Nicht jeder hat schon eine rote Meerestomate oder eine orange Meeresorange aus der Nähe betrachtet. Unterhalb des Schlosses Miramare zeigt Lorenzo Fant, wie solche „Meeresfrüchte“ aussehen. Es handelt sich gleich wie bei der unscheinbaren dunklen Seegurke nicht um Gemüse, sondern um Meeresbewohner, die ihren Namen ihrer Ähnlichkeit zu Tomate, Orange und Gurke verdanken. „Die Meerestomate kann sogar Stunden im Trockenen ausharren. Sie macht sich mit ihren Fängen kugelrund und schließt das Wasser ein“, erklärt Fant bei unserer Bootspartie.

Jeden Mittwoch können Gäste bei ihm oder seinen Kollegen für 22 Euro einen wissenschaftlich begleiteten Bootsausflug mit Schnorchelgang bei Sonnenuntergang buchen. Wer keine Ausrüstung hat, kann diese vor Ort ausborgen. Bis auf Taucherbrille und Schnorchel, die wegen der Covid-19-Bestimmungen nicht verliehen werden.

Jeden Mittwoch kann man einen Schnorchelgang bei Sonnenuntergang buchen
Jeden Mittwoch kann man einen Schnorchelgang bei Sonnenuntergang buchen © RISERVA MARINA MIRAMARE

Nicht nur der Sonnenuntergang, der das Licht im Meer spiegelt, beeindruckt. Der Ausblick auf den Schlosspark und die meeresseitig gelegenen Balkone lassen österreichische Herzen höherschlagen. Ohne Bootsführer Lorenzo Fant kommt man gar nicht so weit. Denn das Wasser unterhalb des Schlosses Miramare ist eine gesperrte Biozone, in die man nur mit einer Spezialerlaubnis einfahren darf. Diese hat das von Fant gesteuerte große Motorboot, das zur Flotte des Meeresmuseums „BioMa“ gehört.

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Und weil sich direkt rund um Miramare in dieser Biozone ohne die Erlaubnis des Museums niemand aufhalten darf, tummeln sich dort Schwärme von Fischen. Viele von ihnen sind sogar neugierig auf die Besucher: Goldstriemenbrassen, Marmorbrassen, Mönchsfische, Wolfsbarsche, Meerraben, Sardinen und vieles mehr, was bei manchen Appetit steigern könnte.

Eine farbenprächtige Fadenschnecke
Eine farbenprächtige Fadenschnecke © RISERVA MARINA MIRAMARE

Eine große orange Seespinne, die auf einem Felsen unter Wasser sitzt, warnt die Passanten jedoch mit ihren Klauen, sie sei eher nicht anzufassen. „Am besten gar nichts angreifen. Auch nicht die violette Fadenschnecke am Felsen oder die vorbeischwimmenden Quallen“, warnt Fant. Er bespricht vor dem rund 40-minütigen Schnorchelgang, was zu sehen sein wird und wie das Bioschutzgebiet entstanden ist.

Aufgrund seiner Beschaffenheit finde man dort diverseste Arten, die sich sonst über große Flächen verteilen und daher beim Schnorcheln nicht zu sehen wären. Mehr darüber erfährt man im „BioMa“-Meeresmuseum. Es ist im ehemaligen Reitstall des für Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, Bruder Kaiser Franz Josephs I., im 19. Jahrhundert erbauten Schlosses untergebracht. Neben Schautafeln, nachgebauten Unterwasserwelten und Kunststoffabfall, der zur Veranschaulichung der globalen Plastikmüllproblematik von der Decke des Museums hängt, freut man sich über gesunde Lebensräume in zwei Aquarien. Das Maskottchen der maritimen Biozone, ein sehr neugieriger Pfauenschleimfisch, schwimmt dort neben einer Meeresgurke und einer Meerestomate.

Der Pfauenschleimfisch, das Maskottchen der Biosphäre
Der Pfauenschleimfisch, das Maskottchen der Biosphäre © RISERVA MARINA MIRAMARE

„Der Pfauenschleimfisch, unsere Bavosa Pavone, überlebt auch in der Ebbe mehrere Stunden, bis das Meereswasser zurückkommt“, sagt Lorenzo Peter Castelletto, wissenschaftlicher Lehrling der Meeresschutzzone und Student an der internationalen Triester Graduiertenschule und Forschungseinrichtung Sissa, bei der Führung durch das Museum. Es hat an Wochenenden geöffnet. Dann schnorchelt man beim ebenfalls zur Sperrzone zählenden Strand direkt vor dem Museum.

Ein gehörnter Schleimfisch
Ein gehörnter Schleimfisch © RISERVA MARINA MIRAMARE

Dort findet man in den Meereswiesen Seepferdchen und auch noch die großen Steckmuscheln Pinna Nobilis, die anderswo von einer Todeswelle erfasst wurden. In der Biozone ist rund die Hälfte noch am Leben.
Um die am Meer gelegenen Schätze ins Rampenlicht zu rücken, hat das Museum der Biosphäre eine neue kostenlose Landkarte aufgelegt. Sie bietet Tipps, was es entlang des Biosphären-Wanderweges, der teilweise auch zum von Österreich ans Meer führenden Alpe-Adria-Trail zählt, an Naturschönheiten bei Denkmälern und Bauten zu entdecken gilt.

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