Auch wenn das deutsche Robert-Koch-Institutin einer Studie im Februar dieses Jahres zu dem Schluss gekommen ist, dass klassischer Pauschalurlaub im Sommer 2020 kein großer Treiber war: „Das Reisen hat auf jeden Fall einen Effekt auf die Pandemie“, sagt Peter Klimek von der MedUni Wien.
„Allerdings geht es weniger darum, dass Rückreisende aus Spanien oder Griechenland in großen Zahlen infiziert nach Österreich zurückkommen, sondern die entscheidende Frage heuer wird sein, wie sich die Situation bei den Mutationen des Coronavirus entwickelt“, sagt der Komplexitätsforscher. „Also ob neue Varianten durch die Reisetätigkeit nach Europa kommen, die uns dann im Herbst erneut vor Probleme stellen.“
Denn wenn bis dahin ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist, baut sich ein Selektionsdruck auf. „Das bedeutet, wir werden mehr Varianten sehen, die der natürlich oder durch Impfung erworbenen Immunität entgehen können“, sagt Klimek.
Eine Mutation, die man in diesem Zusammenhang mit größter Sorge beobachtet, ist die brasilianische Variante P.1, bei der befürchtet wird, dass sie sich durch Reisen über die Iberische Halbinsel in der zweiten Jahreshälfte in Europa ausbreiten könnte. „Es wird sich über den Sommer entscheiden, was sich im Herbst zusammenbraut. Weil wiedersehen werden wir das Virus im Herbst ganz sicher.“
Vor diesem Hintergrund müsse man auch die Reisetätigkeiten im Sommer beurteilen: „Wenn das Fallgeschehen insgesamt niedrig ist und keine besorgniserregenden Varianten im Umlauf sind, sollte es relativ unproblematisch sein, wenn man unter den üblichen Auflagen wie negativen Tests bei der Einreise auf Urlaub fährt“, sagt Klimek.
Die Mutationen bleiben also die großen Unbekannten des Sommers: Zu Reisewarnungen könnten nicht nur zu hohe Inzidenzen in einem Land oder einer Region führen, sondern auch dort verbreitete Varianten des Coronavirus, wie sie etwa das deutsche Robert-Koch-Institut ausweist. „Deshalb sollten auch Reisende diese Kennzahlen im Auge behalten und nicht in Gebiete fahren, für die Reisewarnungen gelten. Das wäre verantwortungslos“, sagt Klimek.