll sich wohlfühlen, seine Zeit an Bord genießen. Das machen die knapp 1700 Passagiere, vorwiegend aus Großbritannien, den USA, Kanada und Australien auch. Viele von ihnen sind schon seit Wochen auf dem Schiff.
Catherine ist in Vancouver an Bord gegangen, sie kommt aus Australien, liebt Kreuzfahrten. Auf der QE ist sie nicht das erste Mal. Mit einer amerikanischen Freundin ist Catherine unterwegs, erzählt sie – und genießt es. Sogar so sehr, dass sie nach dieser ersten Mittelmeerwoche auch noch eine zweite anhängt, ehe es wieder zurück nach Australien geht. Auch Patricia ist schon in Vancouver an Bord gekommen. Ihren Berufsalltag verbrachte sie als Busfahrerin in New York, in ihrer Pension gönnt sie sich ihren Lebenstraum auf der Queen Elizabeth.
Zeit, um das Schiff zu entdecken
Über zwölf Decks erstreckt sich das 294 Meter lange und 32 Meter breite Schiff. Auf Deck 3, dem Promenaden-Deck, kann man seiner Jogging- oder Walking-Leidenschaft frönen, ist es doch das einzige, auf dem man das Schiff umrunden kann. Schafft man es dreimal, hat man eine Meile, knapp 1,6 Kilometer, in den Beinen. Sportlich geht es auch auf Deck 11, dem Sportdeck, zu, wo Paddle-Tennis, Shuffleboard oder Krocket auf dem Programm stehen.
Will man übrigens alle Decks genau erkunden, ist ein gewisses Maß an Kondition kein Fehler – schließlich sind Hunderte Meter zurückzulegen, um von vorn nach achtern (hinten) und wieder retour zu kommen. Doch es gibt genügend Bereiche zum Ausruhen, die wunderbare Commodore-Lounge mit herrlichem Rundum-Blick, die Garden Lounge, die Kew Gardens in London nachempfunden ist, oder die Midship Bar mit ihren 80 Gin-Sorten und einem wunderbaren „Rosenkavalier“-Cocktail. Es ist gediegen-exklusiv. Gäste, die es noch exklusiver haben wollen als jene in den Balkonkabinen, checken in den Suiten der Queens- und Princess-Lounge mit eigenen Restaurants ein.
Britische Traditionen werden aktiv gelebt
Langsam füllen sich die Tische im Queens Room. Es ist 15 Uhr und der traditionelle Afternoon Tea ist angesagt. Kellner in weißen Jacketts servieren Scones, Clotted Cream (zu weicher Butter geschlagener Rahm), Erdbeermarmelade und Sandwiches. Eine willkommene Stärkung für das beliebte Bingo, das im Golden Lion, einem irischen Pub, stattfindet.
Für die Passagiere wird Unterhaltung großgeschrieben – bei Gala-Diners, wo die Abendkleidung auch einmal den Mottos „Schwarz-Weiß“ oder „Maskenball“ angepasst wird. Ballkleider und Anzüge sind auch abends im Queens Room, dem großen Ballsaal, angesagt, wo Tanzpaare über das Parkett schweben. Zwei Paare interpretieren den Rhythmus allerdings etwas eigenwillig. Macht nichts, die Freude am Tanzen überwiegt. Foxtrott, Walzer, Rumba oder Cha Cha Cha, alles ist dabei. Wendy Olsen ist Mastermind der „Dancers at Sea“ und seit mehr als 20 Jahren Reiseveranstalterin für Ballroom-Dancers und bringt ihre Gäste nur auf Luxusschiffe wie die Queen Elizabeth.
Showtime heißt es im Royal Court Theatre täglich. Über vier Decks erstreckt sich der Raum für 800 Gäste im vorderen Bereich des Schiffs. Das Theater dient auch als Sammelpunkt für Landausflüge, die man an Bord buchen kann. Doch auch auf eigene Faust loszuziehen, ist interessant. Alles hat seinen Reiz – und ist unproblematisch, werden doch manchmal Shuttlebusse vom Pier in die Stadtzentren angeboten. Neues nimmt man überall mit: an Land und von Vorträgen an Bord, wo man in die Meeresbiologie ebenso eintauchen kann wie in Wissenswertes über Graffiti-Kunst.