Während anderorts in Europa Flughäfen im Chaos versinken, sind Bilder gestrandeter Touristen in Griechenland bislang ausgeblieben. Und das trotz rekordverdächtiger Ankünfte: Im Vergleich zum schwachen, von der Coronapandemie geprägten Vorjahr sind im Juni dieses Jahres am Athener Flughafen und Regionalflughäfen wie Kreta, Skiathos und Mykonos fast 3,5 Millionen Gäste angekommen. Das seien dreimal so viele wie im Juni 2021, sagte Tourismusminister Vassilis Kikilias. Die wegen der Sanktionen ausbleibenden russischen Gäste hätten Besucher aus Balkanländern wie Serbien, Rumänien und Bulgarien wettgemacht. Hoch im Kurs steht Hellas heuer auch bei Touristen aus den USA, die durch so viele Direktflüge wie noch nie mit dem Land verbunden sind.

Zudem wolle man laut Kikilias die Saison Richtung Dezember ausdehnen: Schon vor Wochen hatte der Minister deutsche Pensionisten im Interview mit der "Bild"-Zeitung dazu aufgerufen, den Winter in Griechenland zu verbringen, um der drohenden Energieknappheit zu entgehen. Diese Einladung gelte im Übrigen nicht nur für Deutsche, sondern sämtliche Nordeuropäer, stellte Kikilias später klar. Neben der potenziellen Ersparnis der Heizkosten will man Gäste auch mit den günstigen Preisen der Nebensaison in das milde Klima einiger Inseln wie Kreta oder des Südens der Halbinsel Peloponnes locken.

Griechenland steht 2022 als Tourismusdestination vor einem Rekordsommer. Sind die Inseln überlaufen?

ANDREA SPRINGER: Es ist viel los in dieser Saison, aber wir haben kein Feedback unserer Kunden bekommen, dass die Inseln, die wir im Programm haben, überlaufen wären. Auch von den großen Inseln wie Kreta ist mir das nicht berichtet worden. Es ist allerdings schwierig, noch freie Hotelzimmer zu finden. Manche Destinationen sind ausgebucht, vor allem die kleineren Inseln.

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Was hat diesen Boom aufgelöst?

Als Österreicher konnte man in den letzten beiden Sommern ja relativ normal Urlaub machen, das war aber nicht überall so. Nicht nur die Mitteleuropäer reisen jetzt wieder verstärkt, sondern auch Urlauber aus Großbritannien oder Skandinavien, die in den vergangenen Saisonen wegen der Coronapandemie nicht oder nur mit strengen Auflagen reisen konnten. Zudem holen auch Reisende aus den USA Versäumtes nach. Und Griechenland steht dafür hoch im Kurs.

Wie hoch war und ist die Nachfrage der österreichischen Urlauber, auf die griechischen Inseln zu fliegen?

Die Nachfrage war groß, aber nicht so groß wie 2021. Zum ersten Mal seit einigen Jahren sehen wir nämlich auch wieder mehr Buchungen für die Türkei oder Ägypten. Dennoch war die Nachfrage für Griechenland heuer größer als die Kontingente an freien Hotelzimmern. Wir hätten deutlich mehr verkaufen können.

Muss man auch in der nächsten Saison damit rechnen, dass die Buchungslage so stark sein wird?

Wir empfehlen, unabhängig von der Destination, für das nächste Jahr möglichst früh zu buchen. 2020 und 2021 hat man wegen der Unsicherheiten beim Reisen in der Pandemie relativ kurzfristig noch eine große Auswahl gehabt, aber diese Zeiten sind vorbei. Auch die Preise werden nicht sinken, man sollte jeden Frühbucherrabatt ausnutzen. Die weltweite Nachfrage wird trotz Teuerung auch im nächsten Jahr so groß sein, dass die beliebtesten Destinationen voll sein werden. Es geht auch darum, dass man die Hotelzimmer bekommt, die man wirklich möchte. Wir hatten einige Kunden, für die das heuer nicht mehr gelungen ist und die deshalb schon für nächstes Jahr reserviert haben.

Wie früh sollte man den nächsten Sommerurlaub buchen?

Man bucht am besten zwischen November des Vorjahres und Jänner. Es gibt einige Märkte wie zum Beispiel Großbritannien, die jetzt schon für den kommenden Sommer buchen.

Der griechische Tourismusminister Vassilis Kikilias hat angekündigt, die Saison bis in den Winter ausdehnen zu wollen. Kann das gelingen?

In den letzten Jahren hat es sich bereits so entwickelt, dass die Saison bis in den Oktober hinein dauert. Aber so etwas gelingt nicht von einem Jahr aufs andere, denn da muss die entsprechende Infrastruktur da sein. Es bräuchte nicht nur das Flugangebot und die Hotels, sondern auch die Tavernen und die Attraktionen rundherum müssten geöffnet haben. Alle brauchen das entsprechende Personal, was derzeit sehr schwierig ist. Viele müssten mitwirken, damit das gelingen kann.