Im Garten von Ninfa, etwa 60 Kilometer südlich von Rom, plätschert das Wasser leise und verleiht dem Ort eine fast magische Atmosphäre. Der Garten gilt als einer der schönsten in Europa. Überall ragen Ruinen zwischen üppiger Vegetation empor, exotische Pflanzen umrahmen verwitterte Mauern. Die weitläufige Anlage lässt jeden Spaziergang zu einem individuellen Erlebnis werden. „Wir stehen leider touristisch im Schatten von Rom, dabei gäbe es auch außerhalb der Stadt so viel zu entdecken“, seufzt der zuständige Regionalrat von Latium, Vittorio Sambucci, beim Rundgang.

Im Küstengebiet zwischen Rom und Neapel bemerkt man keinen „Overtourism“ – ganz im Gegenteil. Die Bewohner legen Wert darauf, Eigenheiten zu pflegen, wie im Weingut Marco Carpineti in Cori. „Wir verwenden ausschließlich autochthone Weinsorten, die nur hier vorkommen“, erklärt Sommelière Beatrice Pomponi. Aus Trauben mit den Namen Bellone, Nera Buono, Bacca Bianco und Nero Moro werden Rot- und Weißweine sowie Sekt gekeltert. „Man merkt den Weinen an, dass wir nur 18 Kilometer vom Meer entfernt liegen“, sagt Pomponi. Tatsächlich trägt die salzige Brise des Meeres zur Mineralität der Weine bei und verleiht ihnen ein eigenes Aroma.

Mit dem Zug an die Odysseus-Küste

Beim Zugfahren gelten zum Glück keine Flüssigkeits- oder Gepäcksbeschränkungen. Die ÖBB-Nightjets der neuen Generation verbinden täglich Wien mit Rom und bieten mehr Komfort. Jedes Schlafwagenabteil hat beispielsweise eine Duschmöglichkeit in der Kabine. Wer eine günstigere Alternative sucht, kann die neuen „Mini-Cabins“ buchen – private, abschließbare Schlafkojen, die an japanische Kapselhotels erinnern. „Die neuen Nightjets werden auf allen Nachtstrecken sukzessive die alten Waggons ersetzen“, sagt ÖBB-Pressesprecher Bernhard Rieder. Die Endstation des Nightjets in Rom ist übrigens nicht der Hauptbahnhof Termini, sondern der davor gelegene Bahnhof Tiburtina. In Termini sind die Bahnsteige für den langen Zug zu kurz. Tiburtina ist aber mit dem Hauptbahnhof und den Sehenswürdigkeiten der Stadt durch die U-Bahn verbunden.

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Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind von Rom aus aber auch die Küstenorte der Region Latium erreichbar. Ein besonderes Juwel ist Gaeta, ein malerischer Ort zwischen Rom und Neapel, der sich auf einer Landzunge ins Tyrrhenische Meer erstreckt. Diese Region, an der schon Odysseus vorbeisegelte, ist voller Mythen und Geschichten. Daher der Name „Riviera di Ulisse“. Sie ist geprägt von Antikem und viel Natur. Römische Kaiser und Feldherren zogen sich gerne hierher zurück, um der Hektik Roms zu entfliehen – was auch heutige Römer gerne tun.

Ein besonderer Höhepunkt von Gaeta ist die Festung Montagna Spaccata, die hoch oben auf einem Felsen thront und einen spektakulären Blick auf die Küste bietet. Die Legende besagt, dass der Felsen bei der Kreuzigung Christi zerbrach, und die Besucher können die Kapelle besuchen, die zu Ehren dieses Ereignisses erbaut wurde.

Fischgerichte wie für Kaiser

Zwischen Gaeta und Sperlonga laden kilometerlange Sandstrände zum Baden ein. Bei Sperlonga, einem lieblichen mittelalterlichen Städtchen mit engen Gassen, hatte Kaiser Tiberius im ersten nachchristlichen Jahrhundert seine Villa neben einer natürlichen Grotte. Der Fisch, der damals auf den Tisch kam, wurde in eigenen Becken gezüchtet. Auch heute können sich die Gäste in den Restaurants an der Küste sicher sein, dass die Sardinen oder ihr Wolfsbarsch am Teller noch vor einem Tag im Meer geschwommen sind.

Regionalität ist ebenso beim hochwertigen Olivenöl angesagt, dessen Zentrum sich in der Stadt Itri im Hinterland befindet. In dritter Generation betreibt die Familie Mancini dort eine Ölmühle. Die alte Steinmühle wurde aus Qualitätsgründen jedoch mittlerweile durch eine Zentrifuge ersetzt. „Wir verarbeiten damit täglich 3500 Kilo Oliven“, stellt Genesio Mancini mit seinem Vater Giuliano die moderne Form der Olivenölgewinnung vor. Selbst besitzen die Mancinis 1200 Bäume. Weitere Oliven, die den Namen der Stadt als Sortenbezeichnung „Itrania“ tragen, kommen von Landwirten aus der Umgebung.

So wird der Koffer bis zur Abreise immer voller – nicht nur an Delikatessen, sondern auch an Eindrücken und Erlebnissen aus einer kaum bekannten Region.