Es war 10. Februar 1889, als Notar Luigi Bandoni mit klammen Fingern eine Schenkungsurkunde verfasste. Darin vermachte der Ingenieur Virgilio Biagini der Gemeinde Vetriano eine Scheune. Mit der Auflage, ein Theater daraus zu machen. Das bewerkstelligten die Bewohner des Ortes in der Toskana innerhalb eines Jahres und stellten sich dann selbst auf die Bretter, die für sie die Welt bedeuteten.
Wer die Darbietungen sehen wollte, musste zwar oft einen eigenen Stuhl mitbringen, das schmälerte aber den Erfolg des Teatrino nicht. Trotz der Fläche von nur 71 Quadratmetern, fasst das „Theaterchen“ im Saal und auf zwei Balkonen 85 Personen – weshalb es 1997 als „Kleinstes öffentliches historisches Theater der Welt“ ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde.
Immer weniger bespielt, dafür immer mehr baufällig, geriet die Bühne zunehmend in Vergessenheit. Der letzte Vorhang schien gefallen. Aber es war wieder die Familie Biagini, die das Theater der Gemeinde Pescaglia und dem Fondo Ambiente Italiano (einer gemeinnützigen Stiftung für Denkmalpflege und Naturschutz) schenkten.
Nach der aufwändigen Restauration sieht das Kleinod mit seinen mannigfaltigen Verzierungen, dem bemalten Vorhang, den hölzernen Balkonen und dem Bühnenhintergrund wieder so aus, wie im späten 19. Jahrhundert. Und wie damals erklingt nach den Vorstellungen auch wieder Applaus.