Großherzöge der Toskana, drei Päpste und zwei Königinnen von Frankreich: Die Medici waren in ihrer Hochzeit von 15. bis 18. Jahrhundert eine der einflussreichsten Dynastien Italiens, aus der zahlreiche schillernde Persönlichkeiten hervorgingen. Das Epizentrum ihrer Macht war Florenz, durch ihr Mäzenatentum wurde die Stadt am Arno zur Metropole der Renaissance.
Aber auch ein Großherzog braucht einmal Abstand von den Amtsgeschäften, so erwarb Francesco I. de' Medici 1568 in Pratolino, einem Dorf wenige Kilometer nördlich von Florenz, ein großes Stück Land, um für sich und seine damalige Geliebte und spätere Ehefrau Bianca Cappello eine Villa bauen und einen Garten anlegen zu lassen.
Garten der Wunder
Allerdings soll es ein Garten nach den Maßstäben der Medici gewesen sein. "Meraviglie" – also Wunder – nannte man die ausgeklügelten Wasserspiele wie eine Allee, die gesäumt von gegenüberliegenden Fontänen eine Laube bildeten und durch die man hindurchschreiten konnte, ohne einen Tropfen abzubekommen. Architekt Bernardo Buontalenti entwarf für seinen exzentrischen Auftraggeber ein regelrechtes Wunderland mit geheimnisvollen Grotten, spektakulären Wasserläufen, Statuen und exotischen Pflanzen.
Von der ganzen Pracht künden heute nur mehr zeitgenössische Berichte und Abbildungen, denn nach dem Aussterben des Geschlechts der Medici im Jahr 1737 fiel das Anwesen an das Haus Lothringen. Franz Stephan – Gatte von Maria Theresia von Österreich – besuchte seinen Besitz 1739. Ihm zu Ehren sollen die berühmten Wasserspiele ein letztes Mal die Besucher fasziniert haben. Dann fielen sie ihren massiven Erhaltungskosten zum Opfer, die sogar die finanziellen Möglichkeiten der Habsburger überstiegen.
Die Augen des Riesen
Obwohl er mehr als zehn Meter hoch ist, wird er von Besuchern der Villa Demidoff, wie das Anwesen nach seinem letzten Eigentümer heute genannt wird, oft übersehen. Die Rede ist von der Monumentalstatue des Apennin, dem nahen italienischen Gebirgszug, zwischen 1579 und 1589 geschaffen von Bildhauer Giovanni da Bologna. Nicht nur die kunstvolle Gestaltung der Figur, die sich aus dem Fels zu erheben scheint, verursachte die lange Bauzeit von "Giambolognas" Meisterwerk: Der Riese ist nämlich nicht nur eine Statue, sondern gleichzeitig ein Gebäude.
In dem Koloss finden sich Räume, deren einstige prunkvolle Verzierungen man heute noch erahnen kann. In seinem hohlen Kopf sollen ein Wasserspiel und ein Ofen dafür gesorgt haben, dass je nach Laune des Hausherrn aus seinen Augen Wasser oder Rauch strömten. Oder auch Musik, denn dort war Platz für mehrere Musiker. Besucher können bei Führungen in den Riesen hineingehen und durch seine Augen den Park betrachten. Insgesamt soll das von Francesco I. de' Medici beauftragte Wunderwerk mehr Geld verschlungen haben als der Bau der Uffizien in Florenz.