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„Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut“, heißt es in dem bekannten Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“, von Georg Neumark um 1641 gedichtet und vertont und von Johann Sebastian Bach mehrfach in seinen Kantaten verwendet. In Jesolo wird in Glaubensfragen aber auch heuer wieder dennoch auf Sand gebaut. Nämlich bei der jährlich stattfindenden „Nativity Sand“: Auf 750 Quadratmetern stellen internationale Künstler über die Weihnachtszeit monumentale Krippen aus rund 1000 Kubikmetern Sand vor. Die 13 Sandkrippen sind in einem Pavillon auf der zentralen Piazza Brescia untergebracht und bis zum 7. Jänner zu sehen. Thema der Kreationen sind in diesem Jahr die wichtigsten Episoden im Leben des Heiligen Franz von Assisi.
Dieses Jahr wird der 800. Jahrestag der ersten Krippe gefeiert, die von dem Heiligen in der Ortschaft Greccio in der Region Umbrien im Jahr 1223 ins Leben gerufen wurde. 14 internationale Künstler unter der Leitung des Kanadiers David Ducharm haben die Sandkrippen errichtet, die seit 21 Jahren in der Weihnachtszeit Touristen in die Küstenstadt nahe Venedig locken. Eine Attraktion ist die Krippe von Assisi. Diese ist der Geburt Christi gewidmet. Dabei handelt es sich um ein acht Meter langes und viereinhalb Meter hohes Werk mit architektonischen Elementen der umbrischen Stadt, das von drei Bildhauern mit 240 Tonnen Sand geschaffen wurde.
Krippen an der Küste
Die Ausstellung in Jesolo wird durch „Il Grido“ („Der Schrei“) bereichert, eine imposante Holzskulptur des venezianischen Künstlers Marco Martalar. Das im Jahr 2021 geschaffene Werk symbolisiert den Aufschrei der Wälder der Region Venetien, die von den Windböen des Sturms Vaia, der 2018 über die Hochebene von Asiago fegte, verwüstet wurden. Die Skulptur ist aus Schadholz von Fichten und Buchen gefertigt und stellt eine Hand dar, die sich nach oben streckt.
Seit 2002 veranstaltet die Stadt Jesolo die Sandkrippen-Ausstellung, die von den besten Künstlern der Welt aus dem feinen Sand des venezianischen Badeortes geschaffen wurden. Die Bedeutung der Veranstaltung und die Wertschätzung des Publikums haben dazu geführt, dass sie zu einer der berühmtesten Krippenschauen in Italien und im Ausland geworden ist. Zu Weihnachten 2018 war eine Sandkrippe aus Jesolo auf dem Petersplatz zu sehen. Jedes Jahr ist die Krippe einem Thema gewidmet, dieses Jahr ist es die Begegnung. Eine Krippe in Jesolo wurde von einem ukrainischen und einem russischen Künstler geschaffen, als Zeichen des Friedens und der Einheit.