Am frühen Morgen in Hamburg gelandet, zieht es einen instinktiv ans Wasser – der Hafen liegt mitten in der Stadt. Daher heißt es hier auch nicht Hafenrundfahrt, sondern „Stadtrundfahrt zum Wasser“. „He lücht“ werden die Rundfahrtskapitäne genannt, was von „er lügt“ kommt. Das mit dem Seemannsgarn bestreitet unser Kapitän gar nicht: „Man darf uns nicht alles glauben. Ich habe als Kind gedacht, dass in der Speicherstadt die Bananen gekrümmt werden“, erzählt er und schippert mit uns vorbei an Containerterminals und Kreuzfahrtschiffen. In diesem weltgrößten historischen Lagerhauskomplex aus rotem Backstein wurden einst Gewürze, Kaffee, Tee und Tabak gelagert.
Seit 2015 zählt die Speicherstadt zum Welterbe der Unesco. Zwar ist sie noch immer Warenlager, etwa weltgrößter Umschlagplatz für Orientteppiche. Aber Büros und Wohnungen sind auf dem Vormarsch und beleben das Viertel enorm. Die Hansestadt ist Eigentümer der Speicher, in die kräftig investiert wird. Derzeit sind eine zehn Kilometer lange Uferpromenade und ein 230 Meter hoher Elbtower geplant. In der Hafencity liegt auch die Elbphilharmonie. Das einzigartige Bauwerk mit seiner spiegelnden Glasfassade wird von den Hamburgern liebevoll „Elphi“ genannt und ist das neue Wahrzeichen der Stadt. Wer keines der begehrten Tickets ergattert – ein Rundgang durch das Gebäude und der großartige Ausblick sind trotzdem Pflichttermin.
Zu Mittag geht’s in das Schanzenviertel, wo man eine bunte Mischung aus Boutiquen, Bars, gemütlichen Restaurants und angesagten Clubs findet – und kreative Street-Art in den Seitengassen. Dann geht’s schon weiter – in das „weiße“ Hamburg, das Villenviertel an der Binnenalster, ein Kontrast zum „roten“ Backstein-Hamburg. Es bietet urbanes Leben in der Natur, mittendrin das neue Hotel „The Fontenay“ mit wunderbarem Blick auf die Alster. Stadtführer Thomas Kaiser setzt dabei auf das Fahrrad, obwohl für ihn Hamburg der Wilde Westen für Radler ist. „Hauptsache, man klingelt nicht, die Hamburger wollen nicht angequengelt werden.“
Es wird Abend, also zurück ins „rote“ Hamburg. Diesmal nicht mit dem Rad, sondern mit der Hafenfähre, malerisch die Elbe entlang. An den Landungsbrücken schieben sich die Massen, um zu den Musicalbühnen überzusetzen oder zu anderen Events im riesigen kulturellen Angebot. Das reicht von der Oper, in der Gustav Mahler Chefdirigent war, über das Konzerthaus bis zur Musik- und Szenekultur im pulsierenden Nachtleben. Direkt am Wasser finden im Sommer das Elbjazz- und das Dockville-Festival statt.
Der Tag endet in St. Pauli. Reeperbahn, Beatles-Reminiszenzen, Altrocker Udo Lindenberg und ein umwerfendes Angebot an Gastronomie und Musik – da muss man durch! Schlafen ist in Hamburg ohnehin verlorene Zeit.