Wo sieht man, wie der Teufel die Zunge einer Frau am Schleifstein schärft? Und wo die „Weibermühle“, mit der der Teufel eine alte Frau in eine junge verwandelt? Auf den bunten Bienenstock-Stirnbrettern, die seit Jahrhunderten die Bienenhäuser in Slowenien zieren und neben dem Zweck, die Stöcke zu kennzeichnen, auch eine apotropäische Aufgabe hatten: Sie sollten böse Geister abwehren.
Religiöse Motive wechselten sich mit satirischen Darstellungen ab, was im Imkereimuseum in Radovljica auf den Stirnbrettern der historischen Krainer Stöcke, die im 18. Jahrhundert die Bienenkörbe ersetzten und die Imkerei reformierten, gut sehen kann. Auf manchen von ihnen sieht man das Bildnis des ersten Bienenlehrers der Monarchie, Anton Jansa, den Monarchin Maria Theresia mit der Imkerschule beauftragt hatte.
Bemalte Brettchen am Bienenhaus sind auch der Stolz der Imkerfamilie Ambrozic in Selo bei Bled, einem idyllischen Dörfchen mit unzähligen Streuobstbäumen auf grünen Wiesen. Blaz Ambrozic ist Profi-Imker und gibt sein Handwerk auch weiter, seine Frau Daniela ist Quereinsteigerin. „Wenn du mich liebst, musst du auch die Bienen lieben“, hatte er vor elf Jahren zu ihr gesagt und so war es auch gekommen.
Daniela betreut 120 Stöcke, schleudert Linden- und Waldhonig und erklärt Besuchern, dass die Carnica-Biene in Slowenien geschützt ist, Hybridbienen nicht akzeptiert werden und der Ertrag pro Stock in drei Sommermonaten bei 20 Kilogramm liegt. Ist das Wetter schlecht, sind es nur elf Kilogramm pro Stock, während ein seltener Super-Sommer mit 34 Kilogramm zu Buche schlagen kann. Im Baumstamm kann man die grau-beigen Bienen und ihre Königin, die fünf Jahre leben kann, aber alle zwei Jahre ersetzt wird, hinter Glas beobachten.
Eine besondere Erfahrung ist die Apitherapie im 33 Grad warmen Bienenhaus, wo der Duft von Wachs, Propolis und Honig durch Gitterfenster, hinter denen die Bienen im Stock arbeiten, betörend angenehm in die Nase steigt. „Die schleimlösenden Aromastoffe sind gut für die Atemwege, helfen bei Asthma, Lungenkrankheiten oder Sinusitis“, sagt Daniela. Das Summen der Bienen im Ohr, den Blick durch das Glasfenster auf die emsig ein- und ausfliegender Bienen gerichtet, ist die Apitherapie sehr erholsam.
In Slowenien, Urheber des Weltbienentages am 20. Mai, Anton Janzas Geburtstag, ist Apitourismus zu einer erfolgreichen Nische geworden. So wird bewusst mit Honig gekocht, wie es Spitzenkoch Janez Bratovz im „JB“ in Laibach vorzeigt. Am Markt und im Ethnografischen Museum, wo bis August die Sonderschau „Wo die Bienen wohnen“ zu sehen ist, kann man verschiedenste Honigsorten verkosten. „Urban beekeeping“ ist so aktuell, dass sogar auf der Dachterrasse des Hotels „Park“ seit vier Jahren Bienenstöcke stehen.
Im Botanischen Garten, wo natürlich auch ein Bienenhaus steht, erfährt man auf einem Lehrpfad, dass einer von drei Bissen Essen von der Bestäubung durch Insekten abhängt. Durch sie produzieren viele Pflanzen mehr Samen. Beim Haus des berühmten Architekten Joze Plecnik kann man dessen Bienenhaus bewundern. Wer das Arboretum in Volcji Potok mit seinen 3500 Pflanzenarten besucht, wird auch dort eines finden.
Neuester Schrei ist das Schlafen in der Honigwabe, wie es im Honigdorf in Mozirje im Savinja-Tal möglich ist. Entstanden aus einer Idee des Grundeigentümer-Sohnes, der Imker werden wollte, bietet das Feriendorf Apartments aus regionalem Holz in Wabenform und Apitherapie im Bienenhaus an. Honigmassage und -masken werden im Wellnesscenter geboten. Schlafen bei den Bienen ist besonders bei Hochzeitspaaren gefragt. Wer für Silvester im Februar noch ein Apartment findet, dem ist „die Axt in den Honig gefallen“. Das bedeutet, man hat Glück gehabt.
Das Sprichwort entstand, als man im Wald nach schwärmenden Bienen suchte und die Baumstämme, in deren Höhlen man fündig wurde, fällte.
In Kamnik südlich der Steiner Alpen zeugt das Kerzenzieher-Haus von der Bienen-Geschichte und in Kamniska Bistrica gibt es eine Bienenzuchtstation. Damit in Slowenien, wo es 200 Imkerklubs gibt, die Axt auch weiterhin in den Honig fällt.
Elke Fertschey