Es ist ungewöhnlich, Christine Sonvilla an einem Bildschirm im Büro anzutreffen, liegt sie doch für gewöhnlich auf der Lauer, stundenlang, manchmal auch tagelang. Sonvilla und ihr Partner Marc Graf sind preisgekrönte Naturfotografen, Naturfilmer und Biologen. Sie sind mit Bär, Luchs und Wolf auf Du und Du. Zumindest kann man das so sagen, wenn man tagelang auf Isegrim wartet und dann steht er plötzlich da. Augenkontakt! Und jetzt nur nicht darauf vergessen, auf den Auslöser zu drücken.
Sie haben die große Welt gesehen und die großen Tiere vor der Linse gehabt, bis es sie vor ein paar Jahren in die Nachbarschaft verschlagen hat: Slowenien. Sonvilla ist gebürtige Kärntnerin, die Grenze in der Nähe, doch die intensive Beschäftigung mit dem Nachbarland erfolgte erst so richtig vor zehn Jahren: mehrere Fotoprojekte, das Universum „Slowenien – Am Puls der Wildnis“ und eine Fülle an Fotomaterial, das nun in den Bildband „Naturparadies Slowenien – zwischen Küste und Karst“ geflossen ist, den sie mit dem Fotografen Michael Lechner umgesetzt haben. Es ist eine Hommage an ein Land, das ungefähr so groß ist, wie Niederösterreich, aber in Sachen Vielfalt mit den ganz Großen mithalten kann. Küste, Gebirge, enormer Waldreichtum, ausgeprägte Höhlensysteme und eine vielfältige Flora und Fauna.
Bär und Wolf in Slowenien
Das alles auf Foto zu bannen, ist schon weniger leicht, deshalb ist jene Fotografie, die Piran und den Triglav dahinter zeigt, nichts, was man im Vorbeigehen fotografiert. Es ist nicht nur der richtige Standort, sondern auch die Verhältnisse müssen passen, erklärt die Fotografin: „Dieses Foto kann man nur an einigen wenigen Tagen im Jahr machen. Wenn der Nordwind, also die Bora, die Luft richtig ausputzt, dann hat man eine extreme Sichtweite. Nur dann ist es möglich, Piran und den rund 200 Kilometer entfernten Triglav zu sehen.“
Aber es müssen nicht immer nur die markantesten Punkte sein, die es zu besuchen gilt. Naturliebhabern empfiehlt sie den Süden Sloweniens: „Eine sehr liebliche Landschaft mit sehr vielen Wäldern und vielen bunten Blumenwiesen, wo es wenig intensive Bewirtschaftung, aber sehr viele Tiere gibt.“ Dass einmal ein Bär vorbeispaziert, wäre an sich gar nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist eher, dass es hier ein unaufgeregtes Nebeneinander von Bär, Wolf und Mensch gibt. „Es hat hier immer Bären gegeben und man hat nie ganz verlernt, mit diesen Tieren zu leben. Man hat ein ganz anderes Akzeptanzgefühl.“
Doch Christine Sonvilla hat es auf eine kleinere Kategorie abgesehen, der sie eine Falle gestellt hat, eine Fotofalle natürlich: die Wildkatze, die in der Diskussion um Bär und Wolf meist untergeht. Das sei typisch, so die Biologin: „Der menschliche Blick ist meistens dann auf ein Tier gerichtet, wenn es Konflikte gibt.“ Erfreulich hingegen ist: Die Wildkatze, die wunderschöne Schleicherin, kehrt langsam in die Wälder zurück. Von dort ist es dann oft nicht als ein Katzensprung zum Meer, dem idealen Endpunkt für einen „perfekten Tag in Slowenien“, schwärmt Sonvilla. Zuerst wandern und dann „in Piran an der Promenade einen Kaffee genießen.“