Ja, die Strände sind gut gefüllt. Aber an den deutschen Küsten hat man bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein probates Mittel für das mühelose Abstandhalten eingeführt. Die Rede ist natürlich vom Strandkorb, der als Rückzugsort von der Welt wohl selten so gefragt war wie in diesem Sommer. Deshalb empfiehlt es sich auch, unbedingt einen im Vorhinein zu reservieren.
Aber auf der Ostseeinsel Usedom mit ihrem mehr als 40 Kilometer langen und bis zu 70 Meter breiten Strand kommt einem dieses Utensil auch deshalb gelegen, weil das Wetter das Klischee vom lauen Badevergnügen im Norden partout nicht erfüllen mag. Usedom aalt sich in durchschnittlich rund 2000 Sonnenstunden pro Jahr, was die Insel seit mehr als 100 Jahren zum beliebten Sommerfrischeort macht.
Der berühmteste darunter ist Ahlbeck, einen Steinwurf von der polnischen Grenze entfernt. Zu erkennen an den Villen in Bäderarchitektur mit reichlich Zuckerbäckerspritzguss und der 1898 erbauten Seebrücke.
Schmankerl am Rande: Auf dem Frühstücksmenü im Hotel steht: Hering. In allen erdenklichen Variationen. Das benachbarte Heringsdorf trägt seinen Namen nicht von ungefähr, auch wenn die Beschreibung als „Nizza der Ostsee“ wesentlich charmanter ist. Und treffend. Als eine von zehn Städten auf der Insel darf Heringsdorf den Status eines Seebads tragen.
Wem am Strand trotz abschirmendem Gestühl zu viel los ist, startet einfach eine Expedition ins Hinterland: Usedom hat nämlich keinen Naturpark, die Insel ist ein Naturpark. Deshalb sind ihre Biotope auch die erste Adresse in Deutschland, wenn man Seeadlern begegnen möchte. Oder einem Grünfüßigen Teichhuhn. Auch Ohrenquallen werden geboten, wenn man in Zinnowitz mit der Tauchglocke trockenen Fußes den Grund der Ostsee erkundet.
Abseits der Saison gehört die Küste den Strandläufern. Und denen, die im Urlaub so richtig auf Abstand gehen wollen. Auch hier schützt – diesmal vor der steifen Brise – der Strandkorb.