Eintrag im Logbuch: Sternzeit 80010,86. Ort: 28° 17’ 29.63“ N 16° 37’ 44.868“ W. Der Abendstern leuchtet hell, während sein Kollege, der Polarstern, ob der Schönheit von Venus erblasst. Auch Saturn und Jupiter buhlen um die Aufmerksamkeit der vielen Augenpaare.
Der Sternenhimmel über dem Nationalpark El Teide auf Teneriffa lässt nicht nur mein Herz höherschlagen. Renommierte Astronomen nutzen diesen Ort für ihre Beobachtungen, denn hier sind die Sterne besonders klar zu sehen. „Der Grund sind die geringe Licht- und Luftverschmutzung“, erklärt Bárbara Bamberger von Teneriffa-Tourismus.
Nach einem spektakulären Sonnenuntergang, der das vulkanische Gebirgsmassiv feuerrot färbt, packt Oscar von „Discover Experience“ sein Teleskop aus und erklärt für Laien, warum Sterne funkeln: „Das Licht legt einen sehr weiten Weg zurück und verschiedene Luftschwankungen führen zu Irritationen, was wir als Funkeln wahrnehmen.“ Faszinierend.
Jährlich wuseln rund drei Millionen Besucher durch die von Lava geformte Landschaft und trotzdem habe ich den Eindruck, ganz alleine zu sein. Jeden Moment erwartet man, dass sich Mr. Spock aus einer anderen Galaxie zu einem gesellt. Im 2007 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärten Nationalpark hätte sich der Vulkanier bestimmt heimisch gefühlt. Was in dieser kargen Gegend auch Wildprets Natternkopf tut – eine Pflanze, die nur im Nationalpark wächst und deren purpurroter Blütenstand rund zwei Meter hoch werden kann.
Störrisch gibt sich hingegen der 3718 Meter hohe Schichtvulkan Teide selbst. Er will mich partout nicht auf seinen Gipfel lassen. Schuld daran ist „Calima“, ein stürmischer Sandwind aus Afrika, der den Seilbahnbetrieb zum Erliegen bringt. Doch Alternativen gibt es auf der größten der Kanarischen Inseln wie Sand am Atlantik. Naturliebhaber zieht es in die unfassbar grünen Lorbeerwälder des Anaga-Gebirges oder in das 100-Seelen-Bergdörfchen Masca im Nordwesten der Insel.
Über schmale Serpentinen schraubt sich der Bus mühsam den Berg bis zum Aussichtspunkt Cherfe hinauf. Die Mühe lohnt sich! Der Blick reicht durch die zerklüftete Masca-Schlucht bis zu den Nachbarinseln La Gomera und La Palma. Danach geht es ebenso steil wieder bergab – vorbei am malerischen Küstenstädtchen Garachico – bis nach La Orotava. Hier beeindruckt die „Casa de los balcones“, ein im 17. Jahrhundert erbautes Herrschaftshaus mit wunderschönen Holzbalkonen, das heute ein Museum beherbergt.
Kontrastreicher könnte das Urlaubsprogramm an der Costa Adeje im Süden nicht sein. Das leichte Schaukeln des Bootes und das Gläschen kanarischen Weins tun das Ihre, um sich beim Anblick von Pilotwalen und Delfinen, die sich vor einem im dunkelblauen Meer tummeln, zu entspannen. Und dann wäre da natürlich noch der Gedanke an die graue Nebelsuppe daheim, während das subtropische Klima der Insel uns auch im Winter mit 20 Grad beschenkt. „Faszinierend!“, würde Mr. Spock sagen.
Irmgard Hrast