Weimar, die 65.000-Seelen-Gemeinde in Thüringen, ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Vor allem für die Freundschaft von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Sie haben sich zwar eigentlich 1788 im nahen Rudolstadt kennengelernt, dennoch zeugt seit 1857 ein Denkmal vor dem Nationaltheater Weimar von deren Zusammenkunft. Die Stadt ist auch bekannt für die gleichnamige Republik von 1918 bis 1933 – der ersten parlamentarischen Demokratie Deutschlands. In diese Zeit fällt auch die Geburtsstunde des Bauhausstils.

Es war 1919, als Walter Gropius das Staatliche Bauhaus als Kunstschule in Weimar gründete. Die Bürger waren damals skeptisch, konnten der Verbindung von Kunst, Handwerk, Architektur und Design wenig abgewinnen. 1926 übersiedelte man schließlich nach Dessau (Sachsen-Anhalt) und später nach Berlin.

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100 Jahre nach dem Startschuss prangen in der geschichtsträchtigen deutschen Stadt heute wieder Fahnen mit der Aufschrift „Das Bauhaus kommt aus Weimar“. Im Frühjahr hat ein eigenes Museum eröffnet, die Bürger sind heute stolz auf das, was hier vor einem Jahrhundert entstanden ist.

Das Museum ist auf unserer Spurensuche in Thüringen auch die erste Anlaufstelle. Auf 3000 Quadratmetern wird über Künstler erzählt, deren Werke ausgestellt. Wer hierherkommt, sollte aber schon über Vorwissen verfügen. Spannend: Die Poster, die jeder Besucher mitnehmen kann. Deren Aufschriften sind Jahrzehnte alt und doch aktueller denn je: „Jedes Zeitalter verlangt seine eigene Form“, steht da geschrieben. Oder: „Überall ausbrechender Erneuerungswille“.

Die Zeit vor Bauhaus wird in Weimar schräg gegenüber im Neuen Museum abgebildet. Ein weiterer Fixpunkt bei einem Besuch in der Kulturstadt sollte die Bauhaus-Uni darstellen, die sich heute auf technische Bereiche spezialisiert hat.

Auch das bekannte Haus am Horn darf nicht fehlen – ein quadratisches Gebäude ganz im Bauhausstil, einfach und schlicht. Ursprünglich als Musterhaus für eine Ausstellung 1923 geschaffen, wurde es später auch bewohnt und dient heute als eine Art Museum, eigene Führungen inbegriffen.

Doch der Stil prägt Thüringen auch abseits von Weimar. Etwa in Probstzella, im Süden des Bundeslandes. Hier befindet sich das „Haus des Volkes“, das heute als Bauhaushotel gilt. Tatsächlich sind Gästezimmer wie Speisesaal mit entsprechenden Möbeln eingerichtet. Das Haus, einst Kino und Veranstaltungshalle für die Bürger, wurde 1927 eingeweiht.

Weiter führt unsere Bauhaus-Spurensuche nach Gera, wo die meisten Baudenkmäler aus dieser Zeit zu bewundern sind – darunter das Haus Meyer, die Frauenklinik Ernst Schaefer oder das Haus Schulenburg. Letzteres wurde von Henry van de Velde in den Jahren 1913 bis 1915 erbaut.

Die Reise endet schließlich in der Studentenstadt Jena. Besonders spannend ist hier das Haus Auerbach, das heute noch genutzt wird. „Manchmal sagt man, ich lebe in einem Museum“, sagt Bewohnerin Barbara Happe. Dabei zeige sich, dass folgendes Klischee nicht stimmt: dass das Bauhaus allzu symmetrisch und nicht durchgeplant ist, sei falsch, sagt Happe. „Das Gegenteil ist der Fall.“

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