Eine riesige Weinflasche auf dem Flughafen von Bordeaux zeigt dem Reisenden, wo er gelandet ist: im größten Qualitätsweinbaugebiet der Welt. 680 Millionen Flaschen Bordeaux werden im Jahr gefüllt, pro Sekunde wechseln 20 Flaschen den Besitzer.

Der Atlantik ist gleich um die Ecke, damit waren England, Spanien, die Niederlande und später Amerika schon immer leicht zu bedienen. Der Wein aus Bordeaux war schon vor 2000 Jahren gefragt und machte die Stadt an der Garonne im 13. Jahrhundert zum größten und reichsten Hafen der Welt.

Diese Vormachtstellung wurde mit kluger Politik und penibler Beobachtung des Weltmarktes lange gehalten. Als die Glasflasche den Weinhandel im 18. Jahrhundert revolutionierte oder um 1850 die Eisenbahn aufkam – ständig baute Bordeaux seine Stellung noch aus.

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„Die reichen Reeder, Händler und Winzer prägen mit ihren Bürgerhäusern heute noch die Stadt“, erzählt unsere Begleiterin Aurélie Chopy. Sie ist in Bordeaux aufgewachsen und weist auf die Küche hin, in der – no na – der Rotwein eine wichtige Rolle spielt, vom Fleisch bis zu den Süßigkeiten wie den berühmten Cannelés Bordelais.

Wer so stark auf ein einziges Produkt fixiert ist, lebt gefährlich. Im Jahr 1875 bekam es Bordeaux mit der Reblaus zu tun. Ein Viertel der 85 Millionen Weinstöcke wurden vernichtet. Es dauerte Jahre, bis man resistente Sorten züchten konnte und es wieder bergauf ging.

Dies alles erfährt man in der Cité du Vin. Das 2016 eröffnete Museum zeigt den Wein in allen Epochen und Kulturen. Verkosten ist erwünscht, kaufen ebenfalls, und zwar erhält man Weine von Tahiti bis Schweden.

„38 Prozent aller Franzosen würden gerne bei uns in Bordeaux leben“, strahlt Arélie. Kein Wunder, Bordeaux hat die höchste Restaurantdichte von ganz Frankreich – das allein ist schon eine reife Leistung! Aber ausgerechnet jene, die es geschafft haben, dort zu leben, halten sich gerne auf den Weingütern im Umland auf.

Ein besonders Schönes ist das „Château La Dominique“ nahe Saint-Émilion. Erst kürzlich vom Stararchitekten Jean Nouvel renoviert, bietet es tolle Küche und Führungen durch den Weinkeller, in dem jährlich 110.000 Flaschen gefüllt werden, die USA und China sind Hauptkunden.

Das wunderschön erhaltene mittelalterliche Saint-Émilion ist Unesco-Weltkulturerbe, zählt 270 Einwohnern und 1,2 Millionen Touristen jährlich. Naheliegender Tipp: Die Hauptreisezeit meiden! Bei 3000 Weingütern und einer Menge malerischer Dörfer ist in dieser hügeligen Idylle ohnehin für jeden Geschmack etwas dabei.

Was früher undenkbar war: Es gibt mittlerweile exzellente Rosé- und Weißweine aus Bordeaux, die schon fast ein Fünftel der Anbaufläche bedecken.

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