Die Sonnenstrahlen durchdringen die Ritzen des alten Stalls am Naturgut Lassen hoch über Himmelberg in Kärnten. Der natürliche Scheinwerfer leuchtet auf Hausherr Günter Zeilinger, der in der Mitte steht und die Pläne für den Umbau in der Hand hält. In wenigen Monaten wird hier ein „Stallet“ entstehen. Die Wortschöpfung aus Stall und Chalet soll die Verbindung von Tradition und Innovation signalisieren. Eine neue Form des Urlaubs aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Schlafen im Schwalbennest mit Blick auf die Kühe und den Heuschober. Zeilinger hat 1995 das landwirtschaftliche Anwesen von seinem Vater übernommen und führt seither gemeinsam mit Gattin Heike und ihren drei Kindern den Mitgliedsbetrieb von „Urlaub am Bauernhof“. Zu den zehn bestehenden Familieneinheiten gesellt sich nun das „Stallet“.
„Schräge Nächte für bunte Vögel“ ist der Titel des innovativen Projekts, das maßgeblich die Handschrift des 51-jährigen Kärntners trägt. „Es geht um einen Perspektivenwechsel, die Sehnsucht der Menschen nach einem ganzheitlichen, stimmigen, authentischen Urlaub ist groß“, sagt Zeilinger.
Er ist nicht der Einzige, der diese nachhaltigen und authentischen Sehnsuchtsorte neu interpretiert. Schräge und bunte Akzente wollen auch drei weitere Kärntner Betriebe mit der Revitalisierung bestehender alter Gebäude setzen.
So legen Astrid und Andreas Rittler den Schwerpunkt im Schloss Lichtengraben bei St. Leonhard auf Wasser und Fisch. Die Gäste wohnen im 100 Jahre alten Sandhaus nahe der Teiche und wandeln auf den Spuren des alten Fischaufsehers namens Sand.
„Urlaub zum Schwärmen“ lautet das Motto bei Familie Kronhofer in Hermagor. In der bewohnbar gemachten Werkstatt der Erlebnisimkerei lässt sich durch einen eingebauten Bienenstock das faszinierende Treiben der Carnica-Bienen beobachten.
Im Lesachtal lädt schließlich Erwin Soukoup auf eine Zeitreise ein: Nach der Revitalisierung des Urhofs am Familienbauernhof Mesner übernachtet man in einem Gehöft aus dem 17. Jahrhundert – mit allen Annehmlichkeiten eines Urlaubs 500 Jahre später.
Das nachhaltige Konzept findet auch in der Architektur aller Objekte seinen Niederschlag und trägt die Handschrift des Kärntner Architekturbüros Herwig Ronacher. Gearbeitet wird mit Altholz, traditioneller Handwerkskunst und regionaltypischen Bauformen. Ein weiteres, gemeinsames Wesensmerkmal der Gebäude sind die platonischen Körper und die zugeordneten fünf Elemente: So steht etwa der Würfel für das Element Erde oder das Tetraeder für Feuer.
Derzeit wird noch eifrig an der Fertigstellung im Rahmen dieses von der EU geförderten Leader-Projekts gearbeitet. Ab dem kommenden Sommer sollen dann schon die ersten bunten Vögel von ihren schrägen Nächten erzählen können.
Michael Sabath