Der Herzschlag rast. Wir sitzen im Sattel vor dem Steintor bei der Bergstation der Kaiserburgbahn auf 2055 Meter Seehöhe. Rund um uns die sanften Kuppen der Nockberge, die schneebedeckten Hohen Tauern grüßen aus der Ferne, rundherum Wald, sogar die Skipisten sind im Sommer üppig grün.
Hinter uns haben wir eine umfassende Einschulung für die kommenden 15,9 Kilometer: Selbst für erfahrene Biker interessant sind die Details zu Brems- und Kurventechnik, Schwerpunktverlagerung und den Verhaltensregeln für Europas längsten Flow-Trail. Er ist zwar bereits für geübte Kids ab 10 Jahren befahrbar, das größte Risiko liegt allerdings in der Selbstüberschätzung der Fahrer bezüglich Geschwindigkeit und des nötigen Kraftaufwands für die erforderliche Körperspannung auf einer so langen Strecke.
All das haben wir im Hinterkopf, als die charmanten Guides der lokalen Sportschule Krainer den Start freigeben. Die künstlich angelegte Mountainbike-Strecke ohne natürliche Hindernisse windet sich über zahlreiche Roller, Anleger und Steilkurven ins Tal hinunter. Kein Sprung ist zwingend, keine Wurzeln oder Steine liegen im Weg und da man über weite Teile ohne zusätzliches Treten - für Geübte auch ohne Bremsen - das Bike „pumpend“ durch den Parcours jagen kann, hat sich diese Bauform den Begriff „Flow-Trail“ redlich verdient.
Das Grinsen wird immer breiter. Besonders schön sind die Abschnitte, die durch den Wald führen. Die Fahrt ist einmal mehr, einmal weniger rasant. Gut, dass es immer wieder Rastmöglichkeiten gibt, um das schöne Bergpanorama zu genießen.
Rund 970 Höhenmeter haben wir schon hinter uns gebracht, der letzte Abschnitt der Strecke wird erst in den kommenden Tagen fertiggestellt. Deshalb rollen wir ab der (übrigens ausgezeichneten) Unterwirthütte auf einem Forstweg gemütlich ins Tal hinunter. „Unsere Stammgäste und Urlauber sind glücklich mit dem neuen Angebot“, sagt Wolfi Krainer, Chef der lokalen Sportschule und Initiator von „Nockbike“. M
it seiner Sportschule hat Bad Kleinkirchheim ein eigenes Kompetenzzentrum: Neben den empfehlenswerten Fahrtechniktrainings, auch speziell für den Flow-Trail bietet Krainer auch ein wöchentliches Angebot an geführten Biketouren.
Kompetent begleiten die Guides uns auch auf den „Nature-Trails“. Während ein paar Biker-Kollegen den anspruchsvollen „Alten Almweg“ hinunterjagen, raten mir die Coaches der Sportschule zu einer leichten Umfahrung, die ganz entspannt und mit wunderschönem Panorama zum selben Zwischenziel führt: der romantischen Feldpannalm. Dort wartet Klaus Kohlweiß in seiner Klamerhütte auf hungrige Radler, die Brettljause mit Spezialitäten vom eigenen Hof schmeckt ausgezeichnet.
Gestärkt schwingen wir uns wieder auf unsere Räder, die Trails führen weiter hinunter ins Tal bis zum schönen Brennsee. Nach einem Sprung ins erfrischende Alpenseewasser, geht's per Shuttle wieder zurück nach Bad Kleinkirchheim. Dort warten auch noch die beiden Thermen und bieten wohltuende Entspannung nach dem Bike-Abenteuer.
Lea Friessner