Es ist würdig und recht, dass dieser Strand den Namen Bora Bora trägt. Das denkt man so bei sich, während der weiße Sand durch die Zehen rieselt und einem die Augen in allen Facetten von Blau übergehen. Nur dass man dafür nicht nach Französisch-Polynesien reist, sondern nach Albanien. Ja, dieses Albanien.

Der Badeort Ksamil schmiegt sich an das Ionische Meer, von der griechischen Insel Korfu setzt man in 20 Minuten mit der Fähre über. Nicht unwesentlich länger dürfte Aeneas gebraucht haben, der auf seiner Flucht aus dem brennenden Troja dort an Land gegangen sein soll, wo die antike Stadt Butrint entstand. Der Stammvater der Römer hat schon gewusst, wo es schön ist. Die Reste unterschiedlicher Besiedlungen haben auf der an drei Seiten vom Butrintsee und dem Vivar-Kanal umgebenen, tiefgrünen Halbinsel malerisch die Jahrtausende überdauert. Da möchte man Schildkröte sein, die sich in der Sonne aalt.

Sie sehen ein bisschen aus wie die Schildkröten. Die rund 700.000 Bunker, die Diktator Enver Hoxha über das ganze Land im Kampf gegen den Klassenfeind verteilte. Der Kommunismus zerbrach 1990, die Betonschwammerln sind geblieben. Den Schafen, die friedlich auf den Wiesen umher weiden, oder den seltenen Fledermäusen, die darin von der Decke baumeln, ist das herzlich egal. Über die Politik der Abschottung, die ihrem umarmenden Wesen diametral entgegenstand, können auch die Albaner inzwischen scherzen: „Miniaturen der Bunker sind ein beliebtes Touristensouvenir“, erzählt Guide Vasil Barka.

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Im Basar-Viertel von Gjirokastra brummt es. In den sternförmig aufeinander zulaufenden, kopfsteingepflasterten Gassen hängen bunte Kelim-Teppiche als Zeugen jahrhundertelanger osmanischer Herrschaft neben Militärmützen mit rotem Stern aus der Zeit des Kommunismus und dem schwarzen Doppeladler auf rotem Grund der heutigen Nationalflagge. Die Stofftiere und Knoblauchzöpfe, die an vielen Haustüren hängen, stehen nicht zum Verkauf – sie sollen vor dem bösen Blick schützen. Am Hang trotzen die steinernen Bürgerhäuser trutzig der Schwerkraft. Und über allem thront die Burg, die ihren Schatten auf die zum Unesco-Welterbe zählende Stadt wirft.

Vereinzelte Bergdörfer klammern sich an das Gebirge Mali i Gjerë, durch das sich die Bergstraße über den Muzina-Pass schlängelt, an dessen Fuß ein flüssiger Saphir im Sonnenlicht funkelt. Die Wasser der Karstquelle „Syri i Kaltër“ sprudeln vor dem Hintergrund des hellen Kalksteins in tiefblauer Farbe.

Man nehme mediterran Leichtes, Deftiges vom Balkan und immer wahnsinnig viel davon – das ist die Grundrezeptur der albanischen Küche. Wenn man sich vor lauter herzhaftem Zugreifen schon nicht mehr rühren kann, meint der Kellner wohlmeinend: „Darf ich die Vorspeisen abräumen?“ In Albanien einem Nachschlag zu entgehen, kommt einem Kraftakt gleich. Und im Fall von Oshaf – einem Dessert aus Schafmilchjoghurt und Feigen – ist das auch nicht zu empfehlen. „Zoti e shtoftë!“ – Möge Gott es vermehren. Der Kellner tut es ganz bestimmt.

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