Als passionierte Landratte mag man es sich gar nicht vorstellen, länger als eine Stunde auf einem solchen Holzboot auf Ostsee oder Kattegatt umherzuschaukeln: Die Langschiffe, mit denen die Wikinger Europa in Angst und Schrecken versetzt haben, wirken fragil. Fürs Laienauge sogar ziemlich unbrauchbar. Von wegen. 2007 bewies man, dass nicht nur die breiten Fracht- und Expeditionsschiffe der Wikinger gut unterwegs waren. Auch mit einem schmalen Kriegsschiff, dessen Form auf maximale Geschwindigkeit abzielt, kommt man weit. Von Roskilde nach Dublin brauchte das Forschungsschiff „Havhingsten fra Glendalough“sechs Wochen.

Das Schiffsmuseum von Roskilde

Das 30-Meter-Schiff ist ein Nachbau der „Skudelev II“. Das Original, bzw. das, was der Zahn der Zeit von ihm übrig gelassen hat, liegt im Vikingeskibs Museet von Roskilde, gemeinsam mit vier weiteren Schiffen, die nach Jahrhunderten aus dem Roskilde-Fjord geborgen worden sind. Ernste, verschwiegene Zeugen einer glanzvollen Ära. Rund um diesen einmaligen archäologischen Fund hat das Museum Schauwerkstätten errichtet, die die hoch entwickelten Handwerkskünste der Wikinger zeigen, und auf Schiffsnachbauten können Ausfahrten unternommen werden.

Das Schiffsmuseum in Roskilde ist einer der bedeutendsten Wikingerschauplätze auf Seeland. Die dänische Insel war ein Zentrum der Wikingerkultur. In ihren Festungen hielt Harald Blauzahn (910–987) Hof, der bedeutendste Wikingerkönig Dänemarks. Sein Geschick, Stämme zu einen, hat Nachfahren inspiriert – auch Ingenieure (die „Bluetooth“-Technologie ist nach ihm benannt).

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Nachbau einer Königshalle in Lejre

Im weitläufigen Freilichtmuseum Lejre baut man derzeit eine der elegant geschwungenen Königshallen der Wikinger nach: 10 Meter hoch und 61 Meter lang ist die wunderbare Zimmerarbeit mit reicher Ornamentik, die am 29. Mai eröffnet wird. Das Haus verliert durch seine aparte Machart seine Schwere und veranschaulicht die Multifunktionalität der Königshäuser zwischen Residenz und Wohnraum.

Nachbauten sind das Um und Auf, wenn’s darum geht, dänisches Mittelalter begreifbar zu machen. Denn die originalen Ausgrabungsstätten auf der grünen, flachen Insel erfordern zugegebenermaßen ein gewisses Maß an Einbildungskraft. Auch in Trelleborg will man sich nicht ganz darauf verlassen: Rund um die imposante Ringfestung, deren Wälle man in der Landschaft nachgebildet hat, sorgen ein Nachbau eines Langhauses und ein Museum für Atmosphäre. Neue Wege in der Vermittlung geht man weiter östlich in Borgring, deren Festung mittels Augmented-Reality-Geräten lebendig gemacht wird.

Wer in diese Epoche eintauchen möchte, wird so manches Klischee von den brandschatzenden Kriegerhorden revidieren müssen. Die Wikinger erschufen eine faszinierende Kultur, sie hatten einen hohen Sinn für Ästhetik und Gemeinschaft. Und so manch banales Detail ist auch Legende: Die Wikingerhelme, sie hatten keine Hörner.

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