Urlaub auf einem Motorsegler an der kroatischen Adria gelingt sogar mit geschlossenen Augen. Beispiele gefällig? Läutet die Schiffsglocke, gibt es Essen an Bord. Kreischen die Möwen, ist der nächste Hafen nahe. Ist der Schiffsmotor aus, werden die Zikaden laut. Ertönt das klackende Surren der Ankerwinde, gibt es eine erfrischende Badepause. Und bei „Platsch!“ sind die ersten von Bord gegangen – freiwillig natürlich. So einfach funktioniert Urlaub in Kroatien auf der „MS Morena“ – im Liegestuhl an Deck dösend, mit nur einem Ohr hinhörend.
Ein, zwei Blicke zu riskieren kann sich trotzdem lohnen: Denn die kroatische Adriaküste zählt zu den schönsten der Welt. Und wer sich nicht entscheiden kann, wo am Meer es am schönsten ist, für den ist eine Motorsegelreise vielleicht die perfekte Art, Urlaub zu machen.
Die Bade-Kreuzfahrt mit der „MS Morena“ beginnt an einem dieser schönen Küstenorte: in Poreč. Hier verabschieden sich die Gäste vorerst von den hellen Pflastersteinen und betreten das blankgeputzte Deck des Motorkreuzers. Auf drei Etagen verteilt nimmt die „Morena“ ihre Gäste auf. Ganz gemütlich liegt sie im Hafen neben den vielen schnittigen Yachten. Ob die Nachbarn nebenan irgendwelche Promis oder Milliardäre sind? Tom Cruise soll ja gern Urlaub in Kroatien machen… Egal, der Ausblick ist von allen Booten derselbe. Und auf der „MS Morena“ hat ohnehin ein anderer das Sagen: Kapitän Patricio. Obwohl er während der achttägigen Kreuzfahrt nicht wirklich viel spricht – das übernimmt Patricio‘s Vater Mario dafür gleich in mehreren Sprachen. Als Senior-Kapitän ist er ebenfalls für die wichtigen Dinge an Bord zuständig, wie das „Erangeln“ des Captain-Dinners zum Beispiel. Das gelingt ihm selbst dann, wenn die Passagiere mit ihren Luftmatratzen und Schwimmnudeln um die Angelschnur herum plantschen und gut gelaunt die Fische vertreiben.
Vom Schiff aufs Land
So erfrischend das Baden an der kroatischen Adria ist, so heiß sind Mitte Juli die Landgänge. In Pula erklärt die Stadtführerin den schwitzenden und Schattenfetzerl suchenden Passagieren, wie viel schlimmer es einst die Gladiatoren mit den Löwen im Amphitheater hatten, als wir heute. Wir können also froh sein. Und noch etwas ist heute besser als damals, ist die Dame überzeugt: Da das Amphitheater trotz seiner Schönheit nicht zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, „können die Imagine Dragons und Robbie Williams hier auftreten.“
Sehr viel leiser ist es auf dem Wasser: Patricio navigiert seine 28 Gäste mit viel Erfahrung und Ruhe die Küste entlang Richtung Süden, mit Stopps in Cres, Mali Lošinj und wieder retour zu den Brijuni-Inseln, Vrsar und Rovinj. Dazwischen hält das Schiff immer wieder für eine Badepause in stillen Buchten und an wilden Steinküsten an. Neben Schnorchel, Flamingo-Schwimmreifen und Taucherbrillen haben manche auch ihr Stand-up-Paddle-Board mit dabei. Seeigel, Seegurken und Aale werden erkundet, fotografiert – und dank WLAN auf dem Schiff gleich an die armen Meerlosen nach Hause geschickt.
Viele der 28 Gäste an Bord der „MS Morena“ sind Wiederholungstäter. Der Vorteil: Sie wissen, wo es in Mali Lošinj das beste Eis gibt. Der Selbstversuch mit der überdimensionierten Cremeschnitte bei 36 Grad in Lošinj muss im nächsten Sommer aber nicht weitererzählt werden …
Die Brijuni-Inseln
Ein ganz eigener Stopp auf der Route sind die Brijuni-Inseln. Die Inseln an der Südspitze Istriens sind ein Mini-Universum, durch das man mit dem Golfwagerl fährt, ein bisschen wie eine Mischung aus „Jurassic Park“ und der Beginn eines Shyamalan-Films. Vieles ist hübsch an dieser Insel, manches seltsam. Die alten, aufgelassenen Gehege zum Beispiel, in denen vor Jahren Eisbären und Löwen hausten. Oder der waldgrüne Cadillac vor dem Tito-Museum in einem Glaskasten. Auch kommunistische Staatsoberhäupter lebten gern mondän. Und wer des Abends gegen die Gelsen im gratis Open-Air-Kino kämpft, muss unweigerlich an den Österreicher Paul Kupelwieser denken, der die malariaverseuchten Inseln einst kaufte und das Mückenproblem löste.
Keine Cadillacs, sondern die Fischerboote bei ihrer Rückkehr kann bewundern, wer im Hafen von Vrsar früh genug aufsteht. Umschwärmt von zankenden Möwen sortieren die Fischer die Fische hier in bunte Plastikbehälter. Der eine oder andere Fisch landet dann auch gleich im Plastiksackerl der Inselbewohner, die hier ihr fangfrisches Mittagessen kaufen.
Noch mehr als auf frischen Fisch freuen sich die meisten Passagiere aber auf Rovinj. Jeder kennt den hübschen Ort auf dem Hügel über dem Meer. Sollte dennoch bei manchem die Erinnerung mittlerweile verblasst sein: Hier gibt es die schönsten Geschäfte mit Kunsthandwerk, von knallbunten Ohrringen über filigrane Tonvasen bis zum schicken Badekorb. Am schönsten ist Rovinj allerdings vom Meer aus betrachtet.
Von Rovinj ist es nicht mehr weit bis nach Poreč. Und hier im Hafen geht selbst die schönste Kreuzfahrt einmal zu Ende. Was bleibt, sind viele schöne Bilder. Und natürlich das Geräusch, das das unweigerliche Ende eines perfekten Badeurlaubs bedeutet: das leise „Pffffff,“ wenn die Luft aus dem Flamingo-Schwimmreifen gelassen wird.