Ja, es geht noch, sehr gut sogar! Wer Mitte Oktober noch einen kleinen Schwumm im Meer unternehmen möchte, muss sich zwar auf einen kurzen Fröstel-Moment einstellen und vor allem einen Haufen Österreicher, die sich gegenseitig beim Hineinsteigen und den herbstlichen Schwimmzügen filmen, wird aber mit einem erfrischenden Bad bei gar nicht so kalten 19 bis 20 Grad belohnt.

Den Wolfsbarsch von Irena Fonda stressen diese noch recht hohen Temperaturen zu dieser Jahreszeit aber, weshalb diesmal die Show-Fütterung ausfällt. „Die Fische würden normalerweise in kühlere Gefilde schwimmen, hier im Netz geht das aber nicht“, erzählt die Meeresbiologin, die zugleich die bekannteste Fischzüchterin der oberen Adriaküste ist. Die Fisch-Farm der Fondas ist unangefochten auf Platz eins der touristischen Unternehmungen in Portorož – obwohl es außer dem aufgeregten Gezappel der Fische, die die herannahenden Boote ganz genau kennen, gar nicht so viel zu sehen gibt. Es liegt daran, mit welcher Leidenschaft Fonda und ihr Team von ihren Fischen sprechen, die als Premium-Produkt auch in Kärnten und der Steiermark in den Handel und den Tisch der besten Fischlokale kommen. „Dass es den Fischen gut geht, ist uns sehr wichtig“, sagt Fonda, deren Vater die Zucht eigentlich begründet hat, weil er sein eigentliches Herzensprojekt nicht durchsetzen konnte: Ein künstliches Riff in der Bucht, das das zerbrechliche Ökosystem des Meeres unterstützen soll. Jetzt, einige Jahre nach seinem Tod, wurde die „Sea Oasis“ von seinen Kindern doch noch gebaut. Die Unterwasser-Betonstruktur ist bereits dicht besiedelt – möglicherweise kann sie auch bald bei Tauchgängen besucht werden.

Eine ungewöhnliche Biografie brachte auch Nina Frogatt in die Landwirtschaft: Sie war viele Jahre als Landschaftsarchitektin in Australien tätig, bis sie zurück in ihre Heimat, ins slowenische Istrien, eingezwickt zwischen Kroatien und Italien, kehrte, und mit ihrem Mann die Bio-Olivenfarm der Familie übernahm. Die Produktion von Gramona ist klein, aber fein, und Gäste dürfen zur Verkostung in einer wunderschönen Laube mit Blick auf die Salinenfelder Platz nehmen. Hier wachsen die Bäume direkt am Meer und wenn man ganz genau hinschmeckt, kann man neben dem typisch istrischen Geschmack – frisch, bitter, pfeffrig, mit einer leichten Grasnote – auch einen Hauch Salzigkeit herausschmecken.

Olivenöl und Öl sind sogar Star einer Nachspeise: In der Mestna Kavarna (Stadtcafé) von Piran überrascht uns Stadtführerin Milka Sinkovič mit einer Kostprobe der frisch kreierten Š‘Torta – eine köstliche, aber üppige Belohnung nach unserer spannenden Tour durch das pittoreske, mittelalterliche Küstenstädtchen Piran.

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Noch üppiger wird‘s nur im Hinterland, in der urigen Gostilna Na burji im Dorf Nova vas nad Dragonjo. Hier verkosten wir – neben vielen, vielen rustikalen Gerichten, Fusi, handgemachte Nudeln, mit istrischen Trüffeln. Wie sie gesucht werden, führt uns vorher Bruno, ein entzückender Lagotto Romagnolo, in einem Waldstück vor. Es ist nur eine kleine Demonstration für uns, denn gesucht wird üblicherweise nachts: Gegen zwei Uhr gibt es am wenigsten Ablenkungen, und eine leichte Brise führt den Duft der begehrten Edelpilze zu Brunos feiner Nase. Da schlafen wir bereits tief und fest, voller Eindrücke von einem Fleckerl am Meer, das gerade uns Südösterreichern so gut bekannt ist, aber immer noch so viel mehr zu bieten hat als bloß einen Schwumm im Meer. Der aber natürlich auch nicht zu verachten ist.