Kopiaste hat es in sich. Wenn Michalis Yiangou dieses griechische Wort ausspricht, wirkt das fast feierlich. Der Mann aus Nikosia nippt an seinem im Sandbad erhitzten Kaffee, lässt die Silben wirken. Kopiaste bedeutet: Komm herein, sei unser Gast. "Wenn du als Fremder an einem Haus stehen bleibst, wo gegessen wird, wird man dich hereinbitten", sagt Yiangou. Für gelernte Österreicher eine ungewöhnliche Vorstellung. Doch Gastfreundschaft ist auf Zypern höheres Gut. Dass sich die Tourismusindustrie das Wort Kopiaste für die Werbung gekrallt hat, ist da nur logisch.

In der Taverne von Makis Charalambous in Apsiou geht auf dem massiven Holztisch langsam der Platz aus. Die Meze, ein kulinarischer Ultralauf durch die zypriotische Küche, prüfen die Kondition von Gastgeber und Gästen. Unermüdlich wieseln Kellner mit Kleftiko (Lammfleisch mit Kartoffeln), traditionellem Inselkäse Halloumi, Rind, Faschiertem, Fisch, Oliven, Salat und Brot heran. Zum Drüberstreuen gibt's einen Schluck des süßen Commandaria, Zyperns Exportwein. Der Kufsteiner Glasproduzent Riedel hat dazu 2006 das offizielle Glas entworfen.

Um die Geschmackssinne wieder zu erden, geht es auf das sturmumtoste Kap Greco im Südosten. Am Rande des Nationalparks öffnet sich der Blick auf das Meer und die felsige Küstenlinie, in die Buchten mit grün-blauem Wasser springen. Tief unten kriecht ein 16 Kilometer langer Wanderweg die Steilküste entlang, am Horizont taucht der Himmel ins Meer. Hier wurde das erste Sonnenaufgangsfoto Europas im neuen Jahrtausend geschossen. Kulturell gehört die Insel zu Europa, geografisch zu Asien. Politisch ist alles kompliziert. Dass der nördliche Teil seit 1974 von der Türkei besetzt ist, empfinden viele griechische Zyprioten als Stachel im Fleisch. So auch Ekavi Charalambidou, die ihre Heimatstadt Famagusta nach der Invasion verlassen hat und heute in Nikosia wohnt. "Ich verstehe nicht, dass ich im eigenen Land einen Reisepass brauche", sagt sie. "Das Thema ist in allen Köpfen."

England

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Allgegenwärtig sind auch die Jahrzehnte davor - sogar hier heroben auf dem Kap Greco. Im Osten des mächtigen Felsens bohren sich die Gittermasten einer englischen Militärfunkstation in den Himmel. Bis 1960 war Zypern britische Kolonie, woran neben zahlreichen Militärbasen auch Privatschulen, wie die noble "Heritage" bei Limassol, der Linksverkehr oder Brandy Sour als Bargetränk erinnern. Und ja: Yiangou hat recht. Bei Familie Skevi in Agios Georgios Silikou darf man nicht nur mitessen, sondern sogar beim Brotbacken helfen. Zwiebel, Oliven, Minze und Halloumi werden in den Teig gerollt und im Ofen bei Steinhitze gebacken. Während der Teig aufgeht, gibt's als Vorspeise hausgemachte Marmelade, Brot und Schnaps. Ein klarer Fall für: Kopiaste!