Die Unesco hat bei seiner Sitzung im indischen Neu-Delhi 24 Orte auf ihre Liste des Erbes der Menschheit gesetzt. 19 davon fallen in die Kategorie Weltkulturerbe, vier fallen unter Naturerbe, zwei erfüllen beide Kriterien. Dazu kommen noch einige Erweiterungen bestehender Welterbestätten. Insgesamt zählt die Unesco-Liste nun 1223 Einträge.
China: Pekings Zentralachse
Pekings Zentralachse ist ein Gebäudeensemble, das die Ordnung der chinesischen Hauptstadt zeigt. Sie verläuft von Nord nach Süd durch das historische Zentrum der Millionenmetropole und orientiert sich am Kao Gong Ji, einem klassischen Werk über Wissenschaft und Technologie aus dem frühen China. Der Straßenzug ist Ausdruck des konfuzianischen Ideals von Symmetrie und Balance. Die Anlage hat ihren Ursprung in der Yuan-Dynastie, die China im 13. und 14. Jahrhundert beherrschte, und bis ins 20. Jahrhundert hinein weiterentwickelt. Heute reihen sich entlang der Zentralachse unter anderem der Jingshan-Park, die Verbotene Stadt und das Tor des Himmlischen Friedens am Tiananmen-Platz.
Italien: Via Appia
Die Via Appia nennt man nicht umsonst die Königin der Straßen. Sie erstreckt sich von Rom bis nach Brindisi und war eine wichtige Handels- und Militärroute des antiken Rom. Ab 312 vor Christus ursprünglich errichtet, um die Ewige Stadt mit Capua zu verbinden, wurde die Straße mehrfach erweitert und ebnete als gut ausgebauter Verkehrsweg schließlich der römischen Eroberung Kleinasiens den Weg.
Deutschland: Residenzensemble Schwerin
Das Residenzensemble der Stadt Schwerin ist ein herausragendes Beispiel für den Historismus, der verschiedene Baustile vereint, und die romantische Ästhetik des 19. Jahrhunderts. Das am Seeufer gelegene Schloss gilt als Herzstück des Ensembles, daneben zählen Theater und Kirchen, Militärgebäude, der Bahnhof, eine ehemalige Schule für höfische Beamte, ein Palais, Wohnhäuser und ein Krankenpferdestall dazu.
Bosnien und Herzegowina: Vjetrenica-Höhle
Die Vjetrenica-Höhle im Dinarischen Gebirge ist einer der weltweit wichtigsten Biodiversitäts-Hotspots für Höhlenfauna, insbesondere unterirdische Wasserfauna. Sie ist die Heimat einer Reihe bedrohter Wirbeltierarten und des unterirdischen Röhrenwurms der Welt sowie einer Vielfalt von Pflanzenarten, die auf dem Balkan endemisch sind. Darüber hinaus sind mehrere der in der Vjetrenica-Höhle gefundenen Arten tertiäre und prätertiäre Reliktarten, was bedeutet, dass viele von ihnen als lebende Fossilien betrachtet werden können.
Rumänien: Skulpturenensemble von Brâncusi
Das monumentale Skulpturenensemble in Târgu Jiu soll an die Verteidigung der Stadt im Ersten Weltkrieg erinnern. Es wurde vom Bildhauer Constantin Brâncuși entworfen und zwischen 1937 und 1938 errichtet. Die drei Elemente des Ensembles – der Tisch des Schweigens, das Tor des Kusses und die Säule der Unendlichkeit – gelten als Meilensteine moderner Kunst im öffentlichen Raum.
Burkina Faso: Königlicher Hof von Tiébélé
Der seit dem 16. Jahrhundert errichtete Komplex aus Lehmarchitektur in Tiébélé ist Zeugnis des Kasena-Volkes. Der von einer Schutzmauer umgebene Königshof besteht aus einer Reihe von Gebäuden, die von den Männern gebaut und anschließend von den Frauen mit Dekorationen von symbolischer Bedeutung geschmückt werden. Sie sind die einzigen Hüterinnen dieses Wissens und sorgen dafür, dass diese Tradition am Leben erhalten bleibt.
Russland: Kulturlandschaft Kenosero-See
In der Kulturlandschaft des Kenosero-Sees im Nordwesten Russlands spiegelt sich eine bäuerliche Lebensweise, die sich nach der slawischen Besiedlung des Gebiets seit dem 12. Jahrhundert entwickelt hat. Mehr als 1500 Bauwerke volkstümlicher Holzarchitektur werden bis heute in der Region bewahrt.
Indien: Grabhügelsystem der Ahom-Dynastie
Im Osten von Assam liegt die königliche Nekropole der Tai-Ahom. 600 Jahre lang schufen die Tai-Ahom Maidams (Grabhügel), die die natürliche Topografie der Hügel, Wälder und Gewässer betonten und so eine heilige Geografie schufen. Auf dem Gelände wurden 90 Grabhügel unterschiedlicher Größe gefunden. Sie enthalten die Überreste von Königen und anderen Mitgliedern des Königshauses sowie Grabbeigaben wie Nahrung, Pferde und Elefanten und manchmal auch Königinnen und Diener.
Malaysia: Höhlen im Niah-Nationalpark
Der Höhlenkomplex im Niah-Nationalpark auf Borneo ist eine bedeutende archäologische Stätte, die bis zu 50.000 Jahre alte, prähistorische Funde und Überreste menschlicher Besiedlung beherbergt. Sie belegen den Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen hin zu landwirtschaftlichen Methoden wie Reis- und Gemüseanbau.
Brasilien: Nationalpark Lençóis Maranhenses
Im Nordosten Brasiliens, an der Ostküste von Maranhão, treffen drei Lebensräume aufeinander: Cerrado, Caatinga und Amazonas. Mehr als die Hälfte seiner Fläche besteht aus einem weißen Küstendünenfeld mit temporären und permanenten Lagunen.
Kenia: Ruinen von Gedi
Die Ruinen von Gedi an Kenias Ostküste sind die Überreste einer einst blühenden Swahili-Stadt. Zwischen dem 10. und 17. Jahrhundert war Gedi Teil eines Handelsnetzwerks, das den Indischen Ozean überspannte und afrikanische Orte entlang der Küste und im Binnenland mit Häfen rund um das Arabische Meer und Südasien verband.
Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine
Die Herrnhuter Siedlungen weltweit zeichnen sich durch einheitlichen Städtebau und schlichte Architektur aus, die die Ideale der Religionsgemeinschaft widerspiegeln. Zur transnationalen Welterbestätte gehören Christiansfeld in Jütland – das bereits seit 2015 zum Unesco-Welterbe zählt – Bethlehem in Pennsylvania, Gracehill in Nordirland und Herrnhut in Sachsen, wo die Siedlungsgeschichte im 18. Jahrhundert begann. Der Herrnhuter Barock führte zu einer einheitlichen Maßeinheit, sodass Türen aus Berthelsdorf in Gebäude der Herrnhuter in den USA oder Dänemark passen.
Iran: Hegmataneh
Im Nordwesten des Iran befinden sich die Überreste des antiken Hegmataneh, das von drei Jahrtausenden ununterbrochener menschlicher Besiedlung erzählt und für das Verständnis der persischen Zivilisation von großer Bedeutung ist.
Japan: Goldbergwerke der Insel Sado
Die Bergwerke auf der Insel Sado zeugen von der Geschichte des Goldabbaus vor Japans Westküste. Hier werden zwei wesentliche Entwicklungsphasen des Bergbaus sichtbar: Die ersten Minen der bereits früh für ihren Gold- und Silberreichtum bekannten Insel wurden im 12. Jahrhundert dokumentiert. Später wurden fortschrittliche Fördertechnologien aus China und Korea übernommen, was Japan im 17. Jahrhundert zu einem der weltweit führenden Goldproduzenten aufsteigen ließ.
Jordanien: Umm Al-Jimāl
Umm Al-Jimāl im Norden Jordaniens bewahrt die Überreste einer ländlichen Siedlung der Hauran-Region. Der Ort mit seinen drei Stadtvierteln, zahlreichen mehrstöckigen Häusern samt Höfen und nicht weniger als 16 Kirchen, entstand um das 5. Jahrhundert auf den Überresten einer römischen Siedlung und war bis ins 8. Jahrhundert bewohnt.
Thailand: Phu Phrabat
Sīma-Steine sind spezielle Grenzmarkierungen, die in der buddhistischen Tradition verwendet werden, um den heiligen Bereich eines Tempels oder Klosters zu markieren. Die Steine werden nach vorgeschriebenen Mustern aufgestellt. Die weltweit bedeutendste Sammlung von Sīma-Steinen befindet sich auf der Khorat-Hochebene im Nordosten Thailands und wird im Geschichtspark Phu Phrabat für die Nachwelt bewahrt. Sie geht auf die Dvaravati-Zeit, eine Kulturepoche zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert, zurück.
Frankreich: Marquesas-Inseln
Die Marquesas-Inseln im Südpazifik gelten als eines der abgelegensten Archipele der Welt. Steile Berge, wolkenverhangene Gipfel und tiefe Täler prägen die Landschaft. Die Inseln zeichnen sich durch eine äußert vielfältige Tier- und Pflanzenwelt aus. Die Inselgruppe wurde etwa um das Jahr 1000 durch die Ènata besiedelt. Bis heute zeugen zahlreiche archäologische Funde vom reichen Erbe ihrer polynesischen Kultur. Nach der Ankunft der ersten Europäer wurden die Inseln 1842 von Frankreich annektiert.
Südafrika: Pleistozäne Besiedlung
Der Diepkloof Rock Shelter, Pinnacle Point und die Sibudu-Höhle sind archäologisch bedeutende Fundstätten in Südafrika, die bis zu 162.000 Jahre alte Belege für die Entwicklung modernen menschlichen Verhaltens liefern. Hier lässt sich erkennen, wie der frühe Mensch die Fähigkeit zum symbolischen Denken erwarb und zunehmend fortschrittliche Technologien zum Einsatz brachte, etwa die Hitzebehandlung von Stein zur Werkzeugherstellung.
Großbritannien: Flow Country
Das Flow Country ist eine Moorlandschaft im Norden Schottlands. Die Region umfasst einen beeindrucken Mix aus Feuchtgebieten und kultivierten Landschaften. Das Torfmoor des Flow Country wächst seit rund 9000 Jahren, es ist sowohl ein wichtiger Kohlenstoffspeicher als auch Lebensraum für eine einzigartige Flora und Fauna.
Palästinensische Gebiete: Hilarionkloster
Die Ruinen des Hilarionklosters im Gazastreifen zeugen von der Entwicklung des frühen Christentums im Nahen Osten. Die Anlage umfasste unter anderem zwei Kirchen, Friedhof und Taufhalle, einen Empfangssaal und Speiseräume. Das gut ausgestattete Kloster verfügte über Zisternen, Lehmöfen und Entwässerungskanäle. Die Stätte wurde im Rahmen eines Notfallmechanismus in die Welterbeliste aufgenommen. Sie gilt durch den andauernden Konflikt im Gazastreifen als bedroht und wurde zugleich in die Liste des gefährdeten Welterbes eingeschrieben.
Äthiopien: Melka Kunture und Balchit
Melka Kunture und Balchit im äthiopischen Hochland sind bedeutende Fundstätten von prähistorischen Werkzeugen und Fossilien, die bis zu zwei Millionen Jahre alt sind. Unter anderem konnte hier der früheste Einsatz des Gesteinsglases Obsidian als Werkzeug nachgewiesen werden.
Rumänien: Grenzen des römischen Reichs
Die Grenzen des römischen Reiches im heutigen Rumänien umfassen zahlreiche archäologische Stätten entlang einer Strecke von mehr als 1000 Kilometern. Als einzige römische Provinz lag Dakien vollständig nördlich der Donau und wurde durch ein komplexes System von militärischen Einrichtungen und zivilen Siedlungen geschützt.
China: Badain-Jaran-Wüste
Die Badain-Jaran-Wüste im Nordwesten Chinas beeindruckt mit ihren riesigen, bis zu 500 Meter hohen Sanddünen und weit über 100 durch Salz und Mikroben bunt gefärbte Seen. Diese einzigartige Landschaft ist Heimat für den Saxaul-Baum und Tiere wie die Sandgazelle und die Mongolische Rennratte.
Saudi-Arabien: Al-Faw
An der Kulturlandschaft von Al-Faw im Südwesten Saudi-Arabiens lässt sich die menschliche Besiedlung der Region von der Altsteinzeit bis zur späten vorislamischen Ära erkennen. Sie zeigt, wie sich Zivilisationen an einst feuchte, später extrem trockene Umgebungen anpassten. Neben Werkzeugen und Grabanlagen aus verschiedenen Epochen zeigen die Überreste der antiken Karawanenstadt Qaryat al-Faw von einer hochentwickelten Oasenwirtschaft.
Südafrika: Vermächtnis von Nelson Mandela
Die Welterbstätte umfasst mehrere Orte, die an den Kampf der südafrikanischen Bevölkerung gegen das Apartheid-Regime erinnern. Sie sind eng mit Leben und Vermächtnis Nelson Mandelas verbunden und würdigen seinen Einsatz für die Befreiungsbewegung, für Menschenrechte und Aussöhnung. Zum Welterbe gehören nun unter anderem die Waaihoek Wesleyan Church in Bloemfontein, dem Gründungsort des Afrikanischen Nationalkongresses ANC, und Constitution Hill in Johannesburg.
China: Zugvogelschutzgebiete am Gelben Meer
Die ersten Zugvogelschutzgebiete entlang der Küste des Gelben Meeres wurden 2019 in die Welterbeliste aufgenommen. Dieses bedeutende Naturerbe konnte nun erweitert werden: Die Gezeitenzonen des Gelben Meeres und des Golfs von Bohai sind wichtige Sammelplätze für viele Zugvogelarten, die entlang der ostasiatisch-australasiatischen Zugroute wandern und sich auf den Wattflächen und in den Sümpfen der Region mit Nahrung versorgen.