Gib Gummi! Die Spaßparole verhaltensauffälliger GTI-Piloten könnte – mit seriöserer Grundierung – aus Clermont-Ferrand stammen. In der vitalen 140.000-Einwohner-Stadt in der Region Auvergne-Rhône-Alpes zwei Autostunden westlich von Lyon wurzelt die Geschichte des weltgrößten Reifenherstellers Michelin.
Im Stadtbild dominiert zwar eine mächtige Kathedrale aus schwarzem Vulkangestein, aber im Alltag der Menschen spielt die Fabrik am Rande der Stadt seit über einhundert Jahren eine wesentlichere Rolle – als Arbeitgeber und großzügiger Mäzen. So wurden eigene Wohngebiete („Cités Michelin“) vom Unternehmen angelegt, das Rugbystadion gleich neben dem Stammsitz errichtet, Spitäler, Schulen und Schwimmbäder finanziert.
Das alles, aber vor allem die Reifen-Geschichte wird im Michelin-Museum auf spannende Weise nacherzählt: dass das dicke Michelin-Männchen – eine der bekanntesten Bildmarken der Welt – eigentlich aus einer Bierwerbung stammt, dass vom innovativen Gründer-Brüderpaar der luftgefüllte Reifen erfunden wurde, dass Michelin auch das Space Shuttle „bereift“ hat, dass ein Reifen aus 200 verschiedenen Materialien besteht und der weltgrößte am Ausgang fünf Tonnen wiegt und 30.000 Euro kostet. Pro Stück.
Klaus Höfler