Wir hatten Glück. Die Rosen, für die Gorizia berühmt ist, schickten sich gerade an, ihre üppigen Blütenköpfe zu öffnen und im Garten des Palazzo Lantieri betörenden Duft zu verströmen. Eine Pracht von einem "persischen Garten", der mitten im Trubel der Altstadt ein Refugium an Eleganz und Ruhe ist.
Contessa Carolina Lantieri Levezov hat die Rosen vor vielen Jahren gepflanzt, als sie von Paris zurückgekehrt war, wiewohl sie als "Stadtpflanze" keine Ahnung von Gärten hatte. Heute bewundern zahlreiche Besucher die Rosenpracht und den Palazzo, der auf das Jahr 1350 zurückreicht. Erbaut an der Porta Oriente, diente das Palais einst als Gästehaus der Grafen von Görz. Unter dem Namen "Schönhaus" ging das Gebäude nach dem Tod von Leonardo, dem letzten Grafen von Görz, an die Familie Lantieri.
Sie bauten einen neuen Flügel und statteten den Palazzo mit einem Freskenzyklus aus, der zum Teil erhalten ist. Sehenswert sind die wertvollen Kacheln in den Gewölben mit allegorischen Figuren. "Als Kind hab ich die schwarz-weißen Zeichnungen mit Farbstiften ausgemalt, ich wollte es bunt", bekennt Carolina, was ihr damals eine Tracht Prügel einbrachte.
Während sie durch die mit Gemälden, Fresken und antiken Möbeln ausgestatteten Räume streift – hinter ihr ein staunender Besuchertross – gibt sie Einblick in die Familiengeschichte. "Es gibt nicht so viele Familien, die seit über 500 Jahren im eigenen Haus wohnen. Diesen sapore spüren die Menschen, wenn sie zu uns kommen", erklärt die Contessa. Ihre Ur-Urgroßmutter Eloisa war eine Hofdame von Kaiserin Sissi. Sie war mit Schiller und Goethe befreundet, die inkognito im Palazzo weilten, auch Carlo Goldoni und Giacomo Casanova machten ihre Aufwartung. Im Jahr 1782 machte Papst Pius VI einen Abstecher bei den Lantieris.
Um die Liste der eindrucksvollen Namen zu perfektionieren, stammt Carolinas Mann von der toskanischen Familie Piccolomini ab. Bekanntester Spross: Papst Pius II aus Pienza. Trotz der bunten Geschichte hält sich Carolina nicht lange in der Vergangenheit auf, Gegenwartskunst ist ihr lieber. So hat zum Beispiel Michelangelo Pistoletto eine Spiegelinstallation von Mitteleuropa an die Holzdecke des Prunksaales gebannt. Regelmäßig veranstaltet sie Workshops mit zeitgenössischen Künstlern, die sich vom Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Moderne inspirieren lassen.