Wir beginnen mit Grundregel Nummer eins: keine Biketour ohne Badehose. Das gilt von Ostern bis Allerheiligen bei jedem Wetter und in jedem Gebiet. Denn erstens kann es auch an Regentagen aufklaren. Zweitens taucht fast immer irgendwo unvermutet ein See, ein Teich oder eine Flussbucht auf. Und dann heißt es: runter vom Bike, raus aus dem Gwand, rein ins Wasser. Denn der Mensch lebt nicht am Rad allein.
Noch besser ist es freilich, Biketouren von vornherein als Berge-und-Seen-Kombination zu planen. Dazu eignet sich vorzüglich das Salzkammergut, wo es fast unmöglich ist, den Seen auszuweichen. So auch bei dieser landschaftlich spektakulären Runde im Grenzgebiet von Oberösterreich und Salzburg. Die durchaus sportliche Rundtour führt uns nicht nur an Wolfgangsee, Attersee und Mondsee, sondern erschließt auch drei wenig bekannte „Zwischenseen“: Schwarzen-, Egl- und Krottensee.
Höchster Punkt der Strecke ist das 1530 Meter hohe Zwölferhorn - nicht nur ein legendärer Aussichtspunkt über dem Wolfgangsee, auch einer der wenigen Salzkammergut-Berge, wo man mit dem Rad bis (fast) auf den Gipfel kommt. Und zwar auch dann, wenn man keine wilden Trails mag, sondern lieber bequem auf der Forststraße klettert.
Beschaulicher Start
Aber der Reihe nach: Wir starten beschaulich in St. Wolfgang und radeln gemütlich am See entlang nach Osten. Erste Sonderprüfung ist die Auffahrt von Aschau auf teils wilden Waldwegen zum verträumten Schwarzensee, der mit erwünschter Abkühlung aufwartet. Dann führt der Weg durch imposante Mischwälder weiter leicht aufwärts, bevor man jäh zwischen Felsen zum südlichsten Punkt des Attersees hinuntersticht.
Bis Unterach folgen jetzt leider drei Kilometer auf der Bundesstraße. Die ist hier aber nur schwach befahren und das kurze Flachstück ist rasch bewältigt.
Von Osten erreichen wir den Mondsee, wobei wir immer scharf an der Landesgrenze von Oberösterreich und Salzburg entlangradeln. Wilde Uferbuchten mit offenem Seezugang laden zum nächsten Badestopp ein. Der ist empfehlenswert, denn jetzt folgen die eigentlichen Herausforderungen im Gelände, obwohl wir schon 40 Kilometer in den Beinen haben.
Wir passieren zunächst den kleinen Eglsee und biegen dann rechts auf einen Traktorweg ein. Durch kupiertes Waldgelände geht es abseits der Straße auf die Anhöhe zum Krottensee. Dort mündet der Weg zwar wieder in die Straße, aber diesmal geht es in rauschender Talfahrt nur kurz über den sogenannten Brunnwinkel hinunter zum nächsten Zwischenhalt: Wir erreichen das Wolfgangsee-Nordufer und fahren an der Promenade entlang hinein nach St. Gilgen. Der noble Urlaubsort besticht mit fast südlichem Flair - falls man einen Sonnentag erwischt. Dann locken die Kaffeehäuser mit pittoresken Gastgärten. In der Hauptsaison ist die Ortsdurchfahrt ohnehin nur schiebend zu bewältigen, so stark ist der Zulauf der Sommerfrischler.
Während das Gros der Gäste gerne die bequeme Auffahrt mit der Zwölferhorn-Seilbahn wählt, entscheiden sich sportliche Radler für das schweißtreibende Bergaufradeln mittels Muskelkraft. Der Einstieg ist nicht ganz leicht zu finden: In St. Gilgen starten wir am Mozartplatz, nehmen die Schwarzenbrunnerstraße bis zur Querung der B 158 und folgen dann der Hochreitstraße bergauf Richtung Südwesten. An einer Weggabel biegen wir rechts in die Laimstraße ein. Ab dann kann man nicht mehr viel falsch machen.
Muskelkraft statt Seilbahn
Dafür ist ab jetzt ziemlich viel Kondition gefragt. Mehr als 900 Höhenmeter windet sich der Weg hinauf zum höchsten Punkt der Tour. Vor allem das erste Stück durch Mischwald bis zur Saustallalm ist so steil, dass es keine Schande ist, zwischendurch abzusteigen und ein paar Meter zu schieben.
Am Weißenbach entlang geht es zur Stubneralm und von dort in freiem Gelände über steile Kehren auf einen Bergrücken. Jene, die wirklich zum Gipfel wollen, fahren nun links auf flacher Forststraße zu einer Skihütte und weiter durch ein kurzes Waldstück bis zur Zwölferhorn-Bergstation. Den eigentlichen Berggipfel erklimmt man mit wenigen Schritten.
Geschafft! Jetzt heißt es durchschnaufen, fotografieren und den Ausblick auf Hunderte Berggipfel im Umkreis genießen. Es folgt ein angenehm-zünftiger Pflichtbesuch in der Lärchenhütte. Oder genauer gesagt in deren Gastgarten, von wo aus man den spektakulärsten Blick über den Wolfgangsee genießt.
Wenn der Ruhepuls wieder schlägt, verlässt man die frequentierte Bergstation auf demselben Weg, auf dem man gekommen ist. Bei der ersten Weggabel fährt man nun aber nicht rechts hinunter, sondern links zunächst noch leicht steigend am Bergrücken entlang bis zu einem Beschneiungsteich. In einer scharfen Linkskehre beginnt jetzt die Abfahrt. Über ausgedehntes Weidegebiet und später durch Hochwald rauscht man auf einer recht gut ausgebauten Forststraße Richtung Tal. Die Route ist hier im Prinzip „logisch“ und außerdem gut ausgeschildert („Zwölferhorn-Mountainbike-Runde“).
Schlusssprint nach Strobl
Nach einem letzten steil fallenden Asphaltstück landet man in der Ortschaft Brunn. Jetzt wird das eben noch kupierte Gelände schlagartig flach. Aber die Landschaft bleibt lieblich: Wir queren den Ort Abersee und fahren nun gemütlich durch den kaum besiedelten Stauderwald zum Wolfgangsee-Südufer. Vorbei am Gemeindebad, halten wir immer auf die bekannte Ortschaft Strobl zu, begleitet von der parallel führenden Bahntrasse.
In Strobl sind wir fast am Ziel, eine zünftige Jause ist spätestens hier angesagt. Aber es folgt noch ein spektakuläres Stück Hochgenuss: An der Seepromenade halten wir uns links und biegen ein in den schmalen Ufersteig zwischen Bürglstein und See. Dieser hoch gelegene Ufersteig ist zwar für Radler gesperrt, aber auf diesem pittoresken Pfad am steil abfallenden Felsenhang steigt man sowieso gerne ab und genießt den grandiosen Seeblick.
Was noch folgt, ist der Zielsprint nach St. Wolfgang. 75 Kilometer und fast 1700 Höhenmeter sind absolviert - für Hobbyradler durchaus ein stolzes Pensum. Aber in dieser Landschaft gibt es keine Schinderei, sondern nur reinsten Genuss.