Eigentlich hätte im Kinohit „Mamma Mia!“ auch ein Esel mitspielen sollen. Doch nach rund einem Drittel des steilen Pfads zu der allseits bekannten Kapelle auf dem rund 100 Meter hohen Felsen vor der griechischen Insel Skopelos trat das Tier in Streik. „Im Gegensatz zu Meryl Streep. Sie musste dreimal hinauflaufen, bis die Szene im Kasten war“, erzählt Fotograf Zahos Stamoulis, der 2007 an den Dreharbeiten beteiligt war. 200 Stufen später hat man deutlich mehr Verständnis für den Esel als für Streep.

So recht wiedererkennen wird man das kleine Gotteshaus Agios Ioannis Kastri aus der Nähe allerdings nicht, denn wie als Make-up für den großen Auftritt wurde die Fassade weiß verkleidet, und alles bekam ein neues Dach. Ein Kleinod in fantastischer Lage ist das Kirchlein aber auch „abgeschminkt“.

Jeder kennt den Felsen mit der Kirche darauf aus dem Film „Mamma Mia!“
Jeder kennt den Felsen mit der Kirche darauf aus dem Film „Mamma Mia!“ © Thomas Meinert/stock.adobe.com

Die grünen Wilden in der Ägäis

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Insgesamt sind die Inseln der nördlichen Sporaden, zu denen neben Skopelos auch Skiathos, Alonissos und Skyros zählen, weitgehend naturbelassen. Bis auf die zuletzt genannte sind sie dicht überzogen von Kiefern, aber auch Pinien und Zypressen. Zum Teil erstreckt sich das satte Grün bis zu den Sand- und Kiesstränden der Inseln, von denen viele in versteckten Buchten mit verträumt schaukelnden Booten eingebettet sind.

Der kühle Schatten, den die Wälder spenden, macht die Inseln zur perfekten Kulisse für Wanderungen. Dafür wurden einige alte Maultierpfade präpariert und ausgeschildert, stets begleitet von der intensiven Duftwolke der wild wachsenden Kräuter, die sich so mancher lokale Küchenchef zunutze macht.

Skopelos-Stadt besteht aus einem charmanten Wirrwarr enger Gässchen über dem sichelförmigen Hafen
Skopelos-Stadt besteht aus einem charmanten Wirrwarr enger Gässchen über dem sichelförmigen Hafen © gatsi/stock.adobe.com (Georgios Tsichlis)

Neben dem üblichen Kanon der klassischen griechischen Gewürze, etwa Wilder Fenchel, der im Teigmantel herausgebacken wird, und der weder verwandte noch verschwägerte Meerfenchel pikant mariniert. Auf der Speisekarte stehen für griechische Inseln untypischerweise Pilze, die auf dem Teller mit frisch gefangenen Garnelen köstlichen Sirtaki tanzen.

Ob perfekt in Szene gesetzt, wie eingangs erwähnt Agios Ioannis Kastri, abgelegen in den bewaldeten Bergen oder versteckt in den Gassen von Skopelos-Stadt – insgesamt zählt die Insel rund 360 Sakralbauten. „Beinahe eine für jeden Tag des Jahres“, scherzt Guide Regina, die auf verwinkelten wie verwunschenen Wegen durch die Chora führt und dabei auf so manches bauliche Juwel im mazedonischen oder neoklassizistischen Stil hinweist, das man auf eigene Faust niemals entdeckt hätte. An der Promenade spielt sich das geschäftige Nachtleben unter dem Blätterdach der Maulbeerbäume ab.

Agios Dimitrios ist der berühmteste Strand auf Alonissos
Agios Dimitrios ist der berühmteste Strand auf Alonissos © aerial-drone/stock.adobe.com

Anlegen auf Alonissos

Nein, der bescheidene Hafen von Patitiri, in dem die Fähre anlegt, kann mit dem von Skopelos nicht mithalten. Allzu schnell gehen die Häuser auf dem Hang in das satte Grün der Wälder über – die allerdings wiederum spektakulär gekrönt werden vom einstigen Hauptort der Insel Alonissos. Der einstige Hauptort wurde am 9. März 1965 von einem schweren Erdbeben fast zur Gänze zerstört und verlassen.

Während sich die Einheimischen in Patitiri ansiedelten, entdeckten vorwiegend ausländische Besucher die malerischen Ruinen und verwirklichten sich ihren ganz persönlichen Inseltraum, kauften und setzen sie instand. Heute ist Alt-Alonissos ein wahres Schmuckkästchen und wetteifert mit dem fantastischen Panoramablick vom rund 250 Meter hohen Hügel auf Wasser und Land um die Aufmerksamkeit der Gäste.

Der einstige Hauptort der Insel wurde bei einem Erdbeben 1965 zu einem großen Teil zerstört
Der einstige Hauptort der Insel wurde bei einem Erdbeben 1965 zu einem großen Teil zerstört © panosk18/stock.adobe.com

Diese Inseln sind die Ruhe selbst

Aber es gibt einen Ort auf Alonissos, wo sich der Sonnenuntergang über der Ägäis noch mehr ins Zeug legt: Das Lokal „Sunset“ liegt malerisch auf dem St.-Onoufrios-Hügel neben der gleichnamigen Kapelle und eröffnet ein 360-Grad-Panorama.

Dazu empfiehlt Myrsina Efstathiou noch einen frisch gemixten Cocktail. Das Lokal gehört ihrer Familie, sie ist auf der 3000-Seelen-Insel geboren und des Jobs wegen in der Saison aus Athen dorthin zurückgekehrt. „Früher war mir die Insel zu ruhig“, erinnert sie sich. „Aber heute genieße ich gerade das.“ Ist Skopelos schon nicht von Touristen überlaufen, dann die kleinere Schwester erst recht nicht.

Vor der Insel Alonissos liegt ein Unterwassermuseum für Taucher
Vor der Insel Alonissos liegt ein Unterwassermuseum für Taucher © Y. ISSARIS/AFP/picturedesk.com (Y. ISSARIS)

Von Myrsinas Arbeitsplatz aus – dem idyllisch gelegenen Hotel Marpunta Village Club mit eigener, abgeschiedener Badebucht – blickt sie auf den 1970 gegründeten Meeresnationalpark, der mit mehr als 2220 Quadratkilometern einer der größten Europas ist.

Die prominentesten Vertreter der geschützten Tier- und Pflanzenwelt sind die vom Aussterben bedrohten Mönchsrobben. Sie und Delfine kann man bei geführten Bootstouren mit etwas Glück beobachten. Aber nur ganz dezent – auch sie suchen auf Alonissos Ruhe.