Schon vor der Pandemie durften nur wenige ausländische Gäste in das kleine Königreich Bhutan im Himalaya. Nun ist das Land noch stärker abgeschottet und hat nach eigenen Angaben seit den Corona-Einschränkungen gerade mal eine Ausländerin hereingelassen: die US-Pensionistin Fran Bak, die nach eigenen Angaben spirituellem Trost nach dem Tod ihres Ehemanns sucht.

Zwar hängt das Land zwischen Indien und China mit seinen rund 770.000 Einwohnern stark vom Tourismus ab und gehört nach Einschätzung der Vereinten Nationen zu den am wenigsten entwickelten Ländern. Aber Bhutan gewichtet die Sicherheit angesichts des gefährlichen Virus stärker als das Geld ausländischer Gäste.

Die 70-jährige Fran Bak durfte hinein, weil sie bereit war, drei Wochen auf eigene Kosten in Quarantäne zu gehen und von einer früheren Bhutan-Reise bekannt war, so der Chef der Tourismusbehörde Dorji Dhradhul. Andere Interessierte könnten derzeit zwar ebenfalls ein Touristenvisum beantragen, aber es werde je nach Einzellfall entschieden.

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Die Entscheidung steht in Einklang mit der Philosophie des Königreichs, wonach das allgemeine Wohlbefinden des Volkes wichtiger ist als Wirtschaftswachstum, es ein sogenanntes Bruttoglücksprodukt gibt und mehr Klima-Emissionen absorbiert als ausgestoßen werden. Seit Jahrzehnten dürfen nur wenige Gäste kommen, und diese müssen für jeden Tag mindestens 250 Dollar im Voraus bezahlen - für Kost und Logis, einen Reiseführer, Transport und Nachhaltigkeitspauschale. Das Land verspricht Berge, Wälder, Dörfer und buddhistische Klöster.

Fran Bak meinte kürzlich bei einem Videoanruf aus ihrem Auto in Bhutan, dass sie wie ein Rockstar empfangen worden sei. "Meine Ankunft gab den Leuten Hoffnung, dass der Tourismus bald wieder zurückkehren würde." Sie schätze die persönlichen Beziehungen mit ihrem Reiseführer, ihrem Fahrer und anderen herzlichen Menschen, die sie während der drei Monate langen Reise kennengelernt hatte. Den Einheimischen habe sie ihr Hobby gezeigt - den Gong zu spielen, ein Schlaginstrument aus Ost- und Südostasien.

Ihr 43-jähriger Reiseführer Gembo Nb und ihr 35-jähriger Fahrer Tashi Tshering klagten, dass das Leben ohne Gäste schwer sei, sie derzeit als Bauern arbeiteten und einige Freunde aus der Branche im Bau. "Aber unser König hilft uns", so Nb. Der im ganzen Land geliebte König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck startete ein Programm, bei dem die Menschen unter anderem Darlehen erhielten, eine Steuerbefreiung, den Aufschub von Strom- oder Mietkosten. "Wegen Corona spürt man hier eine große Verzweiflung, aber es gibt auch viel Solidarität und den Glauben, dass man da zusammen durchkommt", berichtet Bak

Wann das Land wieder mehr Gäste empfangen wird, ist noch offen. Man beobachte die Pandemielage weltweit, sagte Tourismuschef Dhradhul. Bhutan sei sich dabei bewusst, dass das Gesundheitssystem leicht überfordert werden könnte.

Bisher hat das Königreich Corona gut gemeistert. Mehr als 90 Prozent der Erwachsenen sind geimpft, seit Pandemiebeginn sind weniger als 2700 Fälle bekannt geworden, kleinere Ausbrüche wurden mit harten Lockdowns bekämpft. Und Dhradhul glaubt, dass sein Land mit seiner langjährigen Tourismustradition gut auf die Zeit nach der Pandemie vorbereitet sei.