Wenn man an Städtereisen nach Italien denkt, dann an Mailand, Rom, Venedig oder Pisa. Vielleicht auch noch an Bologna, Florenz oder Verona. Aber wohl nicht an Brescia. Viele kennen davon nur die Autobahnabfahrt, um an die Westküste des Gardasees zu gelangen.

Eine Reise wert ist Brescia vielleicht für die Grazer Verkehrsverantwortlichen, denn es ist die kleinste Stadt Europas mit einer U-Bahn. Eine Linie gibt es, 15 Stationen von Süd bis Nord, 2013 wurde sie eröffnet und hat 750 Millionen Euro gekostet, was auch dort für große Diskussionen gesorgt hat. Doch Brescia (sprich Breescha) kommt nicht nur deshalb viel größer daher, als es ist – nämlich gerade einmal 200.000 Einwohner stark.

Fünf historische Plätze reihen sich im Zentrum direkt nebeneinander, auf ihnen und in den Straßen dazwischen herrscht reges Treiben, das einen Glauben macht, in einer Metropole zu flanieren. Ein Lokal neben dem anderen ist bummvoll, ein Markt am Sonntagnachmittag sorgt für zusätzliche Gäste. Der älteste Platz ist im ersten Jahrhundert vor Christus entstanden.

Die Überreste des Kaisertempels wurden aber erst im vorigen Jahrhundert restauriert. „Später hat sich die Stadt immer weiter nach Süden ausgebreitet und in jeder wichtigen Epoche ist ein großer Platz dazu gekommen“, erzählt Elena Conturdini bei der Stadtführung. Gleich elf Gebäude wurden in das Unesco-Welterbe aufgenommen. Über der Stadt thront das mächtige Castello, das eine ebenso bewegte Geschichte hinter sich hat. „In den vergangenen 20 Jahren ist der Tourismus in Brescia massiv angestiegen“, so Conturdini.

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Rad- und Wandertouren

Der Tourismusverband „Visit Brescia“ setzt auch sehr auf den boomenden Rad-Tourismus. Hierfür ist das Val Trompia ein Tipp. Guide Andrea Pagliari von der Agentur Millemonti führt uns entlang des Flusses Mella Richtung Norden. Hier dreht sich alles um die Eisenverarbeitung (Waffen, Geschirr, Besteck), auch wenn der Stahl längst nicht mehr aus der Miniera San’Aloisio die Collio kommt, die 1984 eingestellt wurde. In einer Führung kann man zwei der 14 Kilometer Gänge erkunden, die stockfinster sind. Führerin Sara Gipponi spricht schneller als ein normaler Österreicher denken kann, zum glück ist unser Übersetzer Roberte Maggioni gebürtiger Italiener. Mit zehn Jahren haben die Kinder im Bergwerk begonnen, älter als 35 bis 40 Jahre ist keiner der Bergleute geworden.

Endpunkt des Tages ist der Agriturismo Chicimela von Sergio Pagliari und Francesca Dioni hoch oben über dem Tal. Der Ausblick ist herrlich und die Geschichte der beiden ist es auch. Er war Arbeiter in der Stadt und hat seine Frau an dieser Stelle beim Spazieren gehen lieben gelernt. Später haben sie das Anwesen gekauft und leben jetzt dort vom Verkauf der Beeren und Früchte und sind Gastgeber für große Feiern oder Hochzeiten.

Am Tag nach der Stadtführung bei 30 Grad Hitze übernachten also wir am Passo Maniva in 1600 Metern Höhe. Nach italienische Spezialitäten am Abend gibt es eine Überraschung am Morgen: Es hat geschneit. Bei 5 Grad geht es auf eine anspruchsvolle Wanderung über 17 Kilometer und rund 600 Höhenmeter zu Wasserfall und See namens Dasdana. Nach sechseinhalb Stunden kehren wir zurück, die Kollegen mit den Turnschuhen sind komplett durchnässt – gute Ausrüstung ist also Pflicht.

Fazit: Allen Gardasee-Urlaubern ist ans Herz gelegt, zumindest einen Abend in Brescia zu verbringen und die Umgebung zu erkunden.