"Doktor Wald wirkt wirklich“ – mit diesem Slogan wird in Oberösterreich seit einiger Zeit unter dem Markenzeichen „Waldness“ die grüne Lunge verstärkt erlebbar gemacht. Vor zwei Jahren gesellte sich auch das Curhaus in Bad Mühllacken dazu. Motto: „Kraftquelle Natur – Genuss in der Abgeschiedenheit“.
Wer meint, es sei mit dem Umarmen der Bäume im Wald getan, ist auf dem Holzweg. Wiewohl der Autor des Bestsellers „Waldbaden“, Werner Buchberger, die letzten Kapitel des Buches bei den Marienschwestern verfasst hat. „Moderner geht es gar nicht“, schwärmt Elisabeth Rabeder, Betriebsleiterin vom Curhaus, im feschen Dirndl mit dazu passender Gesichtsmaske. Dabei ist die Rede von den alten, traditionellen Methoden des Pfarrers Kneipp, vom Wassertreten draußen im naturgeschützten Pesenbachtal, wo Wasser und Wald so stimmig zusammenfließen.
Es geht um heilsame Kräuter und ihre Anwendung bei Bädern, Wickeln und Massagen oder um Wald-Wyda, dem Yoga der Kelten, das in unberührter Natur seine Wirkung entfaltet. Und es geht um Ruhe, Stille und sonst gar nichts. Rabeder will keinesfalls nur in einer esoterischen Schublade landen. Man sei Curhaus und Klosterhotel, wo Fastenkuren das Aushängeschild sind, die Traditionelle Europäische Medizin im Mittelpunkt steht und Waldness in sanfter Ruhe und Gelassenheit angeboten wird.
Dafür sorgt auch Ordensschwester Gabriele mit ihren geführten Fußmärschen, morgens auch als Schweigewanderung angeboten – der Weg als meditativer Ort, damit Leib und Seele wach werden. „Ich bin grundsätzlich eine Wandersfrau“, lächelt sie. Ob in Begleitung oder allein, jeden Tag und bei jeder Witterung geht sie ins Pesenbachtal mit seinen insgesamt 23 Kraftplätzen, von der Brunoquelle bis zum Nymphenhain, von der Schwarzen Klamm bis zum Teufelsboding und dem Kerzenstein. „Jeder Tag derselbe Weg und doch ist jeder Tag neu“, so die Erkenntnis der Ordensfrau.
„Waldluft ist ein Heiltrunk zum Einatmen“, sagt Waldness-Pionier Fritz Wolf, Oberförster und Waldpädagoge. Diese Erkenntnis könnte glatt von Pfarrer Kneipp stammen. Der beste Beweis für die Wirksamkeit weilte bei unserem Besuch gerade auf Kneippkur bei den Marienschwestern: Rosa Lamm aus Perchtoldsdorf, 94 Jahre jung, kommt seit 62 Jahren nach Bad Mühllacken, weil es für sie und ihren mittlerweile verstorbenen Mann keine bessere Wahl gab. Immerhin wurde sie hier beim Kneippen von ihrer schweren Migräne erlöst. Der Wald, die Abgeschiedenheit und das Bad im Pesenbach gerieten zur großen Liebe.
Die flotte Dame mit dem rosigen Teint und dem wachen Blick wäre für Werbefuzzis das ideale Testimonial für den Erfolg der „Kraftquelle Natur“ aus dem Slogan. Ansonsten klingt in der Stille die atemberaubende Wirkung des Waldes nach. Dabei den Fuchs gesichtet, den Hasen auch – und Gute Nacht gesagt.
Helena Wallner