Dürre Äste knacken unter den Schuhen, der Wind rauscht in den Bäumen und der Duft von nassem Holz und Moos steigt in die Nase, während der Pfad immer weiter in die Tiefen des Naturparks Ötscher-Tormäuer führt. Plötzlich öffnet sich seitlich der Wald mit freiem Blick auf ein Postkartenidyll: Zwischen Bäumen und Felsen eingebettet rauscht das Wasser den imposanten Lassingfall hinunter.

Der Weg führt entlang des Stausees Wienerbruck zur ältesten Staumauer Österreichs. Von dort geht es zum Stierwaschboden, wo sich das Kraftwerk Wienerbruck befindet. Seit 2015 ist es zur Besichtigung mit einer Ausstellung auf der Galerie und in der Maschinenhalle geöffnet und noch heute in Betrieb.

Das Kraftwerk Wienerbruck wird vom Wasser des Lassingbachs und der Erlauf gespeist. Seit 2015 ist es zur Besichtigung geöffnet
Das Kraftwerk Wienerbruck wird vom Wasser des Lassingbachs und der Erlauf gespeist. Seit 2015 ist es zur Besichtigung geöffnet © Gerhard Wild / picturedesk.com (Gerhard Wild)

Dann geht es abwärts. „Ducken“, schreit ein Wanderer seiner Gruppe zu. Der Pfad, der sich seinen Weg nach unten zum Ötscherbach bahnt, führt rund zwei Meter durch den Felsen. Den Kopf einzuziehen, ist hier kein Nachteil. Gutes Schuhwerk definitiv ein Vorteil. Munter rollen kleine Steine vor einem den Weg hinunter in die Schlucht und ihre eisblauen Gewässer am Fuße des Ötschers.

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Von dort aus geht es über Brücken, Steige und Holzstege neben dem Wasser durch den tiefen Einschnitt im Gelände. Das Holz knarrt unter den Füßen. Der Blick bleibt an einem Steg, der in den Bach gestürzt ist, hängen, während die Finger instinktiv nach dem Drahtseil am Felsen greifen. Links und rechts ragen die schroffen Felsmauern in die Höhe. Die Ötschergräben machen ihrem Beinamen „Grand Canyon Österreichs“ alle Ehre.

Über Brücken, Steige und Holzstege durch die Schlucht
Über Brücken, Steige und Holzstege durch die Schlucht © grafxart - stock.adobe.com

Mutige gehen in seichteren Lagen oder in vom Wasser geformten steinernen Becken schwimmen. Erfrischung bei rund zwölf Grad Wassertemperatur ist garantiert. Holzbänke in kleinen Waldstücken laden zum Verweilen ein. Einige Meter über dem Ötscherbach liegt die Jausenstation Ötscherhias. Der Geruch von heißem Kaffee vermischt mit nassem Moos und Holz steigt in die Nase. Wanderern wird hier nicht nur eine herzhafte Jause geboten, sondern auch eine kilometerlange Aussicht in die Schlucht.

Neben dem Lassing-, Mira-, und Schleierfall gibt es zahlreiche kleine Wasserfälle
Neben dem Lassing-, Mira-, und Schleierfall gibt es zahlreiche kleine Wasserfälle © manuelmayrhofer - stock.adobe.com (MANUEL MAYRHOFER)

Mit Schmalzbrot mit Zwiebeln und Milchkaffee gestärkt, geht es in den Wald hinein, bachaufwärts zum Mira- und Schleierfall. Auch hier wieder Postkartenmotive vom Feinsten. Dann beginnt der Anstieg zum Schutzhaus Vorderötscher, das sich am Ende der Ötschergräben befindet. Die Hütte bietet nicht nur regionale Schmankerl, sondern bei Voranmeldung auch Schlafplätze.

Die Jausenstation Ötscherhias
Die Jausenstation Ötscherhias © Franz Weingartner/Mostviertel Tourismus

Mit einer kräftigen Frittatensuppe und Germknödel in Vanillesauce im Bauch, geht es über eine Forststraße zum Wanderdorf Mitterbach. Anschließend überquert man auf einer Brücke die Erlaufklause, die sich fjordartig durch die Landschaft erstreckt. Die Mariazellerbahn bringt einen dann vom Bahnhof Erlaufklause bequem wieder zurück zur Ötscher-Basis in Wienerbruck. Verdienterweise.

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