Wenn jemand zu dem Thema aus dem Handgepäck plaudern kann, dass das Leben manchmal seltsame Wege geht, dann ist es Gabriela Urban. Sie ist fast 40 Jahre alt, als sie aus der Elternzeit zurück in den Job kommt – und prompt gekündigt wird.
Statt vor dem Scherbenhaufen ihrer Lebensplanung zu verharren, trifft Gabriela Urban eine außergewöhnliche Entscheidung. Sie wirft ihren Karriereplan über Bord, packt den Rucksack und bricht mit ihrem vierjährigen Sohn in die weite Welt auf. „Ich kann behaupten, dass das Reisen in meiner Lebensphase der beste Unsinn war, den ich machen konnte“, resümiert die Hamburgerin, die sich damit als Bloggerin und Autorin nicht nur ein neues berufliches Standbein geschaffen hat, sondern dank ihrem Sohn auch gelernt hat, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Insgesamt hat das Duo bereits mehr als 32 Länder bereist und verbringt rund sechs Monate im Jahr unterwegs.
Gabriela Urban weiß daher genau, worauf es bei einer Fernreise mit Kindern ankommt und was es zu beachten gilt. Dieses Wissen teilt sie auch auf Mami-bloggt.de, wo sie täglich Nachrichten von Eltern erreichen, die ebenfalls das Reiseabenteuer mit ihrem Nachwuchs wagen wollen. Hier die häufigsten Fragen, die sie gestellt bekommt – und ihre Tipps für die nächste entspannte Familienreise in die Ferne:
Was sind die größten Herausforderungen auf einer Reise mit Kind?
Gabriela Urban: Ich weiß, dass viele Eltern davon ausgehen, dass eine Reise mit Kind, vor allem eine Fernreise, total anstrengend ist. Meistens machen sie sich vorab einen Kopf: Wie sollen wir nur den langen Flug überstehen? Was soll unser Kind im Urlaub essen? Und was machen wir, wenn es auf der Reise krank wird? Doch wenn sie dann vor Ort sind, erkennen sie fix, dass sie sich im Vorfeld viel zu viele Gedanken gemacht haben. Denn in der Regel passen sich Kinder den neuen Bedingungen ziemlich schnell an. Deswegen ist meiner Meinung nach der wichtigste Tipp, sich im Vorfeld nicht verrückt zu machen und stattdessen mit Ruhe und System an die Vorbereitungen zu gehen.
Die tatsächlichen Probleme sind eher banaler Natur. So finde ich zum Beispiel, dass das Gepäck am anstrengendsten ist. Vor allem wenn man so wie ich alleine mit Kind reist. Denn dann muss man in vielen Situationen das Gepäck und gleichzeitig auch das Kind managen. Zugegeben, das ist manchmal ganz schön schweißtreibend. Aber ich finde, dass man sich daran gewöhnt und schnell eine Routine und gutes Organisationsgeschick entwickelt.
Was sollen nicht so reiseerfahrene Eltern bei der Wahl des Urlaubszieles beachten?
Selbstverständlich eignet sich nicht jedes Fernreiseziel gleich gut für den Aufenthalt oder eine Rundreise mit Kindern. Deswegen ist es sehr wichtig, dass man sich bei der Wahl des nächsten Urlaubsziels mit folgenden Fragen auseinandersetzt: Wie gut ist der hygienische und medizinische Standard vor Ort? Wie hoch ist das Malariarisiko und welche Regionen sind vor allem betroffen? Gibt es andere bedenkliche Tropenkrankheiten? Wann ist die beste Reisezeit für die jeweilige Destination? Wie gut ist die Infrastruktur? Wie sieht es mit der Sicherheitslage aus? Gelten die üblichen Sicherheitshinweise? Oder wird vor politischen Unruhen, hoher Kriminalität oder möglichen Naturkatastrophen gewarnt? Ist das Reiseziel auch für Einsteiger – also nicht so Reiseerfahrene geeignet? Oder doch eher für Profis?
Welche Fernreiseziele mit Kindern kann man besondersempfehlen?
Für Einsteiger mit etwas weniger Reiseerfahrungen kann ich vor allem Bali, Malaysia, Thailand, Kambodscha, Südafrika, Australien, Neuseeland, USA, Belize und Costa Rica empfehlen. Mein Kind und ich sind außerdem ganz große Fans von Myanmar, Laos, Georgien, Kolumbien und auch Mittelamerika – hier haben es uns vor allem die beiden Länder Guatemala und El Salvador angetan.
Wie sieht es mit der medizinischen Vorsorge und Impfungen aus?
Ich informiere mich vor jeder Fernreise und im Zweifelsfall hole ich noch zusätzlichen Rat bei unserem Kinderarzt oder konsultiere einen Facharzt für Reise- und Tropenmedizin, ob vielleicht zu den Standardimpfungen noch weitere Impfungen notwendig sind, wie zum Beispiel eine Gelbfieberimpfung. Außerdem nehme ich insbesondere in exotische Länder eine gut ausgestattete Reiseapotheke mit.
Wie schützt man sein Kind am besten vor Mücken?
Um meinen Sohn effektiv vor Mücken zu schützen, habe ich mehrere Tricks: Ich verwende einen guten Repellent gegen Insekten, trage zusätzlich punktuell Nelkenöl und bei Bedarf auch Kokosöl auf. In kritischen Regionen macht lange, leichte Kleidung vor allem abends Sinn – und auch ein eigenes Moskitonetz kann nicht schaden. Außerdem mache ich in den Tropen nachts die Klimaanlage an, denn so wird die Lufttemperatur gesenkt, was den Mücken überhaupt nicht gefällt.
Wie behalten Eltern am besten den Überblick?
Viele Eltern fühlen sich kurz vor der Familienreise überfordert und bekommen sogar leichte Panikattacken. Das ist völlig normal! Denn schließlich muss man tatsächlich an sehr viele Dinge denken. Doch wenn man mit ein wenig Organisation, System und vor allem einem kühlen Kopf rangeht, dann ist alles nur noch halb so wild. Ich empfehle, vorab mit Checklisten zu arbeiten, die man systematisch abarbeiten und abhaken kann. Denn so ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass man im Eifer des Gefechts etwas Wichtiges vergisst. Außerdem vermitteln Checklisten einem das Gefühl, dass man alles im Griff hat.