Wer Urlaub am Bauernhof macht, rechnet in erster Linie mit Tieren. Schweinen, Kühen, Ponys, aber wohl kaum mit einer Fledermaus. Sie ist der heimliche Star am Pflanzerhof in Burgstall bei Meran. Für die flatternden Gesellen eher unüblich, lebt sie alleine in einem 50 Meter tiefen Stollen inmitten des südlich ausgerichteten Weinberges auf über 500 Meter Seehöhe.

Gesellschaft bekommt sie aber regelmäßig, wenn Hofherr Martin Ganthaler seine Gäste zu einer Hofführung mit auf die steilen Berghänge nimmt und ihnen als Draufgabe zu Wissenswertem über Apfel- und Weinanbau einen exklusiven Einblick in den Stollen gewährt. „Mein Vater hat den Stollen in den 1950er-Jahren gegraben, auf der Suche nach Wasser für die Bewässerung der Hänge. Fündig geworden ist er damals nicht“, sagt Ganthaler, der als Ex-Bürgermeister der Gemeinde viel über die Umgebung zu erzählen hat.

Seine Familie betreibt den um 1330 erstmals erwähnten Pflanzerhof seit über 200 Jahren. 12.000 Apfelbäume und 15.000 Weinstöcke zählen dazu. „Wir sind ein klein strukturierter Betrieb, können aber am Markt durch hohe Qualität bestehen“, ist Ganthaler überzeugt.

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Der Pflanzerhof ist einer von 1700 Höfen in Südtirol, der das Qualitätssiegel „Roter Hahn“ des Südtiroler Bauernbunds trägt. Dieses wurde 1998 gegründet, um den Landwirten eine Lobby zu geben. Es steht für Gastfreundlichkeit, kleine Strukturen und Nachhaltigkeit. Für die Bauern ist der Tourismus ein unverzichtbares zweites Standbein. „Südtirol war das erste Land weltweit, in dem Urlaub am Bauernhof erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das war im Jahr 1850. Rund 15 Prozent der heimischen Bauern bieten Urlaub am Bauernhof an, das ist die höchste Dichte weltweit“, ist Katrin Gufler vom „Roten Hahn“ stolz. Die kühlen Bergdörfer waren früher schon Rückzugsort für viele Hitzegeplagte aus Bozen, eine der heißesten Städte Italiens.

Tierfreunde kommen beim Tierbauernhof Tholer in Aschbach auf ihre Kosten
Tierfreunde kommen beim Tierbauernhof Tholer in Aschbach auf ihre Kosten © Holzfeind

War das damals wohl noch recht rustikal, dominieren heute moderne Standards. Der Gast kann zwischen 14 Spezialisierungen wählen, darunter Wellness im Heubad, Urlaub für Wanderer, Allergiker oder barrierefreie Angebote. Auch das Brauchtum kommt nicht zu kurz. Wenn sich die Blätter der Weinreben goldgelb färben, sollte man in Südtirol eine alte Tradition nicht verpassen: das „Törggelen“. „Das Wort stammt von ,Torggl‘, der Weinpresse, ab. Ursprünglich wurde beim ,Törggelen‘ zum Erntedank der neue Wein verkostet, dazu gab es ,Keschtn‘ (Kastanien), mittlerweile werden auch Schlachtplatten serviert“, erklärt Ganthaler.

Und die Südtiroler Mägen vertragen so einiges: Speck, heiße Kartoffeln, Gerstensuppe als Vorspeise; Speckknödel, G’selchtes, Blutwurst und Sauerkraut als Hauptspeise. „Für uns ist ,Törggelen‘ die fünfte Jahreszeit“, lacht Gufler. „Keschtn“, Krapfen, junger Wein (Nuier) oder süßer Traubenmost (Sußer) gehören dazu. „Sußer wird bei circa 0 Grad kalt gestellt, damit er nicht gärt“, verrät Wirt Lucio Pallweber vom urigen Nalserbacherkeller, einem von 42 Schankbetrieben des „Roten Hahns“, die über 80 Prozent regionale Produkte anbieten.

Krapfen mit Keschtn-Füllung sind eine Spezialität Südtirols
Krapfen mit Keschtn-Füllung sind eine Spezialität Südtirols © KK/ROTER HAHN, Frieder Blickle

Frische Eier aus dem Stall und eigenen Speck zum Frühstück serviert Familie Piazzi am Tholerhof auf 1350 Meter Seehöhe im Vinschgautal. Tierisch wird es dort beim Ponyreiten, rußig beim Brotbacken in der originalen Räucherkammer mit Steinofen. Eine Herausforderung ist die Anreise über die zehn Kilometer lange, steile Bergstraße. Deshalb sollte man es so halten wie die 45 Bewohner des Bergdorfes und mit der Gondel fahren. Mit ihr wird in der Früh auch das frische Gebäck für Gäste geliefert.

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