Auf rund 8.000 bewirtschafteten Almen in Österreich steht fast eine halbe Million Stück Vieh, vor allem Rinder. Gleichzeitig tummeln sich jährlich 2,5 Millionen Besucher in der heimischen Bergwelt, die "durch die Coronakrise noch mehr Anziehungskraft" habe, wie Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) nach dem "3. Almengipfel" in Wien meinte. Als neues Service sollen ab Juli Online-Wanderkarten der Alpenvereine vor Mutterkühen warnen.
2014 war eine 45-jährige Deutsche im Tiroler Pinnistal bei einer Kuhattacke ums Leben gekommen. 2020 bestätigte der Oberste Gerichtshof das Urteil des Innsbrucker Oberlandesgerichts, wonach die zu Tode getrampelte Hundebesitzerin sowie den Landwirt jeweils eine Teilschuld traft. Almwirtschaft und Tourismus reagierten mit einem "Aktionsplan für sichere Almen", zudem wurde die Eigenverantwortung von Alm-Besuchern gesetzlich verankert. Auf die zehn Verhaltensregeln "für ein gutes Miteinander" von Urlaubern und Weidevieh wird auch heuer hingewiesen: Unter www.sichere-almen.at gibt es Informationen und Erklärvideos.
Kuh-Karte für die Routenplanung
Besucher sollen sich zudem schon bei der Tourenplanung informieren können, wo sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Mutterkühe bzw. Weidetiere aufhalten könnten, berichtete Gerald Dunkel-Schwarzenberger, Präsident des Vereins alpiner Vereine (VAVÖ), bei dem Pressegespräch im Wiener Palmenhaus. Das Service sei in der Finalisierungsphase und nicht zuletzt wichtig für Menschen, die ihren Hund mit auf die Alm bringen möchten, der vor allem von Mutterkühen als Bedrohung wahrgenommen werden kann.
In der Coronakrise seien viele Urlauber zum ersten Mal in den Bergen unterwegs, im Tourismus heiße es derzeit vielfach "Almen statt Palmen", meinte die Ministerin. Deswegen starte wieder eine Informationsoffensive, welche die zehn Regeln via Landestourismusorganisationen, Tourismusbetriebe und die Almbäuerinnen und -bauern selbst an die Leute bringen soll. Ein zentraler Bestandteil sei der Kampf gegen die Vermüllung. "Die Tiere verletzen sich an Glas und Dosen, zudem findet man schon auf 3.000 Meter Höhe weggeworfene Schutzmasken", kritisierte Köstinger.
"Jeder hat sein Stück Eigenverantwortung wahrzunehmen, wenn er sich in diesem gemeinsamen Lebensraum bewegt", betonte Erich Schwärzler, Bundesobmann der Almwirtschaft. Er sprach sich aber auch dafür aus, "neuralgische Punkte" zu entschärfen, also etwa Wanderwege zu verlegen, sofern sie an Viehtränken vorbeiführen, wo sich Mensch und Tier dann unweigerlich nahe kommen.