Freundlich, aber entschlossen mahnt die Dame an der Kassa im Coop-Markt in Triest zur Umkehr: Wer den kleinen Laden betreten will, muss sich vor dem Eintritt die Hände desinfizieren. Ausnahmslos. Ähnliche Erlebnisse auch andernorts in der Hafenstadt, die letztes Wochenende für einen Sommertag erstaunlichen Freiraum bot: Großzügige Parkplätze, wo sich sonst Pkw in Lücken fädeln, eine nahezu menschenleere Piazza dell’Unitá d’Italia, kaum Geschäftigkeit trotz „Saldi“ (Ausverkauf).
Selbst Besuchermagneten wie das „Eataly“, sonst brodelnde, auffällig an die Uferkante gepflanzte kulinarische Leistungsschau mit Markthallen-Atmosphäre, vermitteln fast „silenzio“: Ob das Ausbleiben von Touristen, die in Vor-Corona-Zeiten auch von Kreuzfahrtschiffen auf die Mole gespuckt wurden, auch bei den Geschäftsinhabern zu mehr Gelassenheit führt, darf freilich bezweifelt werden. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Gäste wird aber jedenfalls gestärkt.
Nicht nur in Triest, auch andernorts in Friaul-Julisch Venetien für hiesige Verhältnisse massive Schutzmaßnahmen zur Verhinderung einer Covid-19-Infektion. Ohne Maske kein Zutritt – südländische Nonchalance geht gewiss anders. Das beginnt schon in Tarvis – wer ohne Mund-Nasen-Schutz in ein Geschäft will, bleibt außen vor. Kein augenzwinkernder Umgang mit der Seuche bei Dawit mit der legendären Jause.
Saloppe Sitten wie mancherorts hierzulande, wo der Mund-Nasen-Schutz ebenso lässig wie nutzlos am Kinn hängt oder ums Handgelenk baumelt, ist auch in Udine kaum zu beobachten. Dafür (weniger) Tische in Restaurants und Cafés, die eineinhalb Meter voneinander getrennt wurden.
Kürzlich in Mossa nahe Görz: An langen Tischen vor ebensolchen Bänken, an denen in Vor-Corona-Zeiten sechs oder acht Personen Platz und Mahlzeit fanden, nur mehr vier Gedecke. Kommen Sie zu zweit, gehört Ihnen der Tisch allein. Selbst die Feier an den Nachbartischen wird zum Vorbild an sozialer Distanz.
Beim Frühstück in der Azienda Agricola bei Cormons plustert sich der Babyelefant auf und schwingt den Rüssel, ohne je Gäste zu berühren. Alessia richtet jedem Pärchen sein eigenes Frühstücksbuffet an, sogar eigene Zeitungen gibt es.
Wie schon einst beim Rauchverbot, als viele über die Disziplin der Italiener staunten, ist auch in der Covid-19-Krise kein Platz für südländisches Laissez-faire. Selbst der kleine und an Wochenenden sonst bestens gefüllte Agriturismo in den Weinhügeln lehnt schroff Gäste ab, die sich angesichts luftig gedeckter Tische noch einen Platz in letzter Minute versprechen.
Strengste Sicherheitsvorkehrungen herrschen im Falkensteiner Hotel in Jesolo. Masken tragen hier die Kellner auch im hitzigen Freien, die Tische wie überall weit auseinander gestellt. Beim Frühstücksbuffet wird kein Risiko eingegangen: Säfte werden vom Personal ausgeschenkt, nur abgepackte Produkte dürfen Gäste selbst entnehmen, Wurst, Käse und Co. werden gereicht, andere Speisen auch an den Tisch gebracht.
Selbst am hoteleigenen Strand wird vom zuständigen Mitarbeiter penibel auf Abstand, Desinfektion und Hygiene geachtet. Hoteldirektor Alessandro Fichera und sein Team geben sich jede Mühe, den Gast Urlaubsgefühl zu vermitteln – überraschenderweise kein Widerspruch zur omnipräsenten Covid-19-Vorsorge.
In Grado, das sonst von Österreichern gestürmt wird, hört man wie schon in Jesolo vor allem italienischen Singsang. Disziplin wird auch hier praktiziert. Den großzügigeren Liegeplatz samt Schirm und Liegen muss man reservieren – prangt das „Sold out“-Schild an der Kasse, fällt der Badetag ins Wasser. Der italienische Nachbar unternimmt augenscheinlich vieles, kein italienischer Patient mehr zu werden.