Ein unbeschwerter Tag am Meer, danach eine Portion dampfender Spaghetti, dazu ein Weißwein, so gut gekühlt, dass das Kondenswasser vom Glas tropft; spät am Abend eine passeggiata durch die Altstadt. Grado bleibt Grado, eine Diva mit etwas knittrigem Ballkleid. Aber dafür mit Charme im Überfluss.

Und es wird eine aufregende Saison! Denn die Buchungen lassen auf ein erneutes Rekordjahr schließen. Grado wird immer mehr zu einem rot-weiß-roten Lieblingsziel. Natürlich, die Insel war schon immer die Perle des K.u.k.-Küstenlandes. Aber in diesen Zeiten wird es besonders deutlich: Grado ist Österreichs Sehnsuchtsort schlechthin. In den Jahren nach der Pandemie stieg der touristische Zustrom um 15 Prozent. Auch die Hauskäufe der Österreicher haben angezogen, die Immobilienpreise sind geradezu explodiert. Kein gutes Zeichen für alle, die jetzt noch suchen, aber ein sehr gutes Zeichen für die Insel selbst. Denn Grado ist wieder in. Nicht nur sonnig, sondern auch erreichbar und vor allem sicher: Eigenschaften, die so wertvoll sind wie selten zuvor.

Was tut sich 2024 in Grado

Welche Neuigkeiten erwarten uns? Beginnen wir ganz oben: Anfang Juni wählen die Gradeser einen neuen Bürgermeister. Nachdem der letzte Amtsinhaber im Oktober von seinen „Freunden“ aus der eigenen Partei gestürzt wurde, stellen sich gleich drei Kandidaten zur Wahl. Einer ist erst 31 Jahre alt und könnte der jüngste Bürgermeister der Ortsgeschichte werden.

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Reisende dürfte aber eher interessieren, was es am Strand Neues gibt. Dort hat sich seit dem letzten Jahr einiges getan – neue Luxusbaldachine, die an die Zeiten der noblen Sommerfrische erinnern, Whirlpools, mehr Service; 2024 soll es in einigen exklusiven Bereichen sogar eine Bedienung unterm Schirm geben. Apropos: Die Sonnenschirme werden wegen des Booms knapp! Wer einen Schirm möglichst nah am Hotel oder der Ferienwohnung haben will, sollte rasch buchen und nicht erst bis zum Urlaub warten.

Geduld ist dagegen bei einigen Großprojekten gefragt: Das Meeresmuseum sollte schon 1988 eröffnen und ist immer noch eine Baustelle. Der Radweg über die schmale Brücke am Ortseingang sollte auch schon längst fertig sein. Dafür aber hat in der Innenstadt ein kleines, sehenswertes Museum über das Leben in der Lagune aufgemacht. In Italien existiert eben beides: lähmende Bürokratie und zupackende Kreativität.

Neue kulinarische Akzente

In der Gastronomie gibt es hier und da ein paar Neueröffnungen, nichts Dramatisch-Revolutionäres, aber das ist ja auch gut so. Interessant ist der Strandkiosk Al Faro, der neuerdings eine kleine Speisekarte offeriert, auch die Cicchetteria neben dem Giunti-Buchladen bietet Häppchen abseits des Üblichen. Stimmungsvoll ist die neue Enoteca in der Altstadt gegenüber dem Agli Artisti, am Hafen hat ein schöner Blumenladen eröffnet, in der Innenstadt eine neue Buchhandlung. Das Spargelfest in Fossalon ist der erste Höhepunkt des Jahres, es folgen die üblichen Feste und Konzerte – dieses Mal allerdings ohne die Frecce Tricolori, denn die beliebte Kunstfliegerstaffel ist im Sommer auf USA-Tournee. Ein spannendes Event erwartet uns am 13. Juli: Ein Fest soll an die legendäre Diskothek „La Manna“ an der Uferpromenade erinnern, die vor 30 Jahren schließen musste – zuvor hatten dort VIPs aus ganz Italien gefeiert.

Ja, die Bausünden werden nicht weniger, die Parkplätze leider nicht mehr. Aber dafür bietet Grado eben auch das bezaubernde centro storico. Den romantischen Hafen mit den Fischern, die am Morgen ihre Netze flicken. Den caffè in einer der Bars am Hafen. Den endlosen Sandstrand. Den Sonnenuntergang an der Costa Azzurra. (Ja, die Touristiker wollen, dass wir den Spiaggia Vecchia, den alten Strand, lieber so nennen.)

Mit Grado ist es wie mit der Speisekarte in einem guten italienischen Restaurant. Ein paar kleinere Rechtschreibfehler in der Übersetzung der Gerichte gehören einfach dazu – eine perfekte Karte wäre doch schon fast verdächtig.