Pastéis de Nata: Süßes vom Ei

Die Pastéis de Nata sind wohl die bekannteste Süßspeise aus Lissabon, man bekommt sie an jeder Straßenecke. Schwieriger ist es da schon, ein Plätzchen in einer der vielen Konditoreien zu ergattern, um die Blätterteigtörtchen in aller Ruhe zu verzehren. Ein Tipp ist die winzig kleine Verkaufsstube der Fábrica da Nata in der Rua Augusta 275 A: Im ersten Stock befindet sich nämlich ein gemütlicher Raum, den kaum jemand kennt. Doch in den Schaufenstern der Bäckereien entdeckt man eine unglaubliche Vielfalt in Gelb. Die Lissabonner haben Süßes mit Eidotter nämlich in ihr Herz geschlossen. Besonders zu empfehlen sind die Ovos Moles aus der Konditorei in der Calçada do Sacramento 25.

Bacalhau: Saures vom Fisch

Der Kabeljau gehört in Lissabon auf jede Speisekarte. Traditionell wurde er schon an Bord eingesalzen und am südlichen Ufer des Tejo getrocknet. Es gibt Restaurants, die sich auf den Bacalhau spezialisiert haben, etwa das „Laurentina“ (Avenida Conde Valbom 71a). Köstlich ist auch die Vielfalt der traditionellen Speisen im „Maria Catita“ im Herzen der Altstadt (Rua dos Bacalhoeiros 30, unbedingt reservieren!).

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Vielfalt auf den Märkten

Unweit des weitläufigen Praça do Comércio (Handelsplatz) liegt der Time Out Market, gleich daneben die Markthalle „Mercado da Ribeira“. Hier gibt es alles, was die portugiesische Küche zu bieten hat, aber leider immer zu wenige Sitzplätze. Es ist laut, es ist nicht ganz billig, aber einmal sollte man hier gegessen haben. Die Halle wurde im Jahr 1876 erbaut und ist mit ihren Kuppeln und gusseisernen Elementen ein Blickfang. Geöffnet bis mindestens Mitternacht, je später der Abend, desto jünger die Gäste.

Der Time Out Market in der ehemaligen Markt- und Fischhalle „Mercado da Ribeira“ ist einer der lebhaftesten und kulinarischsten Orte in Lissabon
Der Time Out Market in der ehemaligen Markt- und Fischhalle „Mercado da Ribeira“ ist einer der lebhaftesten und kulinarischsten Orte in Lissabon © IMAGO

Weihnachten am Tejo

Lissabon ist ganzjährig eine Reise wert, auch im Advent: Auf der Praça do Comércio steht dann angeblich der höchste Weihnachtsbaum Europas. Das Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung wird traditionell mit einem Feuerwerk gefeiert, das die ganze Stadt erhellt. Nur zu dieser Zeit gibt es die Sonhos de Natal („Weihnachtsträume“): gefülltes Backwerk aus Mehl, Eiern, Zucker – und viel Butter. Weihnachtsmärkte gibt es unter anderem am Campo Pequeno (in der ehemaligen Stierkampfarena), am Rossio oder am Mirador Santa Catarina. Empfehlenswert sind die Natal-Konzerte, etwa in der Basilica da Estrela, den Kirchen Igreja da Graça, Igreja de São Roque oder Igreja de São Domingos.

Begegnung mit Österreich

Am Rossio (offiziell Praça de Dom Pedro IV) gibt es eine Begegnung mit Österreich: Maria Leopoldine von Österreich wurde durch Heirat Kaiserin von Brasilien. Sie war wesentlich gebildeter als ihr Mann Dom Pedro IV und stand ihm mit Rat und Tat zur Seite, insbesondere im Jahr 1822 bei der Entscheidung, Brasilien unabhängig von Portugal zu erklären. Die Statue auf dem Platz zeigt angeblich Dom Pedro IV, der aber sehr unbeliebt war – auch weil er seine Frau betrog und schlecht behandelte. Es hält sich hartnäckig die Legende, dass die Statue nicht für ihn angefertigt wurde, sondern das Ebenbild eines anderen Österreichers ist: Kaiser Maximilian von Mexiko. Der war auf Betreiben von Napoleon III. als Kaiser installiert worden, wurde jedoch 1867 von der Regierung Benito Juárez gefangengenommen und hingerichtet. Für die Statue hatte man danach keine Verwendung mehr – sie soll den Weg nach Lissabon gefunden haben.

Ob die Statue hoch über dem Rossio wirklich Dom Pedro zeigt, darum ranken sich Geschichten
Ob die Statue hoch über dem Rossio wirklich Dom Pedro zeigt, darum ranken sich Geschichten © IMAGO/Ega Birk

Die Stadt an der Tram

Lissabon wurde – wie Rom – auf sieben Hügeln erbaut. Die Wege durch die Stadt sind mitunter beschwerlich. Eine Straßenbahn, zwei Standseilbahnen und etliche Lifte ersparen dem Spaziergänger die vielen Stufen. Wunderschön ist die Fahrt mit der historischen gelben Straßenbahn 28, weil sie gleich mehrere Viertel erschließt: Graça, Alfama, Baixa und Estrela. Am besten in den frühen Morgen- oder in den späten Abendstunden, tagsüber stellt man sich schon einmal zwei Stunden an. Die steilen Anstiege durch enge Kurven sind ein Erlebnis – manchmal bleibt zwischen Wagen und Wand nicht einmal mehr für Fußgänger Platz. Im 24-Stunden-Ticket ist der Preis für die Straßenbahn enthalten. Eine Alternative ohne Wartezeiten ist die Linie 24 von der Praça Luís de Camões im Zentrum in Richtung Nordwesten.

Die Straßenbahnlinie 28 ist legendär
Die Straßenbahnlinie 28 ist legendär © CHUNYIP WONG/Getty Images

Revolution durch die Blume

Die Praça Luís de Camões ist oft Ausgangspunkt für Stadtführungen. Hier feierte die Bevölkerung zur Zeit der „Nelkenrevolution“ die wiedergewonnene Freiheit. Von hier aus ist man auch rasch am Largo do Carmo, wo 1974 insbesondere die Jugend in der Armee den Aufstand wagte und damit unter dem Jubel der Bevölkerung der Militärdiktatur ein Ende setzte. Nelkenrevolution heißt es übrigens, weil eine Straßenverkäuferin den Soldaten übrig gebliebene Nelken in die Gewehrläufe steckte.

Auf der Praça Luís de Camões feierten die Portugiesen die Befreiung durch die „Nelkenrevolution“ 
Auf der Praça Luís de Camões feierten die Portugiesen die Befreiung durch die „Nelkenrevolution“  © Dreamstime/Dudlajzov/Imago

Lift mit Aussicht

Mit der Standseilbahn Elevador da Glória geht es von der Praça Luís de Camões zum Aussichtspunkt Miradouro de São Pedro de Alcântara. Ein schöner Platz übrigens auch für den Sonnenuntergang, vor allem auf der oberen Terrasse ist viel los, Straßenmusiker sorgen für die richtige Stimmung. Der Lift Elevador de Santa Justa verbindet die Unterstadt (Baixa) mit Chiado und Bairro Alto, der Oberstadt. Innerhalb der Metrostation Baixa-Chiado verbindet eine Kaskade von Rolltreppen die Unterstadt mit der Oberstadt.

Burgberg und Pantheon

Auch auf den Burgberg führen ein Lift, der Elevador Castelo, und die Straßenbahn (Linie 12 oder 28). Zu Fuß geht es die steile Straße durch das Viertel Santa Maria Maior nach oben, vorbei an der Kathedrale Sé. Vor dem Tor zum Castelo de São Jorge locken hübsche Keramikläden. Für alle, die sich nicht sattsehen können an den dekorativen, portugiesischen Fliesen, ist das Museu Nacional do Azulejo ein Muss. Vom Burgberg spaziert man in Richtung Pantheon, wo dienstags und samstags die „Feira da Ladra“ stattfindet, übersetzt „Flohmarkt der Diebinnen“.

Weltkulturerbe und Subkultur

Zum Weltkulturerbe der Unesco zählen der Turm von Belém, Wahrzeichen Lissabons, und das Kloster Mosteiro dos Jerónimos, beide im Westen der Stadt (Straßenbahn-Linie 15). Empfohlen sei das Gelände der LX-Factory auf dem Weg dorthin (Haltestelle Calvário): Ein vergessenes Fabrikgelände, das kreativ wiederbelebt wurde. Reizvoll das Buch- und Schallplattengeschäft in einer alten Druckerei. Immaterielles Weltkulturerbe ist der Fado: Vor allem in der Alfama, der wirklich alten Altstadt von Lissabon, hört man schöne, traurige Oden an eine unglückliche Liebe oder das Klagen über soziale Missstände abends aus den Lokalen bis auf die Straßen hinaus.