Acht Kilometer Sandkiste, wie tief hat sich dieses Bild von Bibione in das Bewusstsein ganzer Urlaubergenerationen eingegraben. Wie perfekt sich das einsame flache Hinterland zum Radfahren eignet, dafür strampeln sich die Tourismusverbände schon mit Werbung ab, aber noch ist Radeln zwischen Bibione, Lignano und Latisana ein Geheimtipp.

Das gute alte Kettler-Radl ist Zuhause geblieben. Herumstromern ist angesagt. Eine elektrisierende Premiere: Das blitzblaue Wattwunder mit seinem leichten Trittverstärker ist Aha-Erlebnis Nummer Eins. Endlich Speed-Queen! Manfred, der gute Geist unseres Radler-Rudels, will die Euphorie in sichere Bahnen lenken. Piano, piano! Klingt doch wie Musik.

Na gut, brav Stufe Eins. Geschichten von Senioren-Saltos, sie pflastern ja die Radwege. Los geht's. Hinter dem brandneuen Öko-Resort „Lino delle Fate“ ist Bibione aus. Es fliegt sich dahin, entlang am schon recht einsamen Strand, den Pinien säumen.

Am hübschen Leuchtturm wäre vor Kurzem „Lands end“ für Radler gewesen. Inzwischen gibt es eine Fähre für Cyclisten. Einen Euro kostet die Überfuhr über den mächtigen Tagliamento, der hier in die Adria mündet und nicht nur Lignano und Bibione trennt, sondern gleich die Regionen Veneto und Friaul.

Immer schön auf dem Damm bleiben

Der Tagliamento gilt als einer der letzten Wildflüsse Europas. Sein Damm ist am nächsten Tag die Radpiste. Das Mit-Mäandern mit dem Fluss auf Sand-Schotterwegen zehn Meter über dem Rest der Welt ist nichts zum Dahin-Geigeln. Mal sind die Fahrrinnen eng, die Abhänge steil. Wie schön ist doch der Eco-Modus für die 23 Kilometer bis Latisana.

So sind auch für die nächsten Sternradtouren die Beine noch willig. Zum einsam gelegenen Restaurant "Terzo Bacino“ zu strampeln, wird mit kulinarischen Offenbarungen belohnt. Für Abstecher zum hoteleigenen Strand ist das E-Bike genauso perfekt, für die weite Bibione-Querung zum Schiffsanleger Baseleghe erst Recht.

Einmal absitzen, sich durch die Lagune schippern zu lassen, hier und da Fischerhütten zu sichten, ist eine gemütliche Abwechslung. Die mit Schilf gedeckten Häuschen, „Casoni“, gehören nur noch selten Fischern. Maurizio ist noch einer. „Einer von acht,“ erzählt er. Bei „Aqua alta“ steht hier alles unter Wasser. Die Flut im November hat auch Bibione erwischt.

Das „Lino delle fate“ liegt einen Kilometer vom Strand entfernt. Um 2018 am Rand des Naturschutzgebietes bauen zu dürfen, dafür musste die Eigentümerfamilie Basso neue Wege gehen. Ihre Europa Tourist Group ist zwar die Marktmacht der Region, auf dem 25 Hektar großen Grund regierten aber vor allem Naturschutz-Auflagen. Entstanden ist ein Bungalow-Dorf mit niedrigen Holzhäusern. Bibiones Bettenburgen sind hier ziemlich aus den Augen und aus dem Sinn.

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