Ustica ist eine kleine Vulkaninsel nördlich von Sizilien. Hier ist auf einem archäologischen Gelände, das seit Jahrzehnten erforscht wird, eine mehr als 3000 Jahre alte Befestigung entdeckt worden. Sie geht auf den Höhepunkt der Bronzezeit zurück und bezeugt die Existenz einer größeren Gemeinschaft, deren Leben an dem Ort um 1200 vor Christus durch ein plötzliches Ereignis, dessen Ursprung noch immer rätselhaft ist, abrupt unterbrochen wurde.
Die Entdeckung, über die im „Journal of Applied Geophysics“ berichtet wird, ist auf ein Team zurückzuführen, das vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) koordiniert wird. Die Befestigung auf Ustica gilt als eine der am besten erhaltenen Mittelmeersiedlungen ihrer Zeit und zeichnete sich durch einen geordneten Stadtplan mit Dutzenden von Hütten aus, die entlang enger Straßen errichtet wurden, sowie durch eine mächtige, 250 Meter lange und vier bis fünf Meter hohe Mauer, die die Siedlung umgab, um sie vor Angriffen und Überfällen zu schützen. Entdeckt wurde die Festung unweit eines, durch eine noch erhaltene Wehrmauer geschütztes, bronzezeitliches Dorf, das „I Faraglioni“ („Die Klippen“) genannt wird.
Dorf der Faraglioni
Die Forschungskampagne, an der Geologen, Geophysiker, Architekten und Archäologen beteiligt waren, erfolgte aus der Notwendigkeit, mit nicht-invasiven Techniken einige halb vergrabene Strukturen zu untersuchen, die zeitweise außerhalb der Verteidigungsmauer auftauchten. So wurden innovative Instrumente für geophysikalische Forschungen verwendet, wie z. B. Georadar und elektrische Tomografie. Damit war es möglich, die tiefen Fundamente der Vormauer und der Mauer, die als erster Verteidigungswall diente, genau zu untersuchen.
Laut Franco Foresta Martin, Direktor des Museumslabors für Geowissenschaften in Ustica, eröffnet die Entdeckung „ein neues Fenster zum Verständnis dieses antiken Dorfes und deutet auf eine komplexe Verteidigungsanlage hin, die alle Erwartungen übertrifft“. „Das Dorf der Faraglioni entstand zwischen 1400 und 1200 vor Christus an einem Küstenabschnitt, der im Norden der Insel aus dem Meer ragt“, erklärte Domenico Targia, Direktor des Archäologischen Parks von Himera, Solunto und Iato, unter deren Aufsicht auch die Ausgrabungen von Ustica stehen. Die Funde zeigen Parallelen zu mittelbronzezeitlichen Siedlungen der Liparischen Inseln (ca. 1450 bis 1270 vor Christus), die sich ebenfalls nördlich von Sizilien befinden.
Die Griechen nannten die Insel Ustica Osteodes („Beinhaus“), da dort Tausende von Meuterern aus Karthago verhungert waren. Seit der römischen Herrschaft heißt die Insel wegen des schwarzen Lavagesteins Ustica (von ustum „verbrannt“). Später stand sie unter der Herrschaft der Araber und der Normannen. Bis in das 18. Jahrhundert war die Insel häufigen Piratenüberfällen ausgesetzt.