Manchmal – und in Multikrisenzeiten wie diesen auch öfters – möchte man einfach von der Erdoberfläche verschwinden. Ein Ort, der dafür wie geschaffen scheint, ist die Stadt Guadix im Süden Spaniens. Die hat alles, was man so braucht: die Kulisse der Sierra Nevada, honorige Adelspaläste, einen arkadenbestandenen Renaissance-Platz, eine Kathedrale, eine maurische Festung.
Und von dort oben kann man es dann sehen – das Höhlenviertel. Das „Barrio de las Cuevas“ liegt etwas außerhalb des Zentrums und zählt rund 2000 unterirdische Wohnungen, in denen bis heute mehr als 5000 Menschen leben. Aktuell beherbergen sie zunehmend Restaurants und Hotels. Die Höhlen sollen im 15. Jahrhundert in das weiche Tuff- und Lössgestein gegraben worden sein und reichen vom einfachen Unterschlupf bis zur Untergrund-Villa.
Keine Heizung, keine Klimaanlage
Weiße Vorbauten und Kamine für die Luftzufuhr verbinden sie mit der Oberwelt. Satellitenschüsseln künden heute von modernen Annehmlichkeiten, Klimaanlagen oder Heizungen haben sie dennoch nicht. Auf die kann man getrost verzichten, denn in den weiß getünchten Räumen hat es das ganze Jahr über rund 20 Grad Celsius.
Eine der unterirdischen Behausungen an der Plaza Ermita Nueva wurde zu einem Museum umgebaut, in dem Alltagsgegenstände und Mobiliar zeigen, wie Menschen in den Höhlen einst lebten.