Bereits nach dem ersten Wandertag ist eins klar: Dieser Weg entlang der Atlantikküste Portugals in der Region Alentejo ist nichts für Strandliebhaber. Sie würden leiden, kaum vorankommen. Am langen Sandstrand von São Torpes südlich der Küstenstadt Sines, einem der Startpunkte des Weges „Trilho dos Pescadores“, möchte man eigentlich stundenlang in den Wellen spielen oder sonnenbaden, statt sich den Rucksack umzuhängen und loszuwandern.

Praia de Morgavel, Praia do Burrinho, Praia da Samoqueira – an all diesen einsamen Buchten und Bilderbuchstränden kommen Wanderer schon auf der Startetappe nach Porto Covo vorbei. Das Donnern der atlantischen Wellenbrecher ist auf dem gesamten Fischerpfad ein ständiger Begleiter, da der Weg stets direkt über die Klippen, durch die Dünen und teils sogar über die Sandstrände führt.

Nichts für Menschen mit Höhenangst

„Du wanderst wirklich den ganzen Tag über direkt am Meer“, sagt Carmelo, ein Pensionist aus dem spanischen Huesca. Das sei auch gut so, denn es gebe kaum Schatten auf der Strecke. So bringt wenigstens die frische Meeresbrise etwas Abkühlung. Der Fischerpfad führt großteils durch den Naturpark Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Man geht über jahrhundertealte Wege, die Fischer und Entenmuschelsammler aus den Dörfern bis heute benutzen, um an der Küste entlangzukommen.

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Manchmal sind Carmelo die schmalen Sandpfade allerdings zu nah an der teilweise bis zu 30 Meter hohen Steilküste. „Höhenangst darfst Du auf diesem Wanderweg auf keinen Fall haben.“ Er und seine Frau Adelina wollen vielleicht den gesamten Fischerpfad bis an die Algarve-Küste gehen – das wäre eine Strecke von 216 Kilometern, verteilt auf 13 Etappen. Entschieden haben sie sich noch, feststeht aber: Sie sind begeistert.

Vom Surferstrand zu den mächtigen Klippen

Nach dem Surferstrand von Malhão führt der Weg in eine unberührte Dünenlandschaft, die schließlich mächtigen Klippen weicht. Der Tag endet mit einem kühlenden Bad im Fluss Mira und lokalen Spezialitäten und Weinen in der Tasca do Celso, einer rustikalen Wein- und Gastrobar in Vila Nova de Milfontes. Dieses Küstendorf ist ein Blickfang mit seinen weiß getünchten Häusern und der direkt ans Wasser gebauten Festung Fort São Clemente.

Die nächste Etappe bis Almograve ist mit 15 Kilometern im Vergleich recht kurz, aber nicht minder schön. Es geht zunächst durch Korkeichenwälder, in den Dünen leuchten in Gelb und Pink die Mittagsblumen, in sanftem Violett die stechenden Grasnelken. Zistrosen, Wacholder und Rosmarin duften am Wegrand, bis der Pfad über den Praia do Brejo Largo führt, dem nächsten Traumstrand, eingerahmt von wild bewachsenen Felsen.

Störche in den Felslamellen

Man passiert den kleinen Fischerhafen Lapa das Pombas auf dem folgenden Stück des Weges, danach färben sich die Dünen rot, gelb und weiß. Die Felslandschaft wird immer zerfurchter. An den Steilklippen beim Leuchtturm von Cabo Sardão nisten Störche auf den schmalen Felslamellen, die sich bis ins Meer hinunterziehen. Auch Schwarzkehlchen leben hier – ihr Singen begleitet den ganzen Tag. Der Weg zweigt zum Landhotel Herdade do Touril ab, wo ein Salzwasserpool und deftiges regionales Essen die müden Körper wiederbelebt. Von hier ist es nicht mehr weit nach Zambujeira do Mar, einem weißen Küstendorf, das auf einer Felsklippe thront.

Morgennebel lässt die Klippen auf dem Weg nach Odeceixe tags darauf noch mystischer wirken. Surreal wirkt nach einigen Kilometern das Wildgehege mit Sträußen und Zebras, an dem der Weg vorbeiführt. Mehrere Badebuchten säumen den Weg ins Fischerdorf Azenha do Mar. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Aussichtspunkt Ponta em Branco mit seinem Panoramablick auf die Praia de Odeceixe, wo der Teil des „Fischerpfads“ endet, der durch die Alentejo-Region führt. Hier hat man ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt. Wer will, kann weiter wandern und der Küste der Algarve bis Lagos folgen. Oder man legt den Rucksack ab und nimmt endlich ein Bad in den Wellen des Atlantiks.