Weinreben ranken auf sanften Hügeln. Auf deren Spitzen sitzen romantische Bergdörfer mit einer kleinen Kapelle in der Ortsmitte. Die Risse ihrer alten Steinmauern lassen das Licht ins Innere herein: ein Naturschauspiel gegensätzlicher Elemente. Lässt man die Blicke umherwandern, wird rasch klar, der Reichtum der Halbinsel Istrien steckt in der Vielfalt ihrer Landschaft.
Eine Vielfalt, die Genusskennern längst bekannt ist. Slowenische und italienische Einflüsse der Umgebung haben Istrien zu einer europäischen Genussregion gemacht: reich an kräftigem Olivenöl, feinem schwarzen Trüffel und gekühltem Malvazija-Wein. Schon allein diese drei Zutaten sind Nahrung für die Seele. Und darüber hinaus: „Ein Glas pro Tag ist wie Medizin“ - diese Weisheit bekommt man hier nicht selten eingeschenkt.
Auf dem Weg von Rabac nach Porec, an einer verstaubten Raststation mit Aussichtspunkt, werden an einem kleinen Stand solche „Arzneien“ verkostet und verkauft. „Ist der Wein erst einmal ausgetrunken, gibt es nur noch selbst gebrannten Weichselschnaps“, erzählt der Verkäufer lachend. Während wir vom hölzernen Hochsitz aus auf den Limski-Kanal blicken, einen blaugrünen Meeresarm, der sich von Vrsar nach Rovinj schlängelt.
In Istrien heißt es: „Der Reichtum einer Stadt wird an ihrer Kunst bemessen.“ Und die Architektur in Porec bestätigt diese Weisheit. Für die Errichtung der Euphrasius-Basilika - mitten in der Altstadt - im sechsten Jahrhundert wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Feinster Marmor, direkt aus der Türkei, ist dafür importiert worden. Reich an Mosaiken, Stuckatur und Einlegearbeiten aus Perlmutt in ihrem Inneren zählt die Kirche seit 1997 zum Weltkulturerbe der Unesco.
Um die Kathedrale herum haben sich kleine rustikale Lokale angesiedelt, sogenannte „Konobe“. Gerade einer Handvoll Sitzplätze bieten die engen dunklen Gassen Raum, doch dafür liegen unendlich viele Gerüche in der Luft, die aus den kleinen Küchenfenstern hinaus ins Freie strömen.
Im Zwei-Hauben-Lokal „Spinnaker“, direkt am Hafen von Porec, gipfelt die Qualität regionaler Zutaten schließlich im kulinarischen Höhepunkt. Dass die Köche an der Küste das Zubereiten von Fisch beherrschen, ist obligatorisch - empfohlen sei hier aber auch das herzhafte Fleischgericht auf der Karte: sautiertes Lammfilet auf einem fein passierten Topinambur-Püree mit Karotten, Pastinaken und einem süßlichen Zwiebel-Crumble.
Zum Dessert hört man abends die Wellen gegen die kleinen Fischerboote klatschen. Bevor sich der Abend dem Ende zuneigt und genau an dem Punkt, wo sich die Promenade am Meer entlang praktisch entzweit, blickt man auf einen Sonnenuntergang, der in seinem Farbverlauf schon fast an ein Ölgemälde erinnert. Und wenn die Sonne wie ein Wassertropfen hinter dem Meereshorizont verschwindet, kehrt in der Stadt die Nacht ein.
Man kann nicht nur ins Nachtleben eintauchen, sondern zur Abkühlung auch in die Karsthöhle Jama Baredine bei Nova Vas abtauchen. Die erste Schauhöhle Istriens samt unterirdischem See wurde 1996 eröffnet. Es locken konstante 14 Grad Celsius und die Tropfsteinformation namens „Schneemann“.
Daniela Brescakovic